Nach dem Tod ihres Mannes verkaufte Frau Emma Halbe im Jahre 1937 Hotel und Produktionshalle an die Gebrüder Paul und Fritz Drux. Diese bauten im ehemaligen Hoteltrakt Wohnungen für ihre Familien, im übrigen Teil des Gebäudes schufen sie einen Industriebetrieb, in dem sie mit einer Belegschaft von ca. 20 Mitarbeitern Werkzeuge, hauptsächlich Spiralbohrer, herstellten. Gegen Ende des Krieges wurde der Wohntrakt des Gebäudes bei einem Luftangriff auf Loope durch eine Fliegerbombe zerstört. Personen kamen hierbei glücklicherweise nicht zu Schaden, da die Bewohner in einem nahegelegenen alten Bergstollen, der als Luftschutzbunker diente, Zuflucht gefunden hatten. Noch während des Wiederaufbaus konnte die Produktion von Bohrern etliche Monate nach Kriegsende in der nur wenig beschädigten Fabrikhalle wieder aufgenommen werden.
Zu Anfang der 1950er Jahre ging das gesamte Anwesen durch Verkauf über in den Besitz von Herrn Heinrich Koene, der die Produktion von Spiralbohrern fortsetzte. Aus Altersgründen gab Herr Koene, nahezu 90jährig, seinen Industriebetrieb in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts auf. Erbin wurde nach seinem Tod Frau Sonntag, eine Verwandte von Heinrich Koene.
Der Betrieb lag etliche Jahre still und machte mittlerweile einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Das änderte sich rasch, nachdem Ralf Rother, Architekt und gebürtiger Looper, das 100 Jahre alte Gebäude im Jahre 2008 von der Eigentümerin, Frau Sonntag, durch Kauf erworben hatte. Für Ralf Rother war die Umgestaltung der Alten Fabrik, wie sie in Loope genannt wurde, ein ganz besonderes Projekt und eine architektonische Herausforderung. Der alte Charakter des Gebäudes sollte sowohl in der Außenfassade als auch im Inneren der Fabrikhalle spürbar bleiben. Die Klinkerfassade wurde sandgestrahlt, die roten und gelben Ziegelsteine, zum Teil durch neue ersetzt, beleben den altmodischen Charme des Gebäudes. Auch die Sanierung der nostalgischen Gussfenster unterstreicht den gelungenen Versuch, das alte Industriegebäude in ein authentisches Stück Geschichte zurück zu verwandeln. Im Inneren wurde die Betonkappendecke mit ihren Stahl- und Gussabstützungen im Originalzustand belassen. Reproduktionen von alten Fotos zeigen Fabrik- und Hotelbetrieb.
Eine gewisse nachzuempfindende Fabrikatmosphäre sollte erhalten bleiben, ein Industriemuseum jedoch wollte Ralf Rother nicht schaffen. In der früheren Fabrikhalle entstanden auf einer Fläche von 300 Quadratmetern aus Stein, Glas und modernster Technik Geschäftsräume, zugeschnitten für die Bedürfnisse eines Bankinstituts. Anfang des Jahres 2010 eröffnete die Volksbank Oberberg e.G. hier eine neue Filiale. Neben der Volksbank Oberberg hat im Obergeschoss des Gebäudes auch die „Looper Physio“, Krankengymnastikpraxis Berfeld und Partner, die Arbeit aufgenommen. Mit dem Umzug wurde auch das Therapie- und Kursangebot erweitert. Außerdem wurden im Gebäude zwei Wohnungen und eine Büro-/Gewerbefläche erstellt.
Am Samstag, den 9. Januar 2010, öffneten Volksbank und Praxis Berfeld ihre Pforten und luden zum Tag der offenen Tür ein. Das Interesse der Bevölkerung war groß. Dicht gedrängt bewunderten die Besucher das restaurierte Gebäude. Ohne Übertreibung darf gesagt werden, dass durch die Umwandlung der „Alten Fabrik“ Loope um ein Schmuckstück reicher wurde.
(Karl-Heinz Lüdenbach, nach „Loope. Ein Heimatbuch“, 2012)
(Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Oberberg, 2013. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt.)
Internet
www.bvv-loope.de: Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. (abgerufen 06.08.2013)