Eingebettet in Wiesen und Ackerland liegt westlich von Roderath eine kleine römische Hofanlage. Im Gelände sind die Grundrisse der zwischen 1984 und 1989 ausgegrabenen Anlage sichtbar. Neben einem Haupthaus mit Steinsockel wurden mehrere Nebengebäude in Holzbauweise sowie Reste eines Ofens und einer Wasserleitung nachgewiesen. Am Tag der Archäologietour wird hier das Landleben in römischer Zeit lebendig.
Die Auffindung der kleinen römischen Hofanlage Anfang der 1980er Jahre ist der Aufmerksamkeit des Roderather Landwirts Heinz Klinkhammer zu verdanken, der diese Parzelle bewirtschaftete. Beim Pflügen waren ihm immer wieder Dachziegel und ortsfremde Steine aufgefallen, die zudem in einer annähernd Nordost nach Südwest gerichteten Reihe lagen. Aufgrund der Gefährdung durch die Beackerung entschloss sich die Gemeinde Nettersheim in Zusammenarbeit mit dem damaligen Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege zur archäologischen Untersuchung des Geländes. Während der Ausgrabungskampagnen wurde das ca. 1,5 Hektar große und 140 x 110 Meter messende Hofgelände mit insgesamt fünf Gebäuden dokumentiert, von denen sicher nicht alle gleichzeitig gestanden haben werden. Es liegt an einem nach Nordwesten geneigten Hang auf ca. 500 Meter über NN. Etwa 30 Meter nordwestlich des Hofgeländes verlief ein heute verrohrter Bach.
Bis auf das mutmaßliche in den Hang gebaute Hauptgebäude mit Steinsockel von 19 Metern Länge und 7,5 Metern Breite waren alle übrigen Bauten in Pfostenbauweise mit Lehmfachwerkwänden errichtet worden. Von der Steinsockelmauer waren noch maximal drei Steinlagen aus Grauwacke, Buntsandstein und Kalkstein erhalten. Der Steinsockelbau war in einen Hauptteil mit Anbau gegliedert. Geringer fundamentierte Mauern lassen eine weitere Untergliederung in Räume erkennen. Zwei Lücken in der nördlichen Längswand sprechen für Eingänge an diesen Stellen. Häufig angetroffene Dachziegelfragmente lassen auf eine entsprechende Dacheindeckung schließen. Zahlreiche Spuren von Holzpfosten machen eine mehrphasige Hofanlage wahrscheinlich, die nach der zeitlichen Einordnung der geborgenen römischen Keramik in das 1. bis 4. Jahrhundert datiert, wobei ein Schwerpunkt der Siedlungstätigkeit im 2. und 3. Jahrhundert lag.
Der fehlende Nachweis einer für römische Wohnbauten typischen Fußbodenheizung im mutmaßlichen Haupthaus (sogenannte Hypokaustheizung) ließ den Ausgräber Gerd-Uwe Knackstedt vermuten, dass die Hofanlage eventuell nur saisonal in der wärmeren Jahreszeit für Wald- und Weidewirtschaft genutzt worden sei. Eine zur Zeit an der Universität zu Köln in Bearbeitung befindliche Neubewertung des Roderather Fundmaterials wird zu dieser interessanten Frage mit Sicherheit klarer Stellung nehmen können.
Die Konservierung und Teilrekonstruktion der Grundmauern des Haupthauses erfolgten bereits unmittelbar im Anschluss an die Grabungen, das Andeuten von Lage und Größe der übrigen Bauten mittels Buchenhecken wurde im Jahre 2004 angegangen. Der besonderer Reiz dieser Anlage liegt jedoch nicht in der Bausubstanz an sich begründet, sondern der Tatsache, dass dieser Standort nicht von moderner Bebauung überprägt worden bzw. umgeben ist: Hier können die Besucher somit die römische Kulturlandschaft etwas leichter vor dem geistigen Auge wieder erstehen lassen.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2012)
Hinweis Die Hofanlage in Roderath war Station der Archäologietour Nordeifel 2012.
Römische Hofanlage (villa rustica) in Nettersheim-Roderath
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