Die im Jahr 1131 zum Besitz des Bonner Cassiusstifts gezählte Pfarrkirche St. Peter diente über mehr als 200 Jahre als Simultankirche beider Konfessionen des Orts. Ein Fresko in einem Seitenschiff stellt die Legende vom „Galgen- und Hühnerwunder“ dar.
Die katholische Pfarrkirche und zeitweise Simultankirche St. Peter Urkundlich wird die Pfarrkirche Sankt Peter im Jahr 1131 fassbar. Bei ihrer Ersterwähnung wird sie zum Besitz des Bonner Cassiusstifts gezählt. Der viergeschossige Westturm über dem rundbogigen Hauptportal und die unteren Teile des Langhauses des dreischiffigen Bruchsteinbaus stammen von um 1200, der Chor und die Seitenchöre werden auf die Spätgotik des 14. bzw. 15. Jahrhundert datiert. Der kleine Turmreiter auf der Ostseite des Mittelschiffs stammt aus dem Jahr 1764. Im Inneren der Kirche befindet sich ein gotischer Taufstein aus Trachyt (13./14. Jahrhundert), ferner ein Wandschränkchen im Chor, ein Weihwasserbecken im Langhaus und ein Triumphkreuz (angeblich aus der Schule von Tilman Riemenschneider), welche in die spätgotische Zeit datiert werden.
Im Zuge der Reformation wurde der Ort Herchen lutherisch und die Kirche St. Peter im Jahr 1578 evangelisch. Die wenigen verbliebenen Katholiken nutzten zunächst die alte Klosterkirche, bevor St. Peter ab dem 17. Jahrhundert bis 1876 als Simultankirche beider Konfessionen diente – als Beginn des Simultaneums, d.h. die Gewähr der freien Ausübung beider Konfessionen, wird für Herchen das Jahr 1672 genannt (HbHistSt NRW 2006). Erst nach einem offenbar länger andauerndem Streit um die Beteiligung an den Kosten verzichtete die evangelische Gemeinde auf die Mitbenutzung der Kirche St. Peter und begann 1876 mit dem Bau der 1878/79 fertiggestellten evangelischen Kirche.
Die alten Teile der Pfarrkirche St. Peter wurden 1878 wiederhergestellt und das Gebäude um die neu errichteten Seitenschiffe und die Sakristei erweitert. Im Zuge weiterer Baumaßnahmen wurde das Mauerwerk in den Jahren 1963 und 1982 saniert. An der Südfassade befinden sich beiderseits einer Kreuzigungsdarstellung Gedenktafeln für die Herchener Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs.
Die „Hühnerlegende“ Vor dem Kirchengebäude gibt eine Hinweistafel des „Künstlerwegs Sieg“ Informationen zur Pfarrkirche St. Peter und der auf einem Fresko aus dem 15. Jahrhundert im südlichen Seitenschiff der Kirche dargestellten „Hühnerlegende“ (vgl. Abbildung). Diese wundersame Geschichte findet sich in ähnlichen Fassungen an verschiedenen Orten: „(…) Im südlichen Seitenschiff findet man Wandmalereien eines unbekannten Meisters aus dem späten 15. Jahrhundert, die das “Galgen- und Hühnerwunder„ zeigen: In einem Gasthaus weist der Sohn einer Pilgerfamilie die Liebesbekundungen der Wirtstochter ab. Ihr niederträchtiger Vater versteckt daraufhin einen Silberbecher im Pilgergepäck. Der junge Mann wird angeklagt und soll zur Strafe hängen. Die Eltern wollen in Santiago beim heiligen Jakob für ihren Sohn beten. Als sie zurückkehren, hängt ihr Sohn noch am Galgen, aber er lebt! Der heilige Jakob hat ihn gestützt und gehalten. Der Richter glaubt das Wunder erst, als ihm zwei Hühner aus dem Topf davonfliegen. Nun bekommen Wirt und Tochter ihre gerechte Strafe.“
Baudenkmal Das Objekt „Kath. Pfarrkirche St. Peter, Höher Landstraße 1“ in Windeck-Herchen ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege, Nr. 21221).
Internet www.bvv-herchen.de: Bürger- und Verschönerungsverein Herchen an der Sieg e.V. (abgerufen 22.04.2014) de.wikipedia.org: St. Peter (Herchen) (abgerufen 22.04.2014)
Literatur
Beyer, Heinrich; Eltester, Leopold; Goerz, Adam et al. (1860)
Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Mittelrheinisches Urkundenbuch (MrhUB), Ausgabe Coblenz, 3 Bände 1860-1874. Bd. 3, S. 681-684, Koblenz. Online verfügbar: dilibri.de, MrhUB, abgerufen am 17.04.2024
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 1104, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
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