Um 1800 machten die Juden 17 Prozent der Bevölkerung von Hoerstgen aus. Schon bald danach begann die Abwanderung aus dem Ort. Seit 1854 war Hoerstgen eine Filiale der Synagogengemeinde Rheinberg bzw. Alpen; nach 1908 wurden die Juden von Hoerstgen mit denen von Kamp an Rheurdt angegliedert.
Gemeindegröße um 1815: 80 (1806) / 54 (1823), um 1880: 35 (1885), 1932: 7 (1927, Hoerstgen und Kamp), 2006: –.
Bethaus / Synagoge: Vermutlich 1761 wurde eine Synagoge erbaut, 1854 und 1903 konnten weitere Neubauten eingeweiht werden. Ab 1908 kam kein Minjan mehr zustande (d.h. die für einen vollständigen jüdischen Gottesdienst notwendige Anzahl von zehn mündigen Juden), so dass die Synagoge leer stand, bis sie 1931 abgerissen wurde (vorstehende Angaben nach Reuter 2007).
Friedhof
Im 19. Jahrhundert wurde ein Friedhof angelegt, der seit 1808 belegt wurde (auch von den in Rheurdt lebenden Juden). 1936 fand die letzte Beerdigung statt, es sind 29 Grabsteine erhalten.
Vor Ort ist der Begräbnisplatz nicht gesondert ausgeschildert, er ist aber durch die ihn umgebenden Hecken gut auf dem freien Feld nordwestlich von Hoerstgen gut auszumachen (zwischen Schlossallee und Breitenwegsallee).
Der Friedhof befindet sich in einem exzellenten Pflegezustand. Eine Anwohnerin berichtet vor Ort, dass im Jahr 2013 zwei Bäume altersbedingt gefällt werden mussten, diese aber umgehend durch zwei neue Anpflanzungen ersetzt wurden. Zwei weitere Bäume stehen am nördlichen Eingang der auffallend schmalen Parzelle – hier lädt auch eine Sitzbank zum Verweilen ein. Ein weiterer Zugang befindet sich im Süden.
Die insgesamt 29 erhaltenen Grabstellen sind in einer Reihe angelegt, deren Inschriftentafeln – teils deutsch, teils hebräisch beschriftet – sind nur noch zum Teil erhalten (Begehung am 01.04.2014).
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2014)
Internet
de.wikipedia.org: Jüdischer Friedhof Hoerstgen (abgerufen 08.02.2023)
www.uni-heidelberg.de, Projekt: Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Hoerstgen (abgerufen 21.06.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 08.02.2023)