Das Swister Türmchen, ein schlichter, nur durch einfache Lisenen und durch Doppelfenster im Glockengeschoss gegliederter Kirchturm der Zeit um 1100 gehörte ursprünglich zur Pfarrkirche des alten Swist. Im 16. Jahrhundert wurde die am westlichen Rand der Ville oberhalb der Erftniederung gelegene Ortschaft aufgegeben; die Bewohner siedelten sich im jüngeren Weilerswist an.
Die Kirche war den Jungfrauen Fides, Spes und Caritas geweiht. Der legendarischen Überlieferung zufolge sollen es Märtyrerinnen gewesen sein, die mit ihrer Mutter, der heiligen Sophie, in Rom für ihren Glauben gestorben sind. Eher jedoch ist anzunehmen, dass es sich um Personifikationen der drei christlichen Haupttugenden Glaube, Hoffnung und Liebe handelte, während Sophie (Weisheit) eine der Christus zugeschriebenen Eigenschaften ist. Es wird vermutet, dass eine in der Antike in der Region verbreitete Verehrung der drei Matronen in einem christlichen Sinn umgedeutet wurde und die Kirche an der Stelle eines römischen Kultheiligtums entstanden ist.
Nachdem das alte Swist aufgegeben worden war, besuchten die früheren Bewohner alljährlich am Festtag der drei Jungfrauen ihre ehemalige Pfarrkirche. Es entstand eine Wallfahrt, zu der die Bevölkerung aus der Umgebung zusammenkam. Ein Wallfahrtsweg führt direkt von Weilerswist hinauf, ein anderer ist der Jungfernstieg, der von Buschhoven über den Höhenrücken der Ville verläuft. Die Jungfrauen galten als Beschützerinnen der Gebährenden und als Viehpatroninnen. Im 19. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff aufgrund von Baufälligkeit abgerissen, der Kirchturm bleib als Zielort eines Kreuzweges erhalten. Eine barocke Holzskukptur der drei Jungfrauen wurde nach Weilerswist in die Pfarrkirche Sankt Mauritius überführt.
Der Weg von Weilerswist ist als Kopflindenallee, in deren Blickachse der Kirchtuurm steht, angelegt. Nachdem er in den 2002 eröffneten Pilgerweg von Köln über Trier in Richtung Frankreich einbezogen wurde, gründeten sich zwei Vereine zur Unterhaltung von Kirchturm und Kalvarienberg sowie zur Wiederbelebung der Wallfahrt. Die Kapelle im Turmuntergeschoss wurde zugänglich gemacht und das Umfeld neu gestaltet, indem man den Platz westlich der Kirche pflasterte und Bänke für die Wallfahrer aufstellte. Zur Ergänzung der Lindenallee stellte der Landschaftsverband Rheinland im Rahmen der Kulturlandschaftspflege seines Fachbereichs Umwelt 33 Winterlinden zur Verfügung.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 2: In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Köln (3. Auflage).
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