Patrozinium: Adalbert, Hermes. Orden: Kollegiatstift (Männerkloster). Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): Nach seiner Kaiserkrönung (996) hielt sich Otto III. 997 längere Zeit in Aachen auf und erwarb von Papst Gregor V. das Privileg, wonach am Hauptaltar der Marienkirche außer den beiden für Aachen zuständigen Bischöfen nur Kardinalpriester und Kardinaldiakone zelebrieren dürften. Offensichtlich wurde hier ein stadtrömisches Vorbild nachgeahmt, wo Vorsteher von Klöstern und Stiften („cardinales“) ursprünglich den Gottesdienst in der Lateranbasilika versahen. In Deutschland hatte die Domkirche von Magdeburg dieses Privileg bereits erworben. Damit verbunden war auch die Absicht, in Analogie zur römischen Praxis den Stationsgottesdienst einzuführen. Man nimmt an, dass der Kaiser auf die Nachricht des Martyriums Adalberts von Prag (24. April 997) hin, den er kurz zuvor noch schätzen gelernt hatte, sich um dessen Kanonisation bemühte und ihm zu Ehren einen Kirchenbau plante, zumal er zu diesem Zeitpunkt auch die Errichtung des Benedikterinnenklosters auf dem Salvatorberg in die Wege leitete.
Im Jahre 1000 erwarb er Reliquien des Heiligen in Gnesen und brachte sie für die geplante Adalbertskirche nach Aachen. Kaiser Heinrich bekundete 1005 in seinem Diplom für das Aachener Marienstift, das Vorhaben seines verstorbenen Vorgängers in die Tat umgesetzt und zwei Klöster zu Ehren des heiligen Adalbert und des heiligen Nikolaus gegründet zu haben. Dienen sollten sie der Totenmemoria Karls des Großen, Ottos III. und dessen Vorgänger sowie seiner eigenen Eltern, ferner seiner eigenen Person und seiner Amtsnachfolger. Zweck der Urkunde, wie offen von ihr geäußert wird, war, etwaigen Befürchtungen des Marienstifts, sein Vorrang werde durch die Einrichtung der beiden neuen Konvente beeinträchtigt, entgegenzutreten. Um die Würde des Marienstiftes zu wahren, solle an den Festtagen des heiligen Adalbert und des heiligen Nikolaus den Kanonikern des Marienstiftes eine „Erfrischung“ gereicht werden. Gemeint waren eindeutig das St. Adalbertstift und das Benediktinerkloster Burtscheid. Im Grunde ging es auch nicht um einen bloßen Ehrenvorrang. Denn der dem Adalbertstift zugewiesene Immunitätsbezirk, der so geannte „Brül“, der auch den Gerichtsbezirk des Stiftes ausmachte, war vorher der Jagdbezirk der Aachener Pfalz und Grundbesitz des Marienstiftes gewesen. Dessen dortige Zehntrechte gingen damit verloren. 1266 wird dort auch der Bau von Häusern für die Kanoniker von St. Adalbert erwähnt, die spätestens jetzt ihre „vita communis“ aufgegeben haben müssen.
Von nicht geringerem Gewicht waren auch Fragen kirchenrechtlicher Abhängigkeit. Bis auf die Kirche des Salvatorberges, die 870 mit den nicht zum Aachener Sprengel gehörenden Kirchen in Würselen und Laurensberg in Verbindung stand, waren alle Aachener Kirchen bzw. Kapellen von der Marienkirche mehr oder weniger abhängig. Wie im 13. Jahrhundert ersichtlich, unterlagen deren Kleriker der geistlichen Gerichtsbarkeit des Propstes bzw. Dekans der Marienkirche. Sie hatten zum Zeichen ihrer Abhängigkeit an Prozessionen und Gottesdiensten des Marienstiftes zu bestimmten Festtagen teilzunehmen, erhielten vom dortigen Propst das heilige Öl am Gründonnerstag und waren zur jährlichen Abgabe des Wachszinses sowie zur Leistung eines „servitium“ (vgl. oben die „Erfrischung“) verpflichtet. St. Adalbert war in erster Linie Stiftskirche und nur bedingt Pfarrkirche, insofern der Pfarrgottesdienst für die Laien der engeren Immunität in der Krypta der Stiftskirche stattfand; das Taufrecht besaß der 1196 als „parrochus“ vom Konvent gestellte Seelsorger nicht, wohl aber seit der Gründung des Stiftes das Bestattungsrecht (Engels 2006)
1802 aufgelöst (Bönnen / Hirschmann 2006)
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011)
Literatur
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
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