Der heute bestehende Bau geht auf ein Vermächtnis des Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck und seines Bruders, des kaiserlichen Feldmarschalls Johann Friedrich von Orsbeck, zurück. Beide waren in der Burg des Nachbarortes Klein-Vernich zur Welt gekommen. Gleichwohl sollten nach seinem Tod im Jahre 1611 noch zwölf Jahre vergehen, bis mit dem Bau begonnen wurde. Von 1723 bis 1732 entstand ein Backsteinsaal mit vorgesetztem Westturm und einem dreiseitigen Chorschluss, der im Inneren von einem rippenlosen, von Konsolen getragenem Sterngewölbe überspannt wird. Ursprünglich war die Kirche auf das Patrozinium von der „unbefleckten Empfängnis der allerseeligsten Jungfrau Maria“ geweiht. Als jedoch der letzte Abt des Benediktinerklosters Sankt Heribert in Deutz, der ebenfalls aus Vernich stammte, im Zuge der Säkularisation von 1802 ein bedeutendes mittelalterliches Kruzifix aus der Kölner Dominikanerkirche mit einer Reliquie des „Wahren Kreuzes Christi“ stiftete, erfolgte ein Wechsel des Patroziniums auf das Fest der Kreuzauffindung.
Von der spätbarocken Ausstattung haben sich der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre und die Kanzel sowie ein Epitaph des Feldmarschalls Johann Friedrich von Orsbeck erhalten. Das bedeutendste Ausstattungsstück ist das holzgeschnitzte Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert. Mit seinem überlebensgroßen Corpus des gekreuzigten Christus handelt es sich um das einzige bekannte Großkreuz seiner Zeit im Rheinland. Durch seine Herkunft aus der Kölner Dominikanerkirche wird es mit dem Theologen Albertus Magnus in Verbindung gebracht, der es gestiftet haben soll. Dieser Überlieferung zufolge müsste die Entstehung zwischen 1248 und 1260, zur Zeit des zweiten Aufenthaltes von Albertus Magnus in Köln, entstanden sein. Vergleichbar sind die Großkruzifixe des 13.Jahrhunderts in Mitteldeutschland (Halberstadt, Freiberg, Wechselburg und Naumburg). Insbesondere steht es dem Kreuz auf dem Triumphbalken im Dom zu Halberstadt, das um 1210 bis 1220 entstanden ist, sehr nahe. Das Kreuz wäre demnach, sofern es sich um eine Stiftung von Albertus handeln sollte, schon sehr bald nach dessen Rückkehr nach Köln entstanden, doch ist ein früherer Entstehungszeitpunkt wahrscheinlicher. In einem Hohlraum enthält der Corpus einen Partikel des „Wahren Kreuzes Christi“ sowie weitere Reliquien.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 2: In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Köln (3. Auflage).
Katholische Pfarrkirche Heilig-Kreuz in Groß-Vernich
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