Odilienbrunnen in Gohr, Dormagen, Rhein-Kreis Neuss

Brunnenanlage an der Kirche St. Odilia

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Dormagen
Kreis(e): Rhein-Kreis Neuss
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 06′ 12,65″ N: 6° 43′ 6,11″ O 51,10351°N: 6,71837°O
Koordinate UTM 32.340.264,00 m: 5.663.812,00 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.550.358,49 m: 5.663.407,83 m
  • Pfarrkirche Sankt Odilia in Dormagen-Gohr (2014)

    Pfarrkirche Sankt Odilia in Dormagen-Gohr (2014)

    Copyright-Hinweis:
    Wende, Hans-Georg
    Fotograf/Urheber:
    Hans-Georg Wende
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Abgedeckter alter Brunnenschacht vor der Pfarrkirche Sankt Odilia in Dormagen-Gohr (2014)

    Abgedeckter alter Brunnenschacht vor der Pfarrkirche Sankt Odilia in Dormagen-Gohr (2014)

    Copyright-Hinweis:
    Wende, Hans-Georg
    Fotograf/Urheber:
    Hans-Georg Wende
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Pfarrkirche Sankt Odilia in Dormagen-Gohr (2014)

    Pfarrkirche Sankt Odilia in Dormagen-Gohr (2014)

    Copyright-Hinweis:
    Wende, Hans-Georg
    Fotograf/Urheber:
    Hans-Georg Wende
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Abgedeckter alter Brunnenschacht vor der Katholischen öffentlichen Bücherei in Dormagen-Gohr (2014)

    Abgedeckter alter Brunnenschacht vor der Katholischen öffentlichen Bücherei in Dormagen-Gohr (2014)

    Copyright-Hinweis:
    Wende, Hans-Georg
    Fotograf/Urheber:
    Hans-Georg Wende
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Katholische öffentliche Bücherei in Dormagen-Gohr (2014)

    Katholische öffentliche Bücherei in Dormagen-Gohr (2014)

    Copyright-Hinweis:
    Wende, Hans-Georg
    Fotograf/Urheber:
    Hans-Georg Wende
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Die Geschichte der Kirche St. Odilia in Gohr reicht bis in das 11. Jahrhundert zurück. Noch im 19. Jahrhundert sei eine Sage von einem heidnischen Tempel erzählt worden. Älteste Spuren einer Wallfahrt gehen auf das Jahr 1497 zurück.

Möglicherweise wurde die antike Verehrung eines Quellheiligtums an einem See im Gohrer Bruch im frühen Mittelalter auf eine Verehrung der heiligen Odilia in einer ihr geweihten Kirche, die in einer Spornlage an einem Terrassenrand liegt, übertragen. Die Entfernung zwischen den beiden Verehrungsorten beträgt etwa 1700 Meter. Hierfür spricht der Bericht, dass noch zu Ende des 19. Jahrhunderts „man noch vor Kurzem das Wasser aus dem jenem See schöpfte und verbrauchte dasselbe, in der Kirche geweiht, gegen Augenleiden etc“. Die Verehrung der heiligen Odilia in Gohr ist sehr bekannt, holten sich doch Pilger aus dem Brunnen vor dem Pfarrhaus das so genannte Odilienwasser, das als heilkräftig gegen Augenleiden galt. An diesem Brunnen sind Waschungen der kranken Augen belegt, die neun Tage unter Abhaltung von Gebeten wiederholt wurden. Auch werden Wunderheilungen berichtet.

Vor dem alten Pfarrhaus befinden sich noch Reste einer früheren Brunnenanlage. Unter der jetzigen Abdeckung ist ein 11 Meter tiefer, aus Feldbrandsteinen gemauerter runder Schacht mit einem Durchmesser von 1,20 Metern vorhanden. Möglicherweise handelte es sich ursprünglich um einen Schöpfbrunnen, der später mit einer Schwengelpumpe bedient wurde.

Die Brunnenanlage stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und diente vor allem dem Pfarrhaus und dem zugehörigen Bauernhof zur Wasserversorgung. Aus dieser Anlage stammte auch das Wasser für die Pilger, ab den1950er Jahren wurde das Wasser der öffentlichen Wasserleitung entnommen.

