Boldt, Kai-William / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V.
Fotograf/Urheber:
Kai-William Boldt
Medientyp:
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Zeche Teutoburgia (2006). Das Foto zeigt wesentliche Module der erhaltenen Bausubstanz: Förderturm von Schacht 1 im deutschen Strebengerüst (Bildmitte) und das Fördermaschinenhaus (rechts im Bild). Darüber hinaus sind der Kunstwald und das Standrohr von Schacht 2 (im Vordergrund) erkennbar.
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Bereits Mitte des 19. Jahrhundert erfolgten Mutungen (Anträge auf bergbauliche Nutzung), die der irische Unternehmer William Thomas Mulvany (1806-1885) nach Genehmigung ohne Erfolg für die Förderung nutzte. Mulvany verkaufte an den Bochumer Verein, der die Anlage seit 1911 betrieb. Wiederum war die Rentabilität gering; es gab Grubenunglücke und schließlich wurde die Zeche bereits 1925 stillgelegt. Nur 4 Jahre später erfolgte aber ein Durchschlag zwischen den Grubenfeldern von Teutoburgia und der Zeche Erin (Entstehung eines Verbundbergwerks). Die nachfolgende Förderung erfolgte dann bis zum Jahr 1983, wobei der Schacht 1 zunächst nur als Wetter- und Materialschacht, später dann für die Seilfahrt fungierte. Der weitgehende Rückbau der Anlage erfolgte bereits 1984; Teile der Bausubstanz sind aber erhalten worden – in einem innovativen Ansatz zur Inszenierung von Industriekultur. Insbesondere die in den Jahren 1907/08 als deutsches Strebengerüst entstandene Förderanlage von Schacht 1 ist heute eine Landmarke im umgebenden Kunstwald. Als ergänzende Elemente sind die Fördermaschinenhalle und ein Teil der Ummauerung der Zechenanlage erhalten. Schacht 2 ist über ein Standrohr im Gelände erkennbar (siehe Mediengalerie). Die gesamte Anlage ist Bestandteil des Grünzugs E des Emscher Landschaftsparks und in die überregionale Entwicklung implementiert. Die Grünzüge im Ruhrgebiet flankieren unter anderem den demografisch und strukturell verursachten Rückbau der Städte (Patchwork City). In unmittelbarer Nachbarschaft der Zechenanlage befindet sich die zugehörige Siedlung Teutoburgia.
Soziale Klammer und kulturelles Gedächtnis Die erhaltenden industriekulturellen Elemente und der postindustrielle (genauer: postbergbauzeitliche) Wald (Industrienatur) erzeugen spannende Wechselwirkungen mit den errichteten künstlerischen Elementen: Duftgarten, Zitatensteine usw. Die im Vergleich zu den üblichen Parkanlagen reduzierte Reglementierung in diesem Kunstwald Teutoburgia ermöglicht eine größere Entfaltung und bildet damit auch eine soziale Klammer für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Parallel dazu bleiben Teile der Identität des Ruhrgebiets in einer neuen Ausprägung erhalten und fördern das kulturelle Gedächtnis.
Leitbild Energiediversifizierung Das Ruhrgebiet positioniert sich seit der Internationalen Bauausstellung IBA Emscherpark mit einer ökologischen Erneuerung. Dazu gehört auch die diversifizierte Gewinnung von Energie – ganz im Sinne des energiepolitischen Wandels in Deutschland. Bergbaubedingte Landschaftselemente spielen eine wichtige Rolle. Zwei Nutzungen sind vom Standpunkt der Nachhaltigkeit aus besonders interessant: Regenerative Windenergie wird übertage auf Halden umgesetzt oder für solche Standorte diskutiert (Halde Pattberg) – untertage kann unter anderem Grubengas zur Verstromung genutzt werden. Die Stadtwerke Herne setzen das mit ihren Blockheitzkraftwerken im Energiepark Mont Cenis um, bei dem auch die Kraft-Wärme-Kopplung zum Einsatz kommt. Ein Projekt zur Nutzung von Grubengas erfolgt in den Schächten der ehemaligen Zeche Teutoburgia.
Woher kommen die nutzbaren Gase? Bei der Entstehung des kohlehaltigen Ruhrkarbons bildeten sich methandominierte Kohleflözgase, die bis heute auch durch biogenes Methan aus mikrobieller Aktivität ergänzt werden. Solche Gase entweichen beim Bergbau in die Gruben und erfordern Bewetterung, andererseits kann das Methan aus den stillgelegten Bergwerken über Pumpanlagen abgesaugt und weiter verwendet werden (coalmine methane, CMM). Das wiederum ermöglicht nach einer Zertifizierung die Nutzung im EU-Emissionshandel.
(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. / LVR-Fachbereich Landschaftliche Kulturpflege, 2015)
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