Der südwestlich von Bergnassau-Scheuern im Wald gelegene „Heidenpütz“ erscheint wie ein mit drei Wallgrabenanlagen (Geometrie hier: längliche Balken) gesicherter, nach drei Seiten zum Mühlbach hin steil abfallender Geländesporn mit dreizackigem Grundriss. Von der Oberwieser Feldmark aus kommend, führt ein Waldweg bergab, zwischen Waldabteilung 36 und 25 (laut Topographischer Karte TK 25 Dachsenhausen) an einem Wildacker, den man links liegen lässt, vorbei (Geometrie hier: kleines, westlich eingezeichnetes Dreieck). Hier stand alten Karten TK 1902/1914 zufolge die „Steins-Eiche“. 1935 taucht auf der TK „Steins Denkmal“ auf, das 1958 zum „Denkstein“ wird. In der TK 1968 ist die Eiche nicht mehr verzeichnet und in der TK 2001 ist selbst das Denkmalsymbol kaum noch erkennbar. Hier lässt sich sehr schön erkennen, wie zwei Denkmäler, nämlich Steinseiche und Denkmal des Herrn Steinhauser zu einem „Steinsdenkmal“ verschmelzen und Informationen verloren gehen.
Der Weg führt nun auf einem Grat entlang – rechts erscheint das steinerne Denkmal an Herrn Karl Steinhauser, der von 1854-1928 lebte (Geometrie hier: eckiges Gebilde vor dem ersten Balken). Das Denkmal ist von einem Eisenzaun umgeben. Die Inschrift besagt: Dem vorbildlichen, aufrechten Mann zum Gedächtnis + + Dem letzten des Jäger und Förstergeschlechtes + das zwei Jahrhunderte hindurch dem Stein'schen Hof in seltener Pflicht Treue diente.
Kurz bevor und kurz nachdem sich der weiter etwa nach Osten führende Weg gabelt, erscheinen die ersten beiden Wälle (Geometrie hier: skizziert durch Balken), denen jeweils ein Graben vorgelagert ist. Bevor der Weg dann in eine Kreuzung mündet, wird der dritte, heute noch höchste Wall, ebenfalls mit einem vorgelagerten Graben, sichtbar. Nach der ihm folgenden Wegkreuzung (der nach Südosten verlaufende Weg wurde 2009 mittels Waldmaschine geschoben, was den Wallabschnitt beeinträchtigt hat) führt ein schmaler Weg annähernd geradeaus darüber. Vormals war der Zugang durch einen Balken oder ähnliches gesichert – am linken Wegrand sieht man noch eine entsprechende Aufhängeeinrichtung. Der Weg ist nach beiden Seiten zeitweise durch eine Schiefermauer befestigt und nur eine knappe Wagenspur breit. Rechts und links fällt das Gelände steil ab – es handelt sich um den einzigen gangbaren Zuweg zum folgenden, zweistufigen Plateaugelände.
Warum ist der Weg hier so schmal? Dafür gibt es womöglich eine Erklärung, die im Gestein zu suchen ist. Die Arbeit von Christian Röhr gibt Aufschluss: Er hat unter anderem Quarzgänge kartiert und einer von vieren, die er verzeichnet hat, liegt exakt in der gleichen Ausrichtung wie der gratartige Zugang zum Heidenpütz. Tatsächlich findet man auch beiderseits des Weges verhältnismäßig große Quarzbrocken, die zwar gut sichtbar, aber nicht ganz so massiv wie diejenigen sind, die sich als „Wacken“ in der Berger Gemarkung oberhalb der Augustinermühle hartnäckig der Erosion widersetzen. Dem schmalen Weg weiter folgend, sieht man links eine Schutzhütte (in älteren Karten noch als „Pavillon“ bezeichnet) mit wunderbarem Panoramablick über das Mühlbachtal und zur Alteburg, die ebenfalls ein durch drei Wallgrabenanlagen gesicherter Geländesporn ist – allerdings auf der anderen Mühlbachseite, unterhalb von Singhofen. Hier führt das Landesamt für Denkmalschutz Grabungen durch. , deren Erkenntnisse mir noch nicht bekannt sind.
Weiter nach Westen gehend, weitet sich das Gelände. Ein viereckiger Grenzstein steht inmitten des oberen, nach Süden ausgerichteten, kleinen Plateaus. Im weiteren Verlauf des Weges (der als Sackgasse in der TK 25 2001 eingetragen ist), befindet sich ein tieferes und größeres Plateau mit einem zweiten Grenzstein. Dieser ist von dreieckigem Grundriss. Auf der Oberseite hat er verschnörkelte Buchstaben, nach Osten hin kann man oben eine Blüte mit 5 oder 6 Kronblättern erkennen und darunter einige Buchstaben, vielleicht VST (von Stein?). Auch auf der grob in Richtung West weisenden Seite sind Buchstaben zu erkennen. Südlich des Steins hat ein Jäger an einem verdorrten Baum einen Salzleckstein angebracht, der Baum steht in einer kleinen Senke, die zeitweise mit Wasser gefüllt ist (eine „Pütz“), offenbar verhindert hier eine anstehende Tonschicht den Wasserablauf. In der Preußischen Uraufnahme heißt die Gegend noch „Heiden-B.“ (vermutlich für „Berg“) - dann heißt es 1902 und 1914 in den TK „Heidenpfütz“ und ab TK 1935 „-pütz“. Die Flurbezeichnung putte, pütte, putze (aber auch Familiennamen wie Pitsch, Pütz, Pitz) leiten Namensforscher von puteus (lateinisch Brunnen) ab. Heutzutage ist das Wort als „Pfütze/Lache“ wie auch als „Bütte“ (für Wasserbehälter) noch in Gebrauch. Das Adjektiv „pitsch(e)nass“ fällt auch in diese Wortbedeutung.
Nach Norden hin fällt ein Meilerplatz auf, kurz oberhalb hiervon findet man eine leichte (mit Laub gefüllte Senke). Weiter unten im Hang Richtung Norden liegt ein weiterer Meilerplatz. Die kleine Senke mag vielleicht als Wasserreservoir zum Löschen des Meilers gedient haben.
Vielleicht handelt es sich beim Heidenpütz um einen früher stark gesicherten Viehpferch, der bei Bedrohung als Versteck diente und das Vieh vor Enteignung etc. schützte. Später hat er wohl zeitweise einem Köhler gedient, der auf diesem schönen Platz sicher seine Köhlerhütte aufstellte, um die Nachtwache für den Kohlemeiler zu gewährleisten. Bis vor kurzem war dies noch ein eher „verwunschener“ Ort , denn ein ausgewiesener Wanderweg verirrt sich (noch) nicht dorthin. Jüngst toben dort aber auch wieder jüngere Leute von weither herum, wie das Internet verrät. Wer Spaß an Geo-Caching hat, kann mittels GPS einen hier versteckten „Schatz“ finden. Einer mündlichen Mitteilung nach fand man hier eine steinerne Handmühle.
(Silke Dehe, Hunzel, 2012)
Literatur
Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2005)
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