Zwar sind für den Zeitraum von 1590 bis 1620 evangelische Gottesdienste in Euskirchen belegt; eine evangelische Kirchengemeinde wurde gleichwohl erst gegründet, nachdem die Rheinlande 1815 durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses Preußen zugesprochen worden waren. Nach einer vorübergehenden Nutzung der Kapuzinerkirche und eines Gebäudes an der Wilhelmstraße erwarb die Kirchgemeinde im Jahre 1891 ein Baugrundstück in der Kölner Straße.
Hier entstand zwischen 1893 und 1895 nach Plänen des Kölner Architekten Emil Schreiterer der heute existierende Kirchbau. Zusammen mit der Ringkirche in Wiesbaden und der Friedhofskirche in Wuppertal-Elberfeld gehörte die Evangelische Kirche in Euskirchen zu den frühesten Bauten, die den 1891 beschlossenen Leitlinien des Wiesbadener Programms für einen zeitgemäßen evangelischen Kirchenbau folgten. 1891 waren in Wiesbaden Leitlinien festgelegt worden, die dem protestantischen Kirchenbau ein unverwechselbares Gepräge verleihen sollten. Dazu gehörten die Verwendung eines Baustils, der an den Übergang von der Spätgotik zur Renaissance in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, dem Zeitalter der Reformation, erinnert. Durch einen zentralräumlichen Grundriss, der in Euskirchen aufgrund der Besonderheiten des in die Straßenflucht eingebundenen Baugrundstücks noch keine Anwendung fand, sollte die Gemeinde um den Altarbereich angeordnet sein. Charakteristisch für eine Kirche des Wiesbadener Programms ist jedoch, dass in Euskirchen auf eine Scheidung von Gemeinde- und Altarbereich verzichtet wurde, um der paulinischen Auffassung eines allgemeinen Priestertums der Gläubigen Rechnung zu tragen. Auch der Forderung, in der Ausstattung der Gleichwertigkeit von Wortverkündigung und Abendmahl Ausdruck zu verleihen, wurde nachgekommen, indem Schreiterer die Kanzel in den Altarbereich hinein nahm.
In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde die Evangelische Kirche bis auf die Umfassungsmauern und den Kirchturm zerstört. Der 1951 bis 1953 vorgenommene Wiederaufbau nahm eine Änderung der Innenaufteilung und Raumdisposition vor, indem die Räume für das Gemeindeleben und der Gottesdienstraum im selben Baukomplex untergebracht wurden. Der Gottesdienstraum wurde auf die oberen Bereiche des einstigen Kirchenraumes beschränkt, damit in dem unteren Bereich die Gemeinderäume eingerichtet werden konnten.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 2: In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Köln (3. Auflage).
Evangelische Kirche Euskirchen in der Kölner Straße
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