Lage Die Hasencleverstraße verläuft parallel zur Wupper und ist die wenig befahrene Haupterschließung des Ortsteils Unterburg im Solinger Stadtteil Burg an der Wupper. Im Hintergrund erhebt sich der bewaldete Hang zur Burger Höhe und bildet eine naturverbundene Kulisse für die Schule, von deren Hof aus man den Blick auf Schloss Burg im Osten richten kann. Auch der Hof ist mit einigen Bäumen bestückt und wird von dem L-förmigen Schulhaus im Norden und Osten sowie von einer älteren Turnhalle im Westen eingefriedet. Verbunden werden die beiden Gebäude durch eine eingeschossige Eingangshalle.
Geschichte Die Gemeinschaftsschule wurde in den Jahren 1950/51 nach dem Entwurf des Architekten August Kegel aus Wuppertal-Elberfeld erbaut. 1968 erfolgte die Umwandlung zur Grundschule, 2010 wurde der Schulbetrieb eingestellt. Die im Gedankengut der Reformpädagogik und im Heimatschutzstil verwurzelte, noch sehr idealistisch konzipierte Grundschule in Unterburg gehört einer abgeschlossenen Epoche in der Schulbaugeschichte an. Die Gemeinschaftsschule zeichnet sich durch die wesentlichen Merkmale des Schulbaus im Sinne der pädagogischen Reformbewegung um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert und der Weimarer Republik, als auch durch ihre mustergültigen Bauformen im Stil der Heimatschutzarchitektur aus. Die Schule zeigt auf, dass Schulbauprinzipien sowohl aus der Weimarer Republik als auch aus dem „Dritten Reich“ in der frühen Bundesrepublik erneut Anwendung fanden, indem erprobte Bauformen für als demokratisch und kindgerecht erachtete Unterrichtskonzepte neu interpretiert wurden.
Beschreibung Über einem niedrigen Sockel erhebt sich das einzige Vollgeschoss mit einer Lochfassade aus hochrechteckigen Sprossenfenstern und einem hohen Walmdach. Auf der Nordseite erschließt ein langer Flur einhüftig den parallel zum Hang gelagerten Flügel, dessen zwei Klassenräume und ein Gruppenraum nach Süden zur Sonne und zum Schulhof orientiert sind. Auf der zur Morgensonne orientierten Ostseite befinden sich ein weiterer Klassen- und ein Gruppenraum, an der südlichen Stirnseite des Ostflügels folgt am Ende des Flures ein Lehrerzimmer. In der Nordostecke erschließt ein Treppenhaus das Dachgeschoss mit Mehrzweckraum und Hausmeisterwohnung im steilen Walmdach, das durch regelmäßig aufgereihte Einzelgauben belichtet wird. Die Haustechnik wurde im Keller untergebracht, sodass die Kinder damit nicht in Berührung kamen. Die Fassade ist in einem warmen Grau gehalten, das Dach und die hölzernen Details in bodenständigen Brauntönen. Die Innenräume sind allesamt hell und ohne feste Bestuhlung. Der niedrige Sockel mit einer Verblendung aus hammerrechten Bruchsteinen, profilierte Knaggen, Holztüren, Buntglasfenster und die Auslucht des Lehrerzimmers verleihen dem Schulhaus einen volkstümlichen Charakter mit handwerklicher Anmutung. Der Winkel zwischen den beiden Flügeln war für eine Freiluftklasse konzipiert, die durch eine sockelhohe Brüstung mit Sitzmöglichkeit dezent vom Schulhof abgesetzt wird. Ein kleiner Dachaufsatz auf dem First des Ostflügels krönt buchstäblich das Konzept. An das Ideal der „Schulwohnstube“ angelehnt, vermittelt die Schule in Unterburg Heimeligkeit durch eine bescheidene Größe und Maßverhältnisse sowie freundliche Raumgestaltung.
(Moritz Wild, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2012)
Literatur
Kieser, Marco (1998)
Heimatschutzarchitektur im Wiederaufbau des Rheinlandes. (Beiträge zur Heimatpflege im Rheinland, 4 (zugleich Dissertation Köln 1994).) Köln.
Wild, Moritz / LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (Hrsg.) (2012)
Nach dem Krieg wie vor dem Krieg: Die ehemalige Grundschule (Solingen-) Unterburg im Heimatschutzstil. In: Denkmalpflege im Rheinland 3/2012, S. 139-141. Essen.
(1951)
Grundschule Unterburg. In: Solinger Tageblatt, Ausgabe 13.04.1951, S. 3. o. O.
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