Die bergische „Mode“, Fachwerkhäuser mit Schiefer aus dem Sauerland abzudecken, verbreitete sich Ende des 18. Jahrhunderts. Das hatte nicht nur praktische Gründe: Mit einem verschieferten Haus signalisierte man auch einen gewissen Wohlstand. Oft brachte man die Schieferplatten in dekorativen Mustern an.
Neben der Schieferverkleidung des Rathauses sind auch die Verzierungen der weiß gestrichenen Fenster und Türen typisch bergisch. Sie nehmen Anleihe an barocken, schwungvollen Formen, die man auch an vielen Bergischen Bürgerhäusern findet. Man spricht diesbezüglich auch vom „Bergischen Rokoko“.
Ursprünglich befand sich in dem 1904 erbauten Gebäude ein Gymnasium. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen vor allem Flüchtlinge aus den früheren deutschen Ostgebieten hinzu, wodurch die Einwohnerzahl der Stadt um mehr als 50% anstieg. So reichten dann auch ab den 1950er Jahren die Räumlichkeiten des Gymnasiums nicht mehr für die Schüler aus, und das Gymnasium wurde in das Schulzentrum verlegt. Seit 1956 wird das Gebäude von der Stadt Waldbröl als Rathaus genutzt.
(Biologische Station Oberberg, 2013. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Umwelt.)