Boldt, Kai-William / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
Fotograf/Urheber:
Kai-William Boldt
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Der Wetterkamin Buchholz ist das einzige erhaltene Bauwerk dieser Art im Ruhrgebiet und ein historisches und industrietechnisches Erbe für die frühe Bewetterung der Grubengebäude (2006).
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Bewetterung: Basis für den Bergwerksbetrieb Wetter sind das Gasgemisch (Luft) im Grubengebäude, also in den untertage liegenden Schachtanlagen. Die Qualität der Wetter hängt ab vom Sauerstoffgehalt und von Gasen, die entweder aus dem umgebenden Gebirge in die Grube eintreten oder durch den Betrieb von Maschinen verursacht werden. Während matte Wetter einen reduzierten Sauerstoffanteil aufweisen, haben böse Wetter giftige Anteile, zum Beispiel Kohlenmonoxid. Treten brennbare Gase wie Methan auf, spricht der Bergmann von schlagenden, explosiven Wettern. Zur Minimierung der Gefahren erfolgt in den Grubengebäuden eine Bewetterung, die mittels technischer Maßnahmen Frischluft zu- und die Abwetter abführt. Zudem wird damit die teilweise hohe Temperatur in den Stollen reduziert, die auf der geothermischen Tiefenstufe beziehungsweise der Temperatur des umgebenden Gesteins basiert. Vereinfacht handelt es sich bei der Bewetterung um eine Klimatisierung. Bewetterung erfolgt heute in der Regel künstlich, indem mittels Maschinen Luft in die Grube geblasen oder aus den Schächten abgesaugt wird. Dementsprechend sind mindestens zwei mit dem Grubengebäude verbundene Öffnungen an der Erdoberfläche notwendig. Physikalisch sind Temperatur- und Druckunterschiede sowie die Thermodynamik für die Funktionalität maßgeblich. Der Begriff Wetter korreliert fast zwangsläufig mit der meteorologischen Terminologie. Nach der Richtung der Luftbewegung unterscheidet man abfallende von der (technisch meist umgesetzten) aufsteigenden Bewetterung. Der Wetterstrom (Luftbewegung) passiert teilweise auch natürlich und stellte sich vor allem dann ein, wenn er von Baumaßnahmen oder Wetteröfen in den Gruben verstärkt wurde. Die Feuer produzierten heiße Luft, die idealerweise durch die Zugwirkung von übertage errichteten Wetterkaminen abgesogen wurden. Gleichzeitig wurde so frische Luft durch einer andere Öffnung von außen nachgesaugt und nährte gleichzeitig das Feuer.
Der Wetterkamin Buchholz Der spätere Wetterschornstein Buchholz war seit 1856 zunächst ein reiner Rauchkanal für das Kesselhaus der Zeche Vereinigte Geschwind (Hermann / Hermann 2005, S. 305 f.). Der Bau der quadratischen, ca. 17 Meter hohen Anlage erfolgte im unteren Teil mit Bruchsteinen, für die pyramidale Verjüngung nach oben wurden Ziegelsteine verwendet. Dann erfolgten strukturelle, finanziell bedingte Veränderungen. Vereinigte Geschwind musste den Betrieb einstellen und die Zeche Blankenburg übernahm die Abbaufelder. Buchholz wurde nun zusätzlich mit den Schächten des Grubengebäudes verbunden und mutierte zum Wetterkamin. In technischer Hinsicht fungierte das Feuer im Kesselhaus als Wetterofen und der entstehende Rauch bewegte sich über einen 60 Meter langen Rauchkanal zum Schornstein. Das wiederum ermöglichte die Zufuhr guter Wetter unter anderem über den Schacht Henry und den Hauptschacht der Zechenanlage, wobei auch eine Verbindung mit den tiefer liegenden Arealen des Hammertals bestand. Der Wetterkamin versorgte die Bergleute zwischen 1865 bis 1891 mit frischen Wettern und wurde dann stillgelegt, weil moderne, dampfbetriebene Ventilatoren leistungsfähiger waren und der Schornstein für die inzwischen gewachsene Anlage nicht mehr ausreichte. Im Ruhrgebiet ist „Buchholz“ inzwischen einzigartig. Er ist das letzte Bauwerk mit dieser Funktionalität und steht deshalb unter Denkmalschutz.
(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. / LVR-Fachbereich Landschaftliche Kulturpflege, 2015)
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