Jüdischer Friedhof im Queckenwald

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bad Münstereifel
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 33′ 24,98″ N: 6° 46′ 4,2″ O 50,55694°N: 6,76783°O
Koordinate UTM 32.341.890,36 m: 5.602.935,71 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.554.455,34 m: 5.602.640,68 m
  • Jüdischer Friedhof im Queckenwald, Bad Münstereifel (2014)

    Jüdischer Friedhof im Queckenwald, Bad Münstereifel (2014)

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  • Blick über den jüdischen Friedhof im Queckenwald in Bad Münstereifel. Zu sehen sind Reihen mit Grabsteinen (2014).

    Blick über den jüdischen Friedhof im Queckenwald in Bad Münstereifel. Zu sehen sind Reihen mit Grabsteinen (2014).

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  • Jüdischer Friedhof im Queckenwald (2014)

    Jüdischer Friedhof im Queckenwald (2014)

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  • Jüdischer Friedhof im Queckenwald, Bad Münstereifel (2014)

    Jüdischer Friedhof im Queckenwald, Bad Münstereifel (2014)

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  • Jüdischer Friedhof im Queckenwald, Bad Münstereifel (2014)

    Jüdischer Friedhof im Queckenwald, Bad Münstereifel (2014)

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  • Blick auf den Jüdischen Friedhof im Queckenwald (Bad Münstereifel)

    Blick auf den Jüdischen Friedhof im Queckenwald (Bad Münstereifel)

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    Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte
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Die jüdische Gemeinde Münstereifel seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Bis ins frühe 19. Jahrhundert war die jüdische Ansiedlung in Münstereifel von großer Fluktuation geprägt. Danach wuchs die Gemeinde bis etwa 1900 kontinuierlich, dann war die Entwicklung rückläufig. Seit 1869 gehörte die Spezialsynagogengemeinde Münstereifel zur Synagogengemeinde des Kreises Rheinbach. 1932 waren Arloff und Kirspenich angeschlossen.
Gemeindegröße um 1815: 38 (1808) / 46 (1820), um 1880: 104 (1885), 1932: 48, 2006: –.
Bethaus: Seit Mitte des 17. Jahrhunderts existierte ein Betsaal, der nach einem Umbau 1880 bis 1938 genutzt wurde. 1939 wurde das Gebäude verkauft, Mitte der 1970er Jahre abgerissen (vorstehende Angaben alle nach Reuter 2007).

Friedhöfe: 1823 wurde der Friedhof im Queckenwald eingerichtet, der aber schon früher belegt worden war (Reuter 2007). Er besteht noch, 87 Grabsteine sind hier erhalten. Ebensoviele Inschriften aus den Jahren 1812 bis 1932 und ein Gedenkstein vor Ort sind in der epigraphischen Datenbank epidat des Essener Steinheim-Instituts dokumentiert.
Der untergegangene vormalige jüdische Friedhof am Hardtwald bei Kirspenich wurde vom 18. Jahrhundert bis 1825 belegt. Grabsteine sind dort nicht mehr vorhanden aber das Gelände ist noch als Hain mit einer Wiese im Zentrum erkennbar.

(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011)


Der jüdische Friedhof im Queckenwald als Station der Archäologietour Nordeifel 2014
Juden lebten seit dem Spätmittelalter in Münstereifel. Eine erste Begräbnisstätte war in der Nähe von Engelgau. Nach dem Ende des Herzogtums Jülich kam es zu einem vermehrten Zuzug jüdischer Familien, die sich nach 1847 immer stärker assimilierten. Der Friedhof im Quecken wurde 1823 offizieller Begräbnisplatz; er wurde bis 1932 genutzt und dann offen gelassen. Die Grabsteine und ihre Inschriften sind durch das Salomon-Steinheim-Institut vorbildlich im Internet dokumentiert. Die Belegung des Friedhofes erforscht das Stadtarchiv Bad Münstereifel.

Jüdische Friedhöfe im Kreis Euskirchen
Der Friedhof im Quecken ist damit einer der jüngeren jüdischen Begräbnisplätze im Kreis Euskirchen. Als erste Begräbnisstätte ist 1467 ein Platz bei „Gaw“ (Engelgau) urkundlich belegt. Er stand Juden aus Euskirchen, Münstereifel und Zülpich gegen Zahlung einer jährlichen Gebühr offen. Juden aus anderen Orten durften ihre Toten ebenfalls dort bestatten, mussten allerdings für jedes Begräbnis eine eigene Gebühr entrichten.
Später ist ein Begräbnisplatz im Hardtwald genannt, mit dem die Obrigkeit aber auch nicht einverstanden war.

