Katholische Pfarrkirche Mariä Verkündigung in Altenahr

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Altenahr
Kreis(e): Ahrweiler
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 31′ 1,53″ N: 6° 59′ 27,05″ O 50,51709°N: 6,99085°O
Koordinate UTM 32.357.565,78 m: 5.598.053,61 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.570.317,89 m: 5.598.395,54 m
  • Blick von der Burgruine Are auf Altenahr, in der Bildmitte die Pfarrkirche Mariä Verkündigung (2019).

    Blick von der Burgruine Are auf Altenahr, in der Bildmitte die Pfarrkirche Mariä Verkündigung (2019).

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Die katholische Pfarrkirche Mariä Verkündung ist eine denkmalgeschützte Kirche im rheinland-pfälzischen Altenahr, einer Ortsgemeinde im Landkreis Ahrweiler. Das genaue Datum der Errichtung ist bis heute nicht eindeutig überliefert. Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrkirche datiert aus dem Jahre 1166. Zu diesem Zeitpunkt wird die Kirche als Mittelpunkt der damaligen Pfarrei erwähnt, die sich am Fuße der Burg Are befand. Tatsächlich sind diese beiden denkmalgeschützten Bauten eng miteinander verbunden. So erbaute der damalige Graf Theoderich I. um 1100 die Burg Are, um nur wenig später den Bau der tiefer gelegenen Pfarrkirche in Auftrag zu geben. Die über 800 Jahre alte Kirche hat viele bautechnische Veränderungen hinter sich, so dass ein Teil des spätromanischen Baustils heute verdeckt bzw. übermauert ist.

Geschichte: 12. Jahrhundert - Anfang 19. Jahrhundert
Die erste Anlage war ein dreischiffiger Bruchsteinbau mit ausladendem Querschiff und Vierungsturm. Der quadratische Vierungsturm ist in seiner Bauweise typisch für die damaligen spätromanischen Bauten des Ahrtals, von denen heute nur noch wenige übrig geblieben sind. Die damalige Kirche war bedeutend kleiner als die heutige und wies nur ungefähr zwei Drittel der heutigen Gesamtlänge auf. Man gelangte nur durch zwei kleinere Eingänge in das Innere der Kirche, welche sich an der Nord- und Südseite der Basilika befanden.
Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche erstmals signifikant vergrößert. So wurde an den romanischen Bau der gotische Chor angebaut, welches 1326 feierlich eingeweiht wurde. Bis heute kann man diese beiden Baustile sehr gut erkennen. So hebt sich der gotische Spitzbogen stark vom romanischen Rundbogen der Vierung ab. Weitere prägende Elemente des gotischen Chors sind die bis zur Decke reichenden Strebepfeiler.

Sowohl das Kirchenschiff, als auch die Vierung, welche ursprünglich flach gedeckt wurden, erhielten im 15. Jahrhundert ein spätgotisches Kreuzgewölbe. Die Entstehungsgeschichte der parallelverlaufenden Gewölbe der Seitenschiffe ist nicht einwandfrei aufzuklären. So könnten diese entweder bereits Teil des Ursprungsbaus gewesen sein oder erst im Laufe der Zeit eingebaut bzw. erneuert wurden sein. Ein weiterer Anbau der Kirche entstammt aus dem 16. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde südlich des Chores eine Sakristei angebaut, welche man erst vier Jahrhunderte später, 1927, zur Kirche hin öffnete. Sie diente zu dieser Zeit vor allem als Gedächtniskapelle für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Ein charakteristisches Merkmal der Sakristei ist ihr reiches Netzgewölbe und ein nach Süden angelegtes Fenster. Dieses Fenster wurde jedoch erst später gebaut, nachdem man das ursprüngliche, nach Osten ausgerichtete, Fenster von innen zumauerte.

