Eine um 1610 entstandene Abbildung zeigt die Verabreichung von Quirinuswasser aus einer kostbaren Schale neben einem steinernen Pumpenbrunnen (Quirinusbrunnen) mit einem Schwengel und einem Messingeimer an einer Kette zum Wasserschöpfen vor dem Hochaltar; dieser Standort ist archäologisch nicht belegt. Die Trinkschale ging im Mai 1585 bei der Eroberung von Neuss durch niederländische Truppen verloren.
Belegt ist der Standort des Quiriniusbrunnens außerhalb der Kirche; nämlich an der Westseite der alten Abtei. Seine besondere Heilkraft erhielt das Quirinuswasser dadurch, dass die Feinde den Quirinusschrein in den Brunnen warfen („Als in dem Land nam überhand der Ketzer macht, wirfft man Gebein zum Putz hinein, gibt Wasserkrofft“); anschließend konnten von den Neussern nur einige Fragmente gerettet werden. Das Quirinuswasser wurde über Jahrhunderte sowohl von den Menschen getrunken als auch äußerlich angewandt (unter anderem zur Tränkung von Wundumschlägen). Quirinus wurde bei folgenden Krankheiten bzw. Symptomen angerufen: Pest, Geschwulste, eiternde Wunden, frische Wunden, Drüsenleiden, Skrofeln, Ohrenschmerzen, Kropfkrankheiten, Hautkrankheiten, Halskrankheiten, Augenkrankheiten. Außerdem erstreckte sich die Heilkraft auch auf Tiere. Zudem sind auch Wunderheilungen durch den Gebrauch des Quirinuswassers belegt.
Die Kirche nutzte das Wasser aus dem Brunnen noch bis zum Zweiten Weltkrieg. Aus dem Schrifttum und den Angaben des Atlas der deutschen Volkskunde (Frage 16: Wo kommen die kleinen Kinder her?) ist bekannt, dass der Quirinuspött nach dem Volksglauben ein Kinderherkunftsort ist.
(Stefan Kronsbein, 2015)