Irmgardisquelle in Süchteln, Stadt Viersen, Kreis Viersen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Viersen
Kreis(e): Viersen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 16′ 44,52″ N: 6° 21′ 31,47″ O 51,27903°N: 6,35874°O
Koordinate UTM 32.315.791,99 m: 5.684.168,86 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.525.075,00 m: 5.682.750,00 m
Im Ortsteil Süchteln entsprang früher am Südabhang des Heiligenberges die weithin bekannte Irmgardisquelle. Sie befindet sich wenige Meter südlich unterhalb der Wallfahrtskapelle Sankt Irmgardis. Die Quelleinfassung ist ein Mauerrund hinter einem Brunnengitter, in der eine plattenförmige Zuleitung Wasser in ein etwa 50 Zentimeter tieferliegendes Auffangbecken führt, das wiederum seinen Abfluss in die so genannte Heiligensiep findet. Die Einfassung der Irmgardisquelle stammt aus dem Jahr 1663. Die natürliche Wasserzuführung versiegte allmählich, und so wurde seit etwa 1970 Jahren durch einen Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung künstlich hergestellt. Dieser wird von dem nahegelegenen Sportplatz bedient und nur in der frostfreien Jahreszeit vorgenommen.

Das Wasser galt allgemein als heilkräftig, es wurde speziell bei Bruchleiden und Fieber gebraucht. Es wurde auch von jungen Frauen getrunken, die in der Irmgardiskapelle den Segen Gottes für ihre Ehe erflehten. Das Irmgardiswasser wurde auch benutzt „auf daß der Herr auf die Fürbitte seiner Heiligen herabkommen lasse seinen Segen über die Unserigen, über unsere Wohnungen, unsere Felder, unser Vieh u. über all unser Hab und Gut, über alles, was wir in Andacht mit diesem gesegneten Wasser besprengen, oder dem wir davon zu genießen geben“.

In einem Pilgerbüchlein aus dem Jahr 1751 heißt es: „… erweiset annoch biß zu unseren Tagen der alldorten vom Gott zu ihrem Gebrauch erweckten Brunnen, dessen Wasser zu vielerstaunliche Wunder zum Trost der krancken, und mit Leibs magel behafften Menschen immerda würcket, daß rings umdem gantzen Land dessen übernatürliche Krafft ausser allen Zweifel scheinet gesetzet zu seyn, wie selbiges auch die uralte Beschreibung dieses Orths von denen vormaligen Zeiten einhellig bezeugen.“

Neben dieser Wunderheilbedeutung ist die Irmgardisquelle in weitem Umkreis bekannt als Kinderherkunftsort. Wenn das gewünschte Kind ein Mädchen werden sollte, so musste die Großmutter ein Stück Pfefferkuchen in das Quellbecken werfen; auch wurde bei Kinderwunsch ein Goldstück in die Quelle geworfen, ebenso ein Zuckerwürfel.

Es wird von der Irmgardisquelle folgende Sage erzählt: Von dem Born bei der Kirche, der auf Geheiß der heiligen Irmgardis entsprungen sein soll, sagt man, er vertrage keinen Schmutz; werde er getrübt, so verschwinde er und entspringe an einer anderen Stelle.

(Stefan Kronsbein, 2015)

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Irmgardisquelle in Süchteln, Stadt Viersen, Kreis Viersen

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1663

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Stefan Kronsbein (2015): „Irmgardisquelle in Süchteln, Stadt Viersen, Kreis Viersen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-120240-20150329-111 (Abgerufen: 26. April 2024)
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