Mitte des 17. Jahrhunderts erhielt die Kirche einen neunen Boden. So wurde die gesamte Kirche mit neuen Steinbruchplatten aus dem lokalen Hohnshardter Steinbruch bei Altenahr ausgelegt. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts waren vor allem durch Krieg und Zerstörung gekennzeichnet, so dass diverse Reparaturmaßnahmen anfielen. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Jahre 1689 und 1690. Zu dieser Zeit befand sich Altenahr unter französischer Besatzung. Im Januar des Jahres 1690 fiel die Stadt letztendlich und große Teile der Stadt wurden bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Auch die katholische Pfarrkirche wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Visitation von 1704 beschreibt die Kirche als stark beschädigt. Insbesondere das erst 1682 neu eingesetzte Bleidach sei von Kugeln und Geschossen nahezu durchsiebt gewesen. Das Inventar der Kirche befand sich ebenfalls in einem sehr schlechten Zustand, so dass viele Teile repariert bzw. ausgetauscht werden mussten. Dies belegt die
Weihe von drei neuen Altären im Jahre 1717. In dieser Phase der Renovierung wurde auch ein neues Schieferdach eingebaut.
Bis zum Jahr 1723 war an das nördliche Querschiff der Kirche die Michaelskapelle angebaut. Jedoch befand sich diese auf Grund der jüngeren zerstörerischen Vergangenheit in einem stark baufälligen Zustand, so dass man sich Ende des 18. Jahrhunderts dafür entschloss, die Kapelle komplett abzureißen. Auf Grund der getätigten Instandsetzungsmaßnahmen wurde der Bauzustand bis ins 19. Jahrhundert als gut beschrieben. Erst 1823 forderte ein Visitationsbericht die Teilrenovierung der Kirche. Auf Grund von fehlenden finanziellen Mitteln musste dieses Vorhaben jedoch bis auf Weiteres verschoben werden.

Geschichte: Ende des 19. Jahrhundert - heute
Ende des 19. Jahrhunderts stand dann aber wieder eine gründliche Renovierung und Erweiterung der Kirche an. Die Renovierung stellte sich als Geduldsspiel heraus, da sich insbesondere die Bezirksregierung gegen die Renovierung wehrte. So wurden die ersten beiden Renovierungspläne abgelehnt, da sie zu viele Elemente des ursprünglichen spätrömischen Baus gefährden würden. Nach langen Verhandlungen entschloss man sich 1892 letztendlich die Kirche nicht nur zu renovieren, sondern auch größentechnisch zu erweitern. Das Hauptaugenmerk lag dabei vor allem auf der Sicherung und Instandhaltung der alten Bauteile, welche bei Bedarf mit neuen ergänzt bzw. erweitert wurden. So wurde das Schiff um circa neun Meter erweitert und der nördliche Turm sowie der südliche querschiffartige Ausbau neu angebaut. Darüber hinaus wurde der Treppenturm zur Glockenstube im Vierungsturm, das Dach des Vierungsturms und der Fußboden erneuert. Die von außen gut sichtbare Freitreppe am südlichen Querschiff wurde ebenfalls 1892 neu angebaut.

Weitere signifikante bauliche Veränderung treten erst 1927 wieder in Kraft. So wurde nördlich des Chores die Sakristei zur Kirche hin geöffnet. Nur sieben Jahre später mussten Sicherungsarbeiten am Hauptschiff und an den Vierungspfeilern durchgeführt werden. Zusätzlich wurde die Kirche neu angestrichen und mit einem weiteren Altar versehen. Dieser setzt sich aus Überresten des 1893 abgebauten barocken Altars zusammen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges mussten verschiedene kleinere Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Zwar ist die Kirche im Zuge der Kriegswirren in Mitleidenschaft gezogen wurden, jedoch waren die Schäden bei weitem nicht so schlimm wie die Ende des 17. Jahrhunderts. So mussten nur neue Fenster eingesetzt und Reparaturmaßnahmen am Dach durchgeführt werden.

Ausstattung
Die Ausstattung der Kirche wurde fast im gesamten Verlauf der Geschichte als reich beschrieben. Jedoch veränderte sich das Inventar auf Grund der diversen - oben genannten - Baumaßnahmen immer wieder, so dass nur wenige Teile der alten Ausstattung in der heutigen Kirche zu finden sind. Zu den bedeutendsten Überbleibseln zählen: der barocke Hauptaltar aus dem Jahr 1717, der seinerseits wiederum im Jahr 1934 aus alten Teilen rekonstruiert wurde. Ein Kreuz aus dem 15. Jahrhundert, das einen lebensgroßen Kruzifixus aufweist. Zwei Kaseln aus dem 15. und 18. Jahrhundert, als auch eine wertvolle spätgotische Turmmonstranz aus dem 15. Jahrhunderts. Zwar nicht mehr in seiner Ursprungsform vorhanden, dient das Rahmenwerk des ehemaligen barocