Die jüdische Gemeinde in Lommersum gehörte zur Spezialgemeinde Weilerswist.
Gemeindegröße um 1815: 3 (1806), um 1880: 31 (1885), 1932: 16 (1933), 2006: –.
Bethaus / Synagoge: Bis um 1900 besuchten die Lommersumer Juden den Betsaal in Großbüllesheim. 1904 wurde eine kleine Synagoge errichtet. Schon Anfang der 1920er Jahre kam kein Gottesdienst mehr zustande, die Synagoge wurde verkauft. Das Gebäude existiert noch (vorstehende Angaben nach Reuter 2007).
Die kleine Synagoge der Lommersumer jüdischen Gemeinde (hebräisch Kehillah) wurde durch Hermann Kain um 1904 in der Zunftgasse erbaut. Bereits in den 1920er Jahren wurde das Gotteshaus an einen nichtjüdischen Kaufmann veräußert, der in dem Gebäude eine Schusterei eröffnete (nach Arntz 2008, dort auch Ansichten des Gebäudes). Dadurch, dass sich die ehemalige Landsynagoge seitdem in „arischem Besitz“ befand, überstand sie die nationalsozialistischen Novemberpogrome von 1938 ohne Schaden. Noch in den 1990er Jahren war das Gebäude nicht für die Forschung zugänglich:
„Es war der Verfasserin verwehrt, das Innere des Hauses zu betreten. Gegen den Willen des heutigen Eigentümers, der das in seinen Augen völlig veraltete Bauwerk abreißen lassen wollte, wurde das Gebäude in der Zunftgasse 9 in die Denkmalliste der Gemeinde Weilerswist eingetragen.“ (Pracht 1997, S. 383)
Die seinerzeitige Bestandsaufnahme durch das Rheinische Amt für Denkmalpflege (heutiges LVR-Amt für Denkmalpflege) lautet wie folgt:
„Es präsentiert sich als giebelständiger eingeschossiger Backsteinbau auf rechteckigem Grundriß und niedrigem Sockel. Das Satteldach ist mit Tonpfannen eingedeckt. Die Eingangstür befindet sich in der Mitte der linken Traufseite. Die straßenseitige Schaufassade weist zwei rechteckige Fenster mit waagerechtem Sturz und Sandsteinsohlbank auf. Die Fenster sind heute meist mit doppelschlägigen Läden verschlossen. Im Giebeldreieck ist ein Rundfenster mit Sandsteingewänden. Eckpilaster mit waagerechtem Abschluß ragen über die Traufhöhe ebenso hinaus wie der Mittelpfeiler, der den überfirsthohen Giebel bekrönt. Ein weiteres Schmuckelement ist das mehrfach profilierte Traufgesims unter dem Giebel. Das Gebäude beherbergte lediglich einen Betraum. Wo die Frauenempore installiert war, läßt sich nicht mehr nachvollziehen. Die ehemalige Synagoge wird heute als Lagerraum benutzt.“ (zitiert nach Pracht 1997, S. 383)
Der Regionalhistoriker Hans-Dieter Arntz konstatiert dann im Jahr 2008 dem als Schuppen genutzten Gebäude einen „ursprüngliche(n) Zustand (, der) noch gut zu erkennen ist. Auch der Zugang zum kleinen Dachgeschoss ist durchaus möglich. Die Fensterrahmen, Türfassung und die Türe selber sind original. Es hat offenbar nie eine Frauenempore gegeben. Ebenso wie in Sinzenich wird es so gewesen sein, dass sich die Frauen und Männer gegenübergesessen haben (…)“, die neuen Eigentümer seien an einer Renovierung interessiert (Arntz 2008).
Baudenkmal
Das Objekt „Ehemalige Synagoge, Lommersum, Zunftgasse 9“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Gemeinde Weilerswist, Stand: 31. Dezember 2010).
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2012)
Quelle
Freundliche Hinweise von Herrn Hans-Dieter Arntz, Euskirchen, 2012.
Internet
www.hans-dieter-arntz.de, Hans-Dieter Arntz: Zwei vergessene und daher erhalten gebliebene Landsynagogen in der Voreifel: Lommersum und Sinzenich (02.02.2008, abgerufen 13.12.2012)
www.hans-dieter-arntz.de, Hans-Dieter Arntz: Zwei kleine Landsynagogen haben „überlebt“ (02.02.2008, abgerufen 13.12.2012)
de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Weilerswist (abgerufen 13.12.2012)