Fachwerkhaus Auf dem Bach 5 in Briedel

Nepomuk-Haus

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 23,12″ N: 7° 08′ 58,63″ O 50,02309°N: 7,14962°O
Koordinate UTM 32.367.456,21 m: 5.542.838,09 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.426,50 m: 5.543.610,35 m
  • Ansicht des Fachwerkhauses Auf dem Bach 5 in Briedel (2020).

    Ansicht des Fachwerkhauses Auf dem Bach 5 in Briedel (2020).

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  • Detailansicht der Skulptur des Hl. Nepomuk an der Ecke des Fachwerkhauses Auf dem Bach 5 in Briedel (2020).

    Detailansicht der Skulptur des Hl. Nepomuk an der Ecke des Fachwerkhauses Auf dem Bach 5 in Briedel (2020).

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  • Das Eckhaus Auf dem Bach 5 in Briedel, die Fachwerkfassade war zu diesem Zeitpunkt verputzt (um 1920).

    Das Eckhaus Auf dem Bach 5 in Briedel, die Fachwerkfassade war zu diesem Zeitpunkt verputzt (um 1920).

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  • Blick in die Graf-Salm-Straße in Briedel bei Hochwasser (1926).

    Blick in die Graf-Salm-Straße in Briedel bei Hochwasser (1926).

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Inmitten des Ortskernes von Briedel befindet sich ein imposantes Winzerhaus. Umgangssprachlich wird es „Nepomuk-Haus“ genannt. Es steht gegenüber dem Fachwerkhaus Graf-Salm-Straße 5 und bildet mit diesem ein für die Region typisches Gebäudeensemble.

Beschreibung
Das stattliche Eckhaus Auf dem Bach 5 ist im Erdgeschoß massiv aus Bruchsteinmauerwerk erbaut, das verputzt und weiß angestrichen ist. Die Obergeschosse sind in Fachwerkbauweise errichtet. Bis zum Jahr 1979 war das an der Frontseite überkragende Fachwerk des ersten Obergeschosses verputzt. Die Bauart ähnelt stark dem gegenüberliegenden Haus Graf-Salm-Straße 5. Mit Hilfe des Denkmalamtes wurde das Fachwerk freigelegt und saniert. Im Brüstungsgefache sehen wir zwei einfache Andreaskreuze. Hervorstechendes Merkmal am Gebäude ist der dreiseitige, flach vortretende Obergeschosserker mit geschweiftem Dach. Es ist der einzige noch im Ort verbliebene Hauserker. Mehrere Höhenmarken, insbesondere die vom großen Moselhochwasser des Jahres 1784, sind an der Fassade angebracht.

Auf einer Konsole unter einem gebogenen Schutzblech steht die aus Eichenholz gefertigte Figur des Johannes v. Nepomuk (1350-1393). In der rechten Hand hält die Figur ein Kreuz, mit der linken Hand weist sie nach unten. Der Kopf ist nach rechts geneigt (links vom Betrachter aus). Gekleidet ist die Nepomuk in ein halblanges Cape, die sogenannte Mozetta, mit Hermelinbesatz und darunter das Chorhemd. Diese Gewandung sowie das Birett auf dem Kopf verweisen auf seinen kirchlichen Rang. Die Figur stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist in mehreren Farben angelegt. Zuletzt erneuert wurde sie im Jahr 2013. Im Bereich der Konsole der Heiligenfigur befanden sich weitere Hausmarken. Diese wurden aber mit der Kartusche in der Konsole übermalt. Die Kartusche enthält den Schriftzug „Hl. Nepomuk“. Der Märtyrer wird als Brückenheiliger und Bewahrer des Beichtgeheimnisses verehrt. Die Winzer aus Briedel mussten in früheren Zeiten die Mosel in kleinen Holznachen überqueren. Nur so konnten sie die am anderen Moselufer gelegenen Weinberge erreichen. Die Überfahrt war nicht ungefährlich, was die stark ausgeprägte Verehrung des Hl. Nepomuk im Ort erklärt. Auch bei Hochwasser der Mosel wurde er von frommen Einwohnern in Briedel als Schutzheiliger angerufen. Immer wieder waren bei Hochwasser die tiefer liegenden Häuser nur noch mit einem Kahn oder über schwankende Stege erreichbar (mehr zum Heiligen Nepomuk).

Die malerische Eckausbildung am Gebäude ist ein besonders schönes Beispiel architektonisch und künstlerisch liebevoller Gestaltung aus dem 18. Jahrhundert. Der hohe zweigeschossige Mansardengiebel ist verschiefert. Früher war das Dach von einem Dachknauf mit einer auf einem Schützen als Symbol des gleichnamigen Sternbildes gebildeten Wetterfahne bekrönt. Diese Wetterfahne war bereits bei der Renovierung im Jahr 1979 nicht mehr vorhanden.

