Einzellage „Auf dem Eigener Flur“ bei Pünderich

Weinbaufläche in der Großlage Pündericher Rosenberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Pünderich
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 02′ 32,71″ N: 7° 07′ 27,98″ O 50,04242°N: 7,12444°O
Koordinate UTM 32.365.706,43 m: 5.545.032,32 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.589,60 m: 5.545.733,14 m
  • Panoramaansicht der Ortsgemeinde Pünderich, einer vom Weinbau geprägten Gemeinde (2009).

    Panoramaansicht der Ortsgemeinde Pünderich, einer vom Weinbau geprägten Gemeinde (2009).

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Lage
Bei der Weinbaufläche „Auf dem Eigener Flur“ handelt es sich um eine Einzellage, die zur Großlage „Rosenberg“ gehört. Vergleicht man vor Ort die bewirtschafteten Weinbauflächen mit einer Liegenschaftskarte des Landesamts für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, ergeben die Messungen eine bewirtschaftete Fläche von circa 3,17 Hektar. Die Großlage Rosenberg umfasst insgesamt eine Fläche von circa 40 Hektar.
Die nördlichen Anteile der Weinbaufläche bilden eine größere, rechteckige, fast vollständig zusammenhängende Fläche und grenzen direkt an die Moselpromenade. Gegenüber der Anbaufläche befinden sich ein Campingplatz sowie verpachtete Obstbäume. Die südlichsten Anteile der Weinbaufläche befinden sich dagegen zwischen neu erbauten Wohnhäusern, Hausgärten und Kleingärten. Es handelt sich um sehr kleine, asymmetrische Parzellen.

Die Böden
Im Gegensatz zu den Schieferböden der Steillagen der Großlage Pündericher Marienburg handelt es sich auf den ebenen und relativ jungen Weinbauflächen namens „Rosenberg“ um sandige und lehmhaltige, lockere, tiefgründige Lössböden. Vor circa 2,6 Millionen Jahren entstanden zu Kaltzeiten Moselflussterrassen aus Sand und Kies. Durch den Wind wurde Löss abgelagert. Lössböden gehören zu den weltweit am besten für den Ackerbau geeigneten Böden. Sie sind nährstoffreich, steinarm, leicht zu bearbeiten und besitzen einen guten Wärme- und Wasserhaushalt.

Traubenlese auf ebenen Anbauflächen
Auf ebenen Anbauflächen erfolgt heute die maschinelle Traubenlese durch einen Vollernter. Dieser wird über die Weinreben geführt und entfernt die Trauben durch Rütteln. Die Intensität ist einstellbar. Ein Lamellensystem sammelt die herabfallenden Trauben auf und befördert diese in einen Auffangbehälter, während ein Gebläse Laub und Äste beseitigt. Ein Vollernter kostet etwa 300.000 Euro. Aufgrund der hohen Investitionskosten existieren Lohnunternehmer, welche einen Weinberg nach dem anderen abernten.

Von Kurfürst Clemens Wenzeslaus zur Reblaus
Im Mittelalter waren die Weinbau- und Ackerflächen in Pünderich die Besitztümer von Klöster und Adligen. Lehnsnehmer pachteten die Anbauflächen von ihren Lehnsherren. Vor allem die Klöster förderten den Weinbau in der Region. Der letzte Trierer Kurfürst , Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1739-1812, Erzbischof und Kurfürst von Trier 1768-1803), leitete mit einer Verordnung im Jahre 1787 in seinem Herrschaftsgebiet Maßnahmen zur Förderung des qualitativ hochwertigen Weinbaus ein. Unter anderem wurde der Anbau „schlechter Rheinischer Reben“ untersagt. Die Umstellung auf qualitativ bessere Reben sollte in einem Zeitraum von sieben Jahren erfolgen.
Lange Zeit war die Weißweinrebe „Elbling“ die vorherrschende Rebsorte gewesen, bis dann wurde die ertragreichere Rieslingrebe zur dominierenden Rebsorte an der Mosel. Die Elblingrebe ist eine Ur-Sorte, welche auf die fränkische Besiedlung des Moseltals zurückgeht. Manche Experten gehen davon aus, dass Wenzeslaus zwar die Verbreitung des Rieslings angestoßen hat, dass jedoch erst der Umstieg auf den preisstabileren Rieslingsqualitätswein im 19. Jahrhundert sowie die Erneuerung der Rebstöcke nach dem Auftreten der Reblaus im Jahr 1850 den Riesling zur dominanten Rebsorte im Moseltal werden ließ. Die Reblaus wurde aufgrund von befallenen amerikanischen Wildreben eingeschleppt, was den Weinbau in Europa fast bis Anfang des 20. Jahrhunderts zum Erliegen brachte, da komplette Weinberge abstarben.

