Römerkastell Alteburg bei Arnsburg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Lich
Kreis(e): Gießen
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 29′ 15,32″ N: 8° 47′ 6,89″ O 50,48759°N: 8,78525°O
Koordinate UTM 32.484.765,48 m: 5.592.867,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.484.833,99 m: 5.594.665,25 m
  • Die konservierten Fundamente des Nordtores des Römerkastells "Alteburg" bei Arnsburg, gesehen von Westen (2013)

    Die konservierten Fundamente des Nordtores des Römerkastells "Alteburg" bei Arnsburg, gesehen von Westen (2013)

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  • Rekonstruierte Grundmauern des Nordtors des Römerkastells Arnsburg-Alteburg (2018)

    Rekonstruierte Grundmauern des Nordtors des Römerkastells Arnsburg-Alteburg (2018)

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  • Blick vom Kastellareal "Alteburg" bei Arnsburg auf den Standort der frühen Militärlager nördlich des Welsbaches (2013)

    Blick vom Kastellareal "Alteburg" bei Arnsburg auf den Standort der frühen Militärlager nördlich des Welsbaches (2013)

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  • Infotafel am Kulturhistorischen Wanderweg am Römerkastell "Alteburg" bei Arnsburg (2013)

    Infotafel am Kulturhistorischen Wanderweg am Römerkastell "Alteburg" bei Arnsburg (2013)

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  • Rekonstruierte Grundmauern des Nordtors des Römerkastells Arnsburg-Alteburg (2018)

    Rekonstruierte Grundmauern des Nordtors des Römerkastells Arnsburg-Alteburg (2018)

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Das Limeskastell „Alteburg“
Bereits von der Reichs-Limeskommission konnten die Ausmaße des Kastells exakt ermittelt werden. Seine Längsausdehnung beträgt 181,01 Meter an der Nord- und 184,93 Meter an der Südseite. Die anhand der West- und Ostseite zu bestimmende Querausdehnung variiert ebenfalls – hierbei überragt die Westseite mit 162,38 Meter Länge die 160,50 Meter lange Ostseite merklich. Aus den Maßen abzüglich der Mauerstärke ergibt sich eine Nutzfläche im Kastellinneren von 2,9 Hektar. Vom aufgehenden Mauerwerk haben sich, wie bei den Grabungen festgestellt wurde, noch Reste bis zu einer Höhe von 0,5 Meter erhalten. Der Kastellmauer war ein umlaufender, an allen Seiten nachgewiesener Graben von bis zu 2,91 Metern Tiefe vorgelagert. Im Verlauf der Kastellmauer ließen sich insgesamt vier Tore und 14 Türme belegen oder rechnerisch erschließen. Die Tore befanden sich gemäß der üblichen Anordnung in der Mitte der Schmalseiten bzw. im oberen Drittel der Langseiten (ausgehend von der östlichen Lagerfront) und waren jeweils mit zwei Türmen gesichert. Von der Innenbebauung sind aufgrund der Grabungen von 1893 vier Steinbauten, darunter das Stabsgebäude, bekannt.
Die vier das Lager zu den Toren hin durchziehenden Hauptstraßen sind durch Ausgrabungen, Luftbilder und die geophysikalische Messung hinreichend dokumentiert. Da als Besatzung für das Kastell Arnsburg eine cohors quingenaria equitata, also eine 500 Mann starke, teils berittene Einheit in Betracht kommt, müssen Unterkünfte für die Soldaten und 128–160 Pferde je nach Anzahl der Reiterzüge im Lager vorhanden gewesen sein.
Nach Ausweis der bisherigen Funde war das Kastell ab den 90er Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr. besetzt, doch ist die Datierung der frühen Kastellphase bislang noch unsicher. Während seiner ersten Bauphase war das Kastell sicherlich noch in Holz ausgeführt. Der Ausbau in Stein wird vor dem Hintergrund entsprechender Aktivitäten im Fall der übrigen Kastelle am Wetteraulimes im zweiten Drittel des 2. Jahrhundert n. Chr. stattgefunden haben. Das Kastell hat nach bisherigem Kenntnisstand bis in das zweite Drittel des 3. Jahrhunderts bestanden. Ziegelstempel belegen als Besatzung die coh(ors) II Aq(uitanorum) und ihre Schwestereinheit, die coh(ors) I Aq(uitanorum) (veterana equitata), die nacheinander hier stationiert waren. Noch im 2. Jahrhundert wechselt die Besatzung und die coh(ors) V Del(matarum) kommt nach Arnsburg
Seit 1986 sind zwei weitere Lager auf dem nördlich an den Welsbach anschließenden Acker bekannt, für deren zeitliche Einordnung es bislang nur vage Anhaltspunkte gibt und bei denen es sich wohl um nur kurzfristig besetzte Anlagen (Marschlager) zu handeln scheint.
Im Westen, Süden und Osten des militärischen Standortes lassen sich Spuren einer zivilen Besiedlung (Lagervicus), darunter ein Badegebäude und weitere große Steingebäude sowie ein Amphitheater, nachweisen. Ein zum Kastellplatz gehörendes Gräberfeld kam entlang der Ausfallstraße nach Süden zutage.
Mit der Aufgabe des Limes als Grenzlinie, die mit guten Gründen im Fall der Wetterau um das Jahr 270 n. Chr. angesetzt wird, endet die Nutzung des Kastellareals nicht. Es gibt Hinweise auf eine germanische Siedlergruppe frühalemannischer Prägung. 300 m östlich des Kastells ist anhand von Lesefunden eine spätkaiserzeitliche Siedlungsstelle nachgewiesen – vielleicht suchten die Germanen das Kastell nach Altmetall ab und verloren dabei Material. Im Hochmittelalter wurde im Kastellbereich mit dem Bau einer dreischiffigen Basilika begonnen. Die Baubefunde zeigen, dass ein Teilbereich dieses Gotteshauses bis in den Dachstuhl fertig gestellt und offensichtlich als Kirchenraum genutzt wurde, was auch durch etliche Bestattungen belegt ist.

