Die Quellfassung, die auf einer Höhe von 65 m üNN liegt und früher einmal einen kleinen Teich gebildet hat, führt seit etwa 1950 kein Wasser mehr. Der heutige sumpfig-rostfarbige Quellaustritt erfolgt etwa 170 Meter nordwestlich bei einer Höhe von 59 m üNN. Auf halber Strecke zwischen der historischen Amandusquelle und dem jetzigen Wasseraustritt befinden sich in der Talung weitere vernässte Vertiefungen, die ehemals Quelltöpfe gewesen sein könnten. Im unteren Teil des Tales befinden sich Abfallablagerungen.
Nach der Volkssage hat der heilige Amandus an der gleichnamigen Quelle im 7. Jahrhundert den Nichtchristen die Taufe erteilt. Noch Ende des letzten Jahrhunderts haben vor allem Pilger aus dem Jülicher Land nach Kevelaer das Wasser, das in Flaschen und Krüge abgefüllt wurde, gegen Augenkrankheiten und Kopfausschlag benutzt.
Die Quelle war von einer mächtigen Esskastanie überschattet, an deren Stamm ein Opferkasten befestigt war. Auch seien Prozessionen von der Hinsbecker Pfarrkirche an einem der drei Bußtage vor Christi Himmelfahrt bekannt. Das beschriebene Tal wird von den Umwohnern „Deppental“ genannt, was soviel wie Tauftal heißen soll und als Hinweis auf die Tauffunktion der Amandusquelle zu verstehen ist. Der Amandusbrunnen ist im Volksglauben außerdem ein Ort, wo die kleinen Kinder herkommen. Der Amandusbrunnen in Straelen-Herongen zeigt vergleichbare Erscheinungsformen der Volksverehrung.
(Stefan Kronsbein, 2015)