Das Leonillastift befindet sich in der Abteistraße, in der Nähe des Schlosses Sayn. Die Stiftung gründete Fürstin Leonilla zu Sayn-Wittgenstein, geb. Prinzessin Bariatinsky. Diese zog mit ihrer Familie im Jahr 1850 nach Sayn. Ein Jahr später richtete sie dort eine Kinderkrippe ein. Das Gebäude, das die Fürstin selbst zur Verfügung stellte, bestand aus sechs Zimmern. Die Mägde schliefen in den Kinderzimmern mit, die mit Hängewiegen ausgestattet waren. Darüber hinaus gab es ein Ankleidezimmer für die Kinder, das auch als Badezimmer diente. Das Konferenzzimmer diente den bürokratischen Angelegenheiten, in diesem waren auch die Kleiderschränke untergebracht. Die Vorsteherin hatte ihr eigenes Wohnzimmer. Das Gebäude verfügte auch über eine Küche und eine kleine Hausapotheke. Während die Eltern der Arbeit auf den Feldern nachgingen, betreute eine Vorsteherin die bedürftigen Kleinkinder mit zwei Gehilfinnen. Anfangs waren es sechs Kinder, später zehn. Die Kinderkrippe wurde im selben Jahr geschlossen.
1853, nachdem die fürstliche Familie wieder nach Sayn zurückkehrte, beschloss sie, das Stift wieder zu eröffnen. Das Gebäude wurde daraufhin umgebaut und renoviert. Ein Jahr später wurde es an den Aachener Orden der armen Schwestern vom Hl. Franziskus übergeben. Die Schwestern widmeten sich der Krankenpflege. Dort arbeiteten zu Beginn drei, später dann fünf Schwestern. Neben der Krankenpflege sammelten sie Spenden für die Bedürftigen und gaben Handarbeitsunterricht für Mädchen. Der Orden beschloss 1856, die Schwestern aus unbekannten Gründen wieder zurück zu holen, sodass sie ihre Arbeit einstellen mussten. Die Fürstin Leonilla gründete auch einen Fonds in den u.a. die Eintrittsgelder aus dem Schloss hineinflossen. 1859 übernahmen die armen Dienstmägde Christi aus Dernbach die Krankenpflege. Darüber hinaus gab es dort später einen Kindergarten, eine Handarbeitsschule und die Altenpflege, dort konnten die Sayner ihren Ruhestand verbringen. Von den Schwestern wurden auch die Schlosskapelle und die Kreuzwegstationen im Schlosspark gepflegt. Um die Finanzen des Klosters zu sichern, schlug der fürstliche Verwalter Strauß vor, eine Anlage errichten, die der Ananaskultur dienen soll. Die Fürstenfamilie willigte ein. Die Bausumme für das Treibhaus betrug 308 Taler, 7 Silbergroschen und 9 Pfenning.
In dem Leonillastift erhielten über 50 Mädchen Handarbeitsunterricht. Die Erweiterung des Gebäudes fand 1860 statt. Kurz darauf konnten 20 Mädchen sechsmal in der Woche die Winterschule besuchen und die Handarbeit lernen. Im Jahr 1883 erfolgte ein Klosterneubau, das bis heute erhalten ist. Die Fürstin verstarb im Jahr 1918 im Alter von 102 Jahren. 1965 wurde das Leonillastift u.a. aufgrund Nachwuchsmangel geschlossen. Heute dient es als Wohnfläche.
Das Leonilla-Stift ist ein Kulturdenkmal gemäß § 8 Denkmalschutzgesetz (DSchG) und ist im Denkmalverzeichnis „Kreis Mayen-Koblenz“ eingetragen.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Mayen-Koblenz. Denkmalverzeichnis Kreis Mayen-Koblenz, 21. März 2023. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Mayen-Koblenz, abgerufen am 16.06.2023
Siebenmorgen, Peter (o.J.)
Das Leonillastift (eigenes Heimatarchiv mit Unterlagen von Franz-Josef Nieth und Fritz Bode). o. O.
Tavernier, Ludwig / Arbeitsgruppe Kulturpark Sayn (Hrsg.) (2011)
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