Der kulturhistorische Wanderweg
Zur Präsentation des Kastellplatzes und seiner Bestandteile wurde das Areal des Limeskastells Arnsburg in einen Rundwanderweg integriert. Auf zur Zeit sechs, in Zukunft zwölf Informationstafeln erfährt der interessierte Besucher Hintergründe zu ausgewählten kulturhistorischen Einzelthemen.

Anfahrt
Das Kastellgelände liegt auf dem Gebiet der Gemarkung Muschenheim, Stadt Lich, nahe dem Kloster Arnsburg. Anfahrt über die von Lich nach Butzbach führende B 488 (beim Kloster Arnsburg auf die L 3131 in Richtung des Stadtteils Muschenheim abbiegen). Das Kastellgelände befindet sich kurz nach der Einmündung des Weges zur Bergermühle bzw. nach der Querung des Welsbaches, rechts der Straße (Holzschild mit der Aufschrift „Kulturhistorischer Wanderweg“). Auf den ehemaligen Eisenbahnverlauf führt hier ein kleiner Feldweg mit begrenzten Parkmöglichkeiten. Weitere Parkmöglichkeiten an dem vorher links abzweigenden Weg zur Bergermühle.

(Thomas Becker, hessenARCHÄOLOGIE, 2014)

Internet
deutsche-limeskommission.de: Kastell Arnsburg, Stadt Lich, Stadtteil Muschenheim, Landkreis Gießen (abgerufen 04.06.2014)
giessener-land.de: Kohortenkastell Arnsburg/Alteburg (abgerufen 04.06.2014)
taunus-wetterau-limes.de: Das Kohortenkastell Arnsburg (Alteburg)(abgerufen 04.06.2014)

Literatur

Becker, Thomas (2009)
Das Limeskastell "Alteburg" bei Arnsburg. Führungsheft zu den römischen Hinterlassenschaften in der Gemarkung Muschenheim der Stadt Lich, Landkreis Gießen. (Archäologische Denkmäler in Hessen, 170.) Wiesbaden.

Römerkastell Alteburg bei Arnsburg

Schlagwörter
Ort
35423 Lich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion, Archivauswertung, Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 100, Ende 260

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Römerkastell Alteburg bei Arnsburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-93825-20140603-2 (Abgerufen: 25. April 2024)
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