Villa Fortuna in Botzdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Bornheim (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 45′ 35,05″ N: 6° 59′ 37,7″ O 50,75974°N: 6,99381°O
Koordinate UTM 32.358.506,17 m: 5.625.026,11 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.570.165,53 m: 5.625.389,58 m
Die römische villa rustica (Gutshof) bestand aus mindestens fünf Steinbauten, wovon drei kleinere Nebengebäude waren. Das Haupthaus besaß einen gut erhaltenen Thermentrakt. Das stark zerstörte fünfte Gebäude besaß repräsentativen Charakter, lässt sich in seiner Funktion nicht näher bestimmen.

Einordnung
Die Villa Fortuna, benannt nach einem Relief der Glücksgöttin, das während der Ausgrabungen gefunden wurde, ist ein typisch römischer Gutshof, der aus mehreren Bauten bestand. Besonders gut erhalten sind der Thermentrakt des Hauptgebäudes sowie zwei Töpferöfen. Die Villa lag am Osthang des Vorgebirges (Ville) mit Blick über das Rheintal. Die Topographie dieses Höhenzuges bietet eine bevorzugte Lage, die bereits in römischer Zeit für zahlreiche Siedlungsplätze genutzt wurde.

Beschreibung
2002 fanden im Rahmen einer Erschließung für ein Neubaugebiet archäologische Ausgrabungen statt. Auf einer Fläche von 1,3 Hektar entdeckte man Reste von fünf Steingebäuden. Drei von ihnen können als Nebengebäude angesehen werden. Vom vierten Bau ist vor allem ein Raum erhalten, der durch seine Ausstattung mit Marmorimitation eine repräsentative Funktion vermuten lässt. Wahrscheinlich gehörte er zu einem größeren Komplex.

Das Hauptgebäude, von dem ein 20 x 11 Meter großer Bereich freigelegt werden konnte, wies mehrere Bauphasen auf. Erst in der zweiten Nutzungsphase wurde das Gebäude erweitert und als Wohnhaus genutzt. Zudem erhielt es an seiner Südseite einen Badetrakt, der heute konserviert und Besuchern zugänglich ist. Kommt man von Norden an die Thermen, sieht man zunächst die Hypokaustanlage (römische Heizanlage) des Heißbades (K). Befeuert wurde sie vom Hauptraum (A) des Wohngebäudes aus. Östlich schließen sich das Warmbadebecken (J) und ein quadratischer Umkleideraum (I) an. Ganz im Süden befindet sich die besonders gut erhaltene Sitzwanne des Kaltbadebeckens (H). Diese war über einen Gang (G) mit dem Umkleideraum und dem Heißbad (K) verbunden. Reste von gewölbtem Verputz lassen auf ein Tonnengewölbe über dem Bad schließen. Die Wasserversorgung von Haus und Bad erfolgte über eine tönerne Wasserleitung, die ihr Wasser von oberhalb am Hang gelegenen Quellen bezog.
In einem kleinen Raum (C) des Wohngebäudes befand sich ein Regal mit Geschirr, das bei einem Brand umstürzte. Sein Inhalt, darunter Schüsseln, Teller, Becher, Schalen, eine Reibschale, Töpfe, Vorratsgefäße, Steinmörser und Eisenmeißel, konnte vollständig geborgen werden. Ein 40 Zentimeter hohes Sandsteinrelief, das den Oberkörper der Glücksgöttin Fortuna mit Füllhorn zeigt, wurde ebenfalls in dem Versturz gefunden. Die Keramik lässt sich in die Zeit zwischen 190 und 200 n. Chr. einordnen und bietet somit einen Anhaltspunkt für die Datierung dieser Nutzungsphase.

In einer letzten Nutzungsphase im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das Bad aufgegeben und das Hauptgebäude einer anderen Funktion zugeführt: Es diente der Verarbeitung von Getreide. Dafür sprechen eine Darre, Mühlsteine und ein rundes Fundament.

(Hannelore Rose / Marianne Tabaczek, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2014, erstellt im Rahmen eines Projektes der Fritz Thyssen Stiftung)

Literatur

Kunow, Jürgen (2011)
Römische Badeanlagen im Rheinland. Aktuelle Planungen und Realisierungen zu ihrer Erschließung im städtebaulichen Kontext. In: Müller, Martin; Otten, Thomas u. Wulf-Rheidt, Ulrike (Hrsg.): Schutzbauten und Rekonstruktionen in der Archäologie, (Xantener Berichte, 19.) S. 475-495. hier S. 476-481, Mainz.
Ulbert, Cornelius (2002)
Eine gut erhaltene römische villa rustica in Botzdorf. In: Archäologie im Rheinland 2002, S. 89-92. Stuttgart.

Villa Fortuna in Botzdorf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Walbottstraße
Ort
53332 Bornheim - Botzdorf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 200

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„Villa Fortuna in Botzdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-96162-20140715-2 (Abgerufen: 3. Oktober 2024)
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