Der Eingang zum Eckhaus befindet sich in der Straße Auf dem Bach Nummer 5. Damit baulich verbunden ist das Haus Graf-Salm-Straße 4, wo sich heute der Haupteingang des Doppelhauses befindet. Das gemauerte Erdgeschoss und das Fachwerk-Obergeschoss sind beide mit einem Kalkmörtelputz versehen. Vermutlich handelt es dabei um den ehemaligen Wirtschaftstrakt. Dafür spricht auch, dass der Gewölbekeller des Hauses Nr. 5 noch teilweise unter die Nr. 4 reicht. Ein zweiter Zugang zum Keller erfolgt über das Haus Nr. 4. Möglicherweise wurde der Wohntrakt, Haus Nummer 5, auf dem von einem Vorgängerbau stammenden großen Gewölbekeller neu errichtet. Bei der Innenaufteilung der Räume ist die Trennung der beiden Baukörper heute nicht mehr erkennbar.

Geschichte
Das Finanzamt Zell beschreibt bei einer Feststellung des Grundbesitzwertes das Jahr der Bezugsfertigkeit als 1548 mit Anpassungen in den Jahren 1548 bis 1998. Ein dendrochronologisches Gutachten verortet die Bauzeit des Fachwerkhauses Auf dem Bach 5 in die Jahre 1761-1762. Einige Eichenbalken scheinen jedoch älter (um das Jahr 1467) zu sein. Offenbar wurden die Balken eines älteren Gebäudes, vielleicht sogar eines Vorgängergebäudes, zweitverwertet, was damals nicht unüblich war.

In den Häuserlisten der Jahre 1784 bis 1788 ist das Wohnhaus aufgeführt. Als damalige Besitzer und vermutlich die Bauherren werden der Schultheiß Goeres und sein Onkel Johann genannt. Der Wert des Gebäudes ist mit 800 Reichstalern recht hoch angesetzt. Das dazugehörige Kelter- und Stallgebäude wird mit 200 Reichstalern aufgeführt. Schultheiß Johann Baptist Goeres (1749-1801) war auch Maire (Bürgermeister) in der französischen Zeit um das Jahr 1800. Sein Bruder Johann (1730-1792) war Schöffe und um das Jahr 1770 Bürgermeister. Zudem war er Hofmann des Grafen von Eltz in Briedel.

Die Bürger Briedels hatten bis ins 19. Jahrhundert das Recht, Bauholz kostenlos aus dem Gemeindewald zu entnehmen. Aus Brandschutzgründen mussten die Häuser mit Schiefer eingedeckt werden. Strohdächer waren verboten. Beim Aufkommen der Brandversicherungen im 18. Jahrhundert wurde es Pflicht, freiliegendes Fachwerk zu verputzen, um ein Überspringen von Schadfeuer durch Funkenflug einzudämmen.

Im Erdgeschoss befand sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 21. Jahrhunderts ein Gemischtwarenladen mit Nebenräumen. Die Wohnung der Inhaber war im Obergeschoss untergebracht.

Im Grundbuch ist für das Anwesen nur eine Parzelle (Flur 12 Nr. 83) eingetragen. Sie wird als Graf-Salm-Straße 4 angesprochen. Das Haus hat aber zwei Anschriften. Der alte Eingang von der Straße „Auf dem Bach“ trägt, Hausnummer 5. Dieser Eingang wird aber nicht mehr genutzt. Im Kataster des Jahres 1832 bis zur Flurbereinigung im Jahr 1975 sind die beiden Häuser immer getrennt, aber auf einheitlicher Parzelle, eingezeichnet.

Das Fachwerkhaus Auf dem Bach 5 in Briedel wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Cochem-Zell geführt. Der Eintrag lautet: „Auf dem Bach 5, Fachwerkhaus, tlw. massiv, Mansarddach, 1. Hälfte 18. Jh.; Nepomukfigur 18. Jh.“. Das baulich verbundene Haus Graf-Salm-Straße 4 wird ebenfalls aufgeführt. Der Eintrag lautet: „Fachwerkhaus, tlw. massiv, verputzt, angeblich 17., eher 18. Jh.“.

(Hermann Thur, Ortsgemeinde Briedel 2020)

Literatur

Gall, Ernst (Hrsg.) (1985)
Georg Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Darmstadt (2. bearbeitete u. erweiterte Auflage der Ausgabe 1972).
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2020)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 14. Januar 2020. Mainz.
Vogts, Hans; Eiden, Hans (1938)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Zell an der Mosel. Düsseldorf.

Fachwerkhaus Auf dem Bach 5 in Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Auf dem Bach 5 5
Ort
56867 Briedel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1752

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„Fachwerkhaus Auf dem Bach 5 in Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-139651-20150917-3 (Abgerufen: 18. Mai 2024)
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