Blick auf den Turmstumpf der Turmburg (links) und die Kirchenruine der Johanniskirche im Johannisfeld in Walluf-Niederwalluf (2005)
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Thörle, Stefan / hessenARCHÄOLOGIE
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Blick auf die Südwestecke des Turmstumpfes der Turmburg im Johannisfeld in Walluf-Niederwalluf (2005). Gut sichtbar sind der massive Mauerkern aus Gussmauerwerk sowie geringe Reste der Mauerschale
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Das Bild zeigt einen Blick auf den Turmstumpf der Turmburg (links) und die Kirchenruine der Johanniskirche im Johannisfeld in Walluf-Niederwalluf (2005).
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Das Bild zeigt einen Blick auf die Südwestecke des Turmstumpfes der Turmburg im Johannisfeld in Walluf-Niederwalluf (2005). Gut sichtbar sind der massive Mauerkern aus Gussmauerwerk sowie geringe Reste der Mauerschale.
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Zeugen der ältesten Ortsgeschichte Der Ursprung von Niederwalluf lag östlich des heutigen Ortskerns, jenseits des Rheinzuflusses Walluf. Hier haben sich auf dem „Johannisfeld“ mit den Ruinenstätten der Johanniskirche und einer Turmburg zwei noch heute sichtbare Denkmäler aus dem Mittelalter erhalten.
Die Turmburg In der Forschung war der Stumpf der Turmburg aufgrund der Bautechnik zunächst als möglicherweise römisches, karolingisches oder ottonisches Bauwerk angesprochen worden. Eine archäologische Untersuchung erfolgte schließlich in den Wintern 1931/32 und 1932/33 unter Leitung des damaligen Direktors der Sammlung Nassauischer Altertümer in Wiesbaden, Dr. Ferdinand Kutsch, mit Mitteln des Reichsarbeitsdienstes. Wie sich dabei zeigte, hatte der Turm einen rechteckigen Grundriss von 11,60 mal 9,60 Metern Größe bei einer Mauerstärke von 2,20 bis 2,30 Metern. Die Gebäudemauern waren in Zweischalentechnik als Gussmauerwerk mit länglichen Handquadern aus weißem Kalkstein und mit sauberem Fugenstrich ausgeführt. Die Ecken waren mit roten Sandsteinquadern verblendet. Der oberste erhaltene Quader an der Ostecke weist einen Randschlag mit Spiegel auf, was als chronologisches Kriterium für eine salierzeitliche Datierung anzusehen ist. Der Turm war in unterschiedlichen Abständen mit einer rechteckigen Wehrmauer und einem Graben umgeben Die Wehrmauer konnte nicht vollständig nachgewiesen werden, weil sie in späteren Zeiten tiefgründig zerstört worden war und zudem nur zu einem Teil in der Grabungsfläche lag. In einer weiteren Bauphase wurde die Turmanlage nach Westen durch ein Gebäude unbekannten Aussehens und unbekannter Größe erweitert. Der nur zu einem ganz geringen Teil untersuchte Graben erwies sich als zweiphasig: Der ältere, 4 Meter breite Sohlgraben verlief im untersuchten Teil im Abstand von 3,50 Metern vor der Wehrmauer. Der jüngere Graben verlief offenbar so, dass er die Burg und den erweiterten Vorgängerbau der Johanniskirche eingeschlossen haben muss.
Die Johanniskirche Die jetzt sichtbare Ruine der letzten Johanniskirche im Johannisfeld ist nach der Jahreszahl auf einem Stein über dem Westportal ein Kirchenbau von 1508. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Kirche verwüstet und als Stall und Scheune zweckentfremdet; das neben dem Gotteshaus stehende Pfarrhaus wurde niedergebrannt. Nach dem Krieg wurden Kirche und Ausstattung renoviert. Bis zum Jahr 1719 blieb die Johanniskirche Pfarrkirche von Niederwalluf. Inzwischen hatte sich das Dorf nach Westen verlagert, und die erweiterte ehemalige Adelheidkapelle wurde zur neuen Kirche. Sie bildet noch heute den Chor der jetzigen Kirche „St. Johannes der Täufer“. Der im Jahr 1773 befohlene Abriss der alten Kirche wurde vom damaligen Pfarrer Oel mit der Begründung abgewendet, dass sie immer noch in Dach und Fach gehalten werde, dass an Fronleichnam die Prozession dorthin führte und dass Kirchhof und Beinhaus noch in Gebrauch seien. Der Abbruch erfolgte dann erst 1807. Die Ausgrabungen im Bereich der Kirche erbrachten allerdings den Grundriss eines mittelalterlichen Vorgängerbaus, der mindestens einmal durch ein Seitenschiff erweitert wurde. Der ursprüngliche Bau war eine kleine Saalkirche von 10 mal 6,20 Metern mit fast quadratischem Chor (4,20 mal 4,50 Meter), an die nachträglich ein 2,50 Meter breites Seitenschiff angebaut worden war.
Historische Einordnung Die Turmburg stellt eine Anlage des 11. Jahrhunderts dar. Die Handquader und die Eckquaderung bilden Kriterien, die sie in die Reihe der salierzeitlichen Wohntürme einfügt. Aufgabe und Zerstörung der Burg müssen etwa um 1200 erfolgt sein. Die Lage der Burg an der Westgrenze des Königssondergaus, die durch die Walluf gebildet wurde, weist sie außerdem als möglichen Vorposten des Königshofs Wiesbaden aus. Es ist denkbar, dass die Burg als Sitz eines Reichsministerialen diente, der das Reichsgut in Walluf zu verwalten und zu schützen hatte. Bedauerlicherweise ist der Name eines Burgherrn nicht überliefert.
Die Ausgrabungen der 1930er Jahre erbrachten noch weitere Befunde, die obertägig nicht mehr sichtbar sind. Ihre datierenden Funde verlängern die belegte Geschichte des Johannisfelds weit in die Vergangenheit. So wurde die Turmburg nicht in freies Feld gebaut. Ein Holzgebäude von 2,60 mal 3,50 Metern Größe erwies sich als Grubenhaus einer Siedlung des 6. bis 9. Jahrhunderts, von der auch weitere Befunde und Funde zeugen. Noch älter sind Spuren einer keltischen Siedlung aus der sogenannten Frühlatènezeit (4./5. Jahrhundert vor Christus). Einige zeitgleiche Gräber wurden 1947 nur wenig südwestlich von Turmburg und Kirche entdeckt. Die drei Frauen- und zwei Kinderbestattungen können zur angrenzenden Siedlung gehört haben.
Turmburg und Johanniskirche im Johannisfeld. Führungsblatt zu einem Ruinenensemble in Walluf-Niederwalluf, Rheingau-Taunus-Kreis. (Archäologische Denkmäler in Hessen, 166.) Wiesbaden.
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