Wie aus dem Fels gewachsen thront die Stolberger Burg mit ihren Türmen, Wohngebäuden, Mauern und Wehrgängen auf einem massiven Kalksteinfelsen oberhalb des Vichttals.
Wann hier das erste Gebäude errichtet worden ist, ist ungewiss. Im Jahr 1118 taucht in den Chroniken mit Reinardus von Stalburg der vermutlich erste Burgherr auf. Er wird als „Freier des Landes“ bezeichnet, was die Vermutung nahe legt, dass er über Land an der Vicht und einen Wohnsitz dort verfügte. Es handelte sich vermutlich um eine eher bescheidene Anlage, die jedoch durch ihre Lage auf dem Fels sicher und fest war, sodass sie zu Recht als „Stalburg“ bezeichnet wurde, was mittelhochdeutsch soviel „feste, standhafte Burg“ bedeutet.
Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Feste oberhalb der Vicht viele Herren und überstand Brand, Plünderung, Angriffe, Erdbeben und Kriege, mal mehr, mal weniger unbeschadet. Ihre bauliche Entwicklung haben mehrere Burgherren mitgeprägt. 1447 gab der Herzog von Jülich und Berg die Ländereien als Lehen an Wilhelm von Nesselrode. Auflage war es, auf dem Burgberg wieder eine befestigte Burg zu errichten. Was dieser wohl auch getan hat, wie Zeichnungen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts wiedergeben. An der Stelle der Burgkapelle entstand später die heutige katholische Pfarrkirche St. Lucia. Der nächste, der das Bild der Stolberger Burg prägte, war Hieronymus von Efferen. Im Jahr 1542 wurden große Teile von einem Brand zerstört. Der Burgherr nahm dies zum Anlass die Burg nicht nur wieder instand zu setzen, sondern weiter auszubauen. Er fügte einen hohen Turm hinzu und versah das Palasgebäude mit einem steilen Dach und Treppengiebeln. Große Kreuzstockfenster brachten Licht in die repräsentative Halle im Obergeschoss. Des westliches Flankierungsturm ließ er mit einer Haube versehen. Im 17. und 18. Jahrhundert verfiel die Burg immer mehr. 1756 beschädigte ein Erdbeben die Burg. Im Jahr 1887 kaufte der Fabrikant Moritz Krause die Ruine und ließ sie wieder aufbauen. 1909 schenkte er die Burg der Stadt Stolberg. Erneut schwere Schäden durch den Zweiten Weltkrieg, boten den Anlass die Burg wieder so herzurichten, wie sie unter Hieronymus von Efferen ausgesehen hat.
(StädteRegion Aachen, 2010)
Auf einem massiven Kalksteinfelsen hoch über dem tief eingeschnittenen Tal des Vichtbachs erhebt sich die Burg Stolberg. Sie ist zugleich Namensgeber und Wahrzeichen der „Kupferstadt“ bei Aachen. Ältere, kriegszerstörte Vorgängeranlagen baute Hieronymus von Efferen ab der Mitte des 16. Jahrhundert um und aus. Der Palas etwa wurde durch große Fenster, Treppengiebel und Steildach residenzartig neugestaltet. Der Burgherr trieb auch die wirtschaftliche Entwicklung Stolbergs durch Förderung des Bergbaus, der Messing- und Eisenverarbeitung voran. Nun wurden auch im Vichtbachtal Kanonenkugeln hergestellt. Zuvor bereits war die Burg deshalb mit einem massiven Geschützturm ausgestattet worden. Infolge der waffentechnischen Weiterentwicklung changierte die Anlage seither zwischen Burg, Festung und Schloss.
Unterhalb der Hauptgebäude, im Bereich der Vorburg, entstand anstelle der ursprünglichen Burgkapelle später die heutige katholische Pfarrkirche St. Lucia. Sie erhielt ihre jetzige Gestalt erst ab Ende des 19. Jahrhundert, als die mit der Industrialisierung stark wachsende Bevölkerung eine Erweiterung erforderlich machte. Es entstand eine dreischiffige Basilika in neuromanischem Stil. Der noch aus dem 18. Jahrhundert stammende Kirchturm erhielt nach 1945 eine Zwiebelhaube. Die eigentliche Burg verfiel in der Moderne zusehends und war Ende des 19. Jahrhunderts vom Abbruch bedroht.
Da trat ein mittelalter-romantisch gesinnter Stolberger Unternehmer, Moritz Kraus, auf den Plan. Der Teilhaber mehrerer örtlicher Firmen, unter anderem für Zinkornamente, erwarb 1887 die Ruine und begann mit einem umfassenden Wiederaufbau. Nach Plänen des Stolberger Architekten Carl Wilhelm Schleicher und später des Kölners Alfred Müller-Grah ließ er die Burg im Stil eines romantisierenden Historismus wiedererrichten. Vom Zeitgeist getragen, verfolgte er dabei das Ziel, frühere Baustile von der Romanik bis zum Barock zu berücksichtigen und damit eine postulierte Baugeschichte in jeweils zeittypischen Elementen abzubilden. Dabei wurden nicht nur Wehrgänge und Zinnen erbaut und Türme bedacht, sondern auch die Vorburg beispielsweise stimmig, aber phantasievoll ausgestaltet.
1909 überließ der zeitweilig unter Geldsorgen leidende Kraus die noch unfertige Burg seiner Heimatstadt mit der Maßgabe, sie zu erhalten. Schwere Kriegsschäden des Zweiten Weltkriegs waren dann ein willkommener Anlass, sich von Kraus romantisierendem Historismus zu distanzieren. Man entfernte Bauelemente, die als übertrieben und störend empfunden wurden. Ziel des Rückbaus und einer behutsameren Rekonstruktion sollte nun die Herstellung des Zustandes unter Hieronymus von Efferen Mitte des 16. Jahrhunderts sein, die Burgenromantik des 19. Jahrhunderts „wissenschaftlichem Historismus“ weichen. Die langjährigen, nicht widerspruchsfreien Arbeiten endeten mit Wiedereinweihung der Burg im November 1987. Auf dem Areal finden sich heute Gastronomie und Veranstaltungsräume sowie ein Heimat- und Handwerksmuseum.
(Hans-Gerd Dick, 2018)
Literatur
Frankewitz, Stefan (2007)
Landesburgen, Burgen, Schlösser und Feste Häuser bis 1500 im Spiegel der Schriftzeugnisse. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.12.) S. 66, Bonn.
Friedrich, Reinhard; Päffgen, Bernd (2007)
Mittelalterliche Burganlagen in Kölner Bucht und Nordeifel bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.11.) S. 89, Bonn.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 989ff., Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Reiners, Heribert / Clemen, Paul (Hrsg.) (1912)
Die Kunstdenkmäler der Landkreise Aachen und Eupen. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 9.2.) S. 180-185, Düsseldorf.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2018)
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