Der Begräbnisplatz ist von der Kölner Straße aus beschildert, an ihm steht eine Informationstafel. Erhalten sind auf der Gesamtfläche von 1.086 Quadratmetern 55 Grabsteine. Der von einer Hecke umschlossene und mit Bäumen bestandene Friedhof macht einen sehr gepflegten Eindruck (Begehung am 24.11.2016).
Jüdische Friedhöfe sind Orte der ewigen Ruhe für die Verstorbenen. Aus dem Hebräischen übersetzt spricht man von „Haus der Ewigkeit“ oder „Haus der Gräber“. Aus Respekt und Ehrerbietung sollen männliche Besucher eine Kopfbedeckung tragen.
Der kleine jüdische Friedhof an der Kölner Straße wurde ab 1845 belegt. Er zählt heute noch 55 Grabsteine. Der Älteste stammt von 1872, die letzte Bestattung erfolgte 1942. Ende der 1930er Jahre plante die Deutsche Reichsbahn, den Friedhof für eine Erweiterung des Gemünder Bahnhofs zu erwerben, ein Vorhaben, das auch in der Nachkriegszeit noch zur Diskussion stand. Gegen die Aufhebung legte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Aachen im Oktober 1946 erfolgreich Protest ein. 1990 wurde der jüdische Friedhof in die Denkmalliste der Stadt Schleiden aufgenommen.
Auf dem Gemünder Friedhof finden sich u. a. Grabsteine der Familien Herz, Nathan, Wolff, Teller, Haas, Kaufmann, Meyer, Scheyer und Zack. Die jüdischen Gemünder Familien waren, wie in ländlichen Gegenden häufig, vor allem als Viehhändler und Metzger tätig, besaßen aber auch Mode- bzw. Textilgeschäfte, ein Kaufhaus und ein Fischgeschäft. In Archivalien sind jüdische Familien für Gemünd seit dem frühen 18. Jahrhundert nachgewiesen. Bis 1895 war die jüdische Bevölkerung auf 88 Personen angestiegen; im Vergleich zu den Nachbarorten hatte sich Gemünd zu einem jüdischen Zentrum entwickelt. Bis 1933 ging die jüdische Bevölkerung auf 34 Personen zurück. Durch Ermordung, Deportation und einige wenige geglückte Emigrationen erlosch die jüdische Gemeinde bis Kriegsende völlig.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2013 / LVR-Redaktion KuLaDig 2011/2016)
Hinweise
Der jüdische Friedhof in Gemünd ist eingetragenes Baudenkmal (Schleiden, UDB-Nr. 155 / LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, ObjNr. 5581).
Der jüdische Friedhof in Gemünd war Station der Archäologietour Nordeifel 2013.
Quelle
Informationstafel am jüdischen Friedhof Gemünd (Begehung am 24.11.2016)
Internet
www.uni-heidelberg.de: Projekt Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Gemünd (abgerufen 20.06.2011 und 29.11.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 22.06.2023)