Luftbild des Kastellbereichs und Umzeichnung der Befunde (2013)
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Landesamt für Denkmalpflege Hessen
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Kleeberg, Andy / Becker, Thomas
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Im Luftbild sind im Boden erhaltene Strukturen des römischen Lagerdorfs südlich des Kastells Hungen-Inheiden erkennbar (2010)
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Braasch, Otto
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Die Abbildung zeigt ein Luftbild des Kastellbereichs und eine Umzeichnung der Befunde (2013).
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Im Luftbild sind im Boden erhaltene Strukturen des römischen Lagerdorfs südlich des Kastells Hungen-Inheiden erkennbar (2010).
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Braasch, Otto
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Braasch, Otto
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Ihren Hauptstationierungsort hatten die Soldaten am Limes in größeren Kastellen, die je nach Größe der dort liegenden Einheiten zwischen 0,6 und 5,2 Hektar Grundfläche aufwiesen. Insgesamt sind 70 dieser Anlagen entlang des gesamten Limes bekannt, wovon eine in Inheiden nahe dem Wasserwerk in der Flur „Auf der Mauer“ liegt. Noch heute ist gut zu erkennen, dass dessen Lage auf einem leichten Rücken über der Horloff für eine hochwasserfreie Position sorgte. Durch Luftbilder ist bekannt, dass an dieser Stelle mehrere Kastelle bestanden, wobei es sich wohl um zeitlich aufeinander folgende Anlagen handelt. Die frühesten Kastelle waren mit etwa 0,1 Hektar relativ klein, während das in Stein gebaute Lager, das wohl im frühen 3. Jahrhundert entstand, immerhin schon 1,1 Hektar (99 x 107 Meter) aufwies. Unter dem Steinkastell lag ein mit 0,7 Hektar etwas kleinerer Vorgängerbau aus Holz. Im Steinkastell waren wahrscheinlich circa 200 Soldaten stationiert, die zu einem so genannten Numerus, also einer Hilfstruppeneinheit, gehörten. Der Name der Einheit ist bis heute unbekannt, doch legen die Namen ähnlicher Einheiten am Limes in Hessen nahe, dass es sich um eine in der Region ausgehobene Einheit gehandelt haben könnte.
Im Inneren des Kastells sind durch Luftbildaufnahmen zwei große Steingebäude bekannt, bei denen es sich zum einen um das zentrale Stabsgebäude der Einheit (Principia) und zum anderen um einen bislang unbekannten, ungefähr gleichgroßen Bau handelt. Nördlich und südlich dieser Steinbauten lagen die Mannschaftsbaracken der Soldaten, die allerdings als Fachwerkbauten errichtet waren und sich daher nicht so gut nachweisen lassen. Die Umwehrung des Kastells bestand aus einer 7 bis 8 Meter hohen Mauer und einem vorgelagerten Graben, über dessen Dimensionen aufgrund fehlender Untersuchungen bislang nichts bekannt ist. Die Hauptverkehrsachse durch das Kastell lief von Norden nach Süden, wo sich auch die Haupttore in der Kastellmauer befanden. Wahrscheinlich ist, daß sich auch in den anderen Langseiten der Kastellmauer Tore befanden und sich in den Kastellecken Türme befanden.
Der Beginn der römischen Besetzung dieses Platzes ist wohl in den Anfang des Limes als Grenzlinie, also am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr., anzusetzen, wobei dies aufgrund des bislang geborgenen Fundmaterials noch nicht nachgewiesen werden konnte. Die in einem der kleineren Kastelle stationierte Einheit war zahlenmäßig nicht so stark, dass sie einen Niederschlag im geborgenen Fundmaterial verursacht hätte. Daher liegt der durch die Analyse des Fundmaterials gewonnene Eindruck von der ersten militärischen Präsenz vor Ort etwas später. Das Fundmaterial legt in jedem Fall nahe, dass das Kastell noch über die Mitte des 3. Jahrhunderts besetzt war. Allerdings kann der exakte Zeitpunkt der Aufgabe ebenso wenig ermittelt werden wie die Überlegung, ob bis zum Ende die volle Besatzung im Kastell lag oder mit einer Reduzierung der Truppe zu rechnen ist.
Um das Kastell lag auf der West-, Ost- und vor allem auf der Südseite die zugehörige Zivilsiedlung (Vicus). Von ihr sind Spuren durch die Ausgrabungen beim Leitungsbau in den 1970er Jahren, vor allem aber durch die Luftbildarchäologie bekannt. Hierbei nutzt man den Effekt, dass Getreide über archäologischen Befunden (etwa Mauern, Keller, Gruben) unterschiedlich gegenüber dem umgebenden Boden wächst. Aus der Luft lassen sich Unterschiede deutlich erkennen und die sichtbaren Strukturen interpretieren. Daraus ergibt sich, dass beiderseits der Ausfallstraße aus dem Kastell nach Süden Richtung Echzell so genannte Streifenhäuser standen. Dabei handelt es sich um langschmale Gebäude, die mit ihrer Schmalseite aufgereiht entlang der Straße stehen und mit einem Nutzbereich im hinteren Teil des Grundstücks ausgestattet sind. Aber auch westlich und östlich des Kastells ließen sich auf diesem Wege Spuren einer zivilen Besiedlung nachweisen, die sich allerdings nicht ganz so klar gliedern lässt. Möglicherweise lief um einen Teil des Kastells noch eine Ringstraße, an der sich diese Besiedlung orientierte. Im Vicus lebten die Angehörigen der Soldaten, vor allem aber Händler und Handwerker, die von der Finanzkraft der im Kastell stationierten Einheit profitierten. Auch zeigen andere Kastellvici am Limes, dass diese auch gleichzeitig Umschlagplatz für den Warenaustausch mit den vor der Grenze lebenden Germanen sein könnten.
Alle beschriebenen Bestandteile haben durch die UNESCO das Prädikat eines Welterbes der Menschheit bekommen.
Das Kastell Inheiden. In: Fabricius, Ernst; Hettner, Felix u. Sarwey, Otto von (Hrsg.): Der obergermanisch-rätische Limes des Römerreiches, B IIa, Nr. 17, Berlin, Leipzig u. Heidelberg.
Neue Terra Sigillata-, Münz- und Ziegelfunde vom Limeskastell Inheiden (Kr. Gießen). In: Saalburg-Jahrbuch 28, 1971, S. 14 – 28. Bad Homburg.
Fabricius, Ernst (1936)
Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches Abt. A Band II. Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg. Berlin/Leipzig.
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