Namensgebung und Nutzungswandel
Als Folge der Französischen Revolution kam es in Pünderich Anfang des 19. Jahrhunderts zur Säkularisierung durch Napoleon Bonaparte (1769-1821). Die klösterlichen Besitztümer und damit verbunden die Weinbauflächen wurden an wohlhabende Bürger veräußert. Der Name der Flächen „Auf dem Eigener Flur“ soll jedoch darauf zurückzuführen sein, dass diese noch vor der Säkularisierung Privatbesitz von Bürgern wurden. Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen soll vier Winzer für ihre Arbeit bei der Einführung der Rieslingreben mit diesen Flächen belohnt haben. Es soll sich um die ersten Grundstücke im Privatbesitz einfacher Bürger in Pünderich gehandelt haben.

Die „Topographische Aufnahme der Rheinlande“ von Tranchot und Müffling (1810-1812) zeigt östlich des Gebietes noch einen herrschaftlichen Besitz mit Park. Die Preußische Uraufnahme (1843-1878) zeigt bereits eine Umnutzung der Flächen. Im Königreich Preußen (1701-1918) soll hier die Seidenraupenzucht an Maulbeerbäumen gefördert worden sein, um der Bevölkerung durch das Spinnen von Seidenfäden eine weitere Einkommensmöglichkeit zu bieten. Die umgebenden Flächen und die östlich des Flurs gelegenen Gebiete wurden für den Gemüseanbau genutzt.
In der Topographischen Karte von 1888 erkennt man östlich des Flurs die ersten Wohnhäuser und Hausgärten. Erst ab 1914 wurde südlich des Flurs das erste Gebäude angezeigt. In der Topographischen Karte von 1966 ist auf den Flächen „Auf dem Eigener Flur“ der erste Weinbau verzeichnet und die Bebauung im südlichen Bereich nimmt zu. Erst 2001 erkennt man eine Ausweitung der Wohnhausbebauung im nordöstlichen Bereich entlang der Schulstraße. Weinbauflächen wurden hierfür zu Bauland umgewandelt.

(Karolina Paus, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Quellen
Die Informationstafeln des Weinlehrpfades in der Großlage „Pündericher Marienburg“ und Gespräche und freundliche Hinweise von Herrn Winfried Schneiders (Co-Autor der Dorfchronik) sowie von Familie Lay (Weingut Werner Lay in Pünderich).
LVermGeo (2012): CD-ROM-Serie Landschaft im Wandel. Blatt 5908 Alf (1810-2000). Topographische Karten, 1:25.000. Koblenz.

Internet
www.geoportal.rlp.de: Zentrale Stelle Geodateninfrastruktur Rheinland-Pfalz, Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation (abgerufen am 29.11.2015)
www.puenderich.de: Ortsgemeinde Pünderich (abgerufen am 29.11.2015)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Clemens Wenzeslaus von Sachsen (abgerufen am 26.02.2016)

Literatur

Busch, Josef (2009)
Landwirtschaft und Weinbau. In: Busch, Alois; Gilles, Karl-Josef; Schneider, Winfried (Hrsg.): Pünderich. Geschichte eines Moseldorfes, (Ortschroniken des Trierer Landes, 51.) S. 232-237. 232-237, Trier.

Einzellage „Auf dem Eigener Flur“ bei Pünderich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Moselufer sowie Schulstraße und Bahnhofsstraße
Ort
56862 Pünderich
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn 1787

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„Einzellage „Auf dem Eigener Flur“ bei Pünderich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-137090-20150823-3 (Abgerufen: 20. April 2024)
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