Heute befindet sich auf dem Platz vor der Kirche ein neugestalteter Brunnen, der aus der öffentlichen Wasserversorgung gespeist wird. Die Pilger entnehmen heute gesegnetes Odilienwasser aus einem Wasserbecken in der Kirche. Von der örtlichen Bevölkerung wird das Odilienwasser auch „Borwasser“ genannt, ein deutlicher Hinweis auf die Augenheilfunktion des Wassers (Bor als pharmakologischer Bestandteil von Augenheilmedikamenten).

(Stefan Kronsbein, 2015)

Literatur

Döring, Aloys (1996)
Heiliges Wasser - Quellenkult und Wassersegnung im Rheinland (Diözesen Aachen, Köln, Trier). In: Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde 41, S. 61-100. Bonn u. Münster.
Döring, Aloys (1991)
Heiliges Wasser - heilendes Wasser. Quellenkult und Heilbrauch im Rheinland. In: Landschaftsverband Rheinland, Museumsamt (Hrsg.): Wasserlust, Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland, (Schriften des Rheinischen Museumsamtes, 48.) S. 52-69. Köln.
Fischer, Josef (1989)
Unser Norf - Heimatkundliche Berichte und Plaudereien. Neuss.
Geschwendt, Fritz (1972)
Der vor- und frühgeschichtliche Mensch und die Heilquellen. (Veröffentlichungen der Urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover 20.) Hildesheim.
Heckmanns, Franz (1930)
Niederrheinische Pilgerorte und Pilgerfahrten. 2. Teil. In: Die Heimat: Mitteilungen der Vereine für Heimatkunde in Krefeld und Uerdingen a. Rh. 9, S. 30-37, Abb. 11a-15. Krefeld.
Heizmann, Berthold (1981)
Wallfahrtsorte im Rheinland. In: Wallfahrt im Rheinland, (Werken und Wohnen - Volkskundliche Untersuchungen im Rheinland 14.) S. 113-164. Köln.
Koenen, Constantin (1898)
Zur römischen Heilkunde am Niederrhein. In: Historische Studien zu Naturwissenschaft, Industrie und Medizin am Niederrhein, S. 120-140. Düsseldorf.
Koenen, Constantin (1876)
Das Nymphenheiligtum bei Gohr. In: Bonner Jahrbuch, Heft LVII, S. 207-212. Bonn.
Kohlbecher, Simon (2008)
Zurückschauen - Hinschauen - Vorausschauen. 700 Jahre Pfarrei Sankt Odilia Gohr 1308-2008. Dormagen.
Kronsbein, Stefan (1991)
Quellen am unteren linken Niederrhein - ein natur- und kulturgeschichtlicher Beitrag. In: Klostermann, Josef; Kronsbein, Stefan; Rehbein, Hansgeorg (Hrsg.): Natur und Landschaft am Niederrhein - Naturwissenschaftliche Beiträge. Festschrift zum 80. Geburtstag von Dr. Hans-Wilhelm Quitzow, (Niederrheinischer Landeskunde. Schriften zur Natur und Geschichte des Niederrheins, Band X.) S. 349-429. Krefeld.
Küppers, Matthias (1989)
Die Pfarrei "Grefrath", Pfarrpatron "Inventio Sti Stephani". In: Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum der St. Stephanus-Kirche in Neuss-Grefrath. Geschichtliches und Geschichten rund um den Kirchturm, S. 103-189. Neuss.
Provinzialmuseum Bonn (Hrsg.) (1925)
Fragebogen für die archäologische Karte der Regierungsbezirke Coblenz, Köln, Aachen, Düsseldorf. Fragebogen: Nievenheim, Bonn.
Schlafke, Jakob (1989)
Wallfahrt im Erzbistum Köln. Köln.
Stephan-Maaser, Reinhild / Borsdorf, Ulrich; Steiner, Jürg (Hrsg.) (2002)
Wasserglaube. In: Wasser-Fälle. An Rhein und Maas - Katalog zur Ausstellung im Medienhafen Düsseldorf 15. Juni bis 13. Oktober 2002 (EUROGA 2002 plus), S. 159-167. Essen.
(1875)
Die blinde Odilia. In: Die Heimath 1875 Nr. 19, Fischeln.

Odilienbrunnen in Gohr, Dormagen, Rhein-Kreis Neuss

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1000 bis 1500

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Stefan Kronsbein (2015): „Odilienbrunnen in Gohr, Dormagen, Rhein-Kreis Neuss”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-120147-20150329-18 (Abgerufen: 21. März 2025)
Seitenanfang