Juden im Herzogtum Jülich
Bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1794 war die Zahl der in Münstereifel lebenden Juden begrenzt. Im Herzogtum Jülich, dessen dritte Hauptstadt Münstereifel spätestens seit 1469 war, praktizierte man eine restriktive Judenpolitik. Nur „vergleidete“ Juden durften dort siedeln. Das heißt, sie mussten gegen Gebühr einen Geleitbrief oder Schutzbrief erwerben. Insgesamt wird die Anzahl der im Herzogtum Jülich siedelnden jüdischen Familien mit 60 beziffert. Maximal vier Familien durften zeitgleich in Münstereifel wohnen. Die Steuerliste von 1660 benennt drei jüdische Haushaltsvorstände.

Der Jüdische Friedhof von Münstereifel
Noch vor dem Untergang des Herzogtums Jülich 1802 fällt mit dem Einmarsch der Franzosen 1794 diese Siedlungsbeschränkung fort. Die Münstereifeler Einwohnerliste von 1808, in der dokumentiert ist, welche Familiennamen die Juden fortan führen, verzeichnet zunächst 43 Personen; sie wird dann noch um zwei weitere Personen ergänzt.
Mit dem stärkeren Zuzug von Juden nach Münstereifel wurde auch die Frage nach einer Begräbnisstätte aktuell. Sie wurde mit der offiziellen Anerkennung des Begräbnisplatzes im Quecken gelöst. Zeitlich lässt sich die Anerkennung des Friedhofes auf das Jahr 1823 datieren. Bestattungen setzten jedoch schon vorher ein. Als Erster wurde am 21. Juli 1812 der erst 36jährige Moses Heymann dort bestattet. Dies geschah noch gegen den Willen der Obrigkeit. Die letzten Bestattungen fanden 1932 statt: Bestattet wurden damals die Eheleute Emma Wolff, geborene Meyer, verstorben am 5. Juni 1932, und August Wolff, verstorben am 21.11.1932. Danach wurde der Friedhof offen gelassen.
Während des Pogroms im November 1938 wurde der Friedhof geschändet. Grabsteine wurden umgeworfen, Inschriften zerstört.

Der Jüdische Friedhof nach 1945
Bereits 1946 kümmerte sich die Stadt Münstereifel darum, den Friedhof wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen, was auch weitestgehend gelang. 1961 wurde auf Initiative des „Vereins Alter Münstereifeler“ und in Zusammenarbeit mit der Stadt Münstereifel eine größere Instandsetzung vorgenommen. Seitens des „Vereins Alter Münstereifeler“ wurde diese Instandsetzung des Jüdischen Friedhofes vor allem durch den Vorsitzenden Dr. Dr. Hermann Pünder (1888-1976) und durch Wilhelm Johnen forciert. Beide waren Abiturienten des St.-Michael-Gymnasiums. Pünder legte dort 1907 das Abitur ab; Johnen 1921. Pünder war 1961 MdB (Mitglied des Deutschen Bundestages) und Johnen MdL (Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen) und Vorsitzender des Landtages von Nordrhein-Westfalen.
Die Erinnerungskultur ist in Bad Münstereifel lebendig. Vor der ehemaligen Synagoge in der Orchheimer Straße erinnert seit 1988 eine Stele an den Holocaust und 2009 verlegte Gunter Demnig 26 Stolpersteine in der Kernstadt und 10 weitere in den Ortsteilen Arloff und Kirspenich.

(Harald Bongart, Stadt Bad Münstereifel, 2014 / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2014)

Hinweis
Der jüdische Friedhof im Queckenwald war Station der Archäologietour Nordeifel 2014.

Internet
www.steinheim-institut.de: epidat, Bad Münstereifel (abgerufen 06.04.2014)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Rheinischer Städteatlas Münstereifel, bearbeitet von Klaus Flink (Lieferung II, Nr. 7, 1974), Teil 4: Kirche, Schule, Kultur und Gesundheitswesen, Abschnitt 4.8 Juden (abgerufen 21.06.2021)
de.wikipedia.org: Jüdischer Friedhof Bad Münstereifel (Queckenwald) (abgerufen 10.06.2011)
de.wikipedia.org: Jüdischer Friedhof Bad Münstereifel (Hardtwald) (abgerufen 10.06.2011)
www.uni-heidelberg.de: Projekt Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Bad Münstereifel (abgerufen 06.04.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 22.06.2023)

Literatur

Flink, Klaus (1974)
Bad Münstereifel. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung II, Nr. 7.) S. 8, Bonn.
Pracht, Elfi (1997)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil I: Regierungsbezirk Köln. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.1.) S. 333-339, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 26, Bonn.

Jüdischer Friedhof im Queckenwald

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kreuzgäßchen
Ort
53902 Bad Münstereifel
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1823

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„Jüdischer Friedhof im Queckenwald”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-11956-20110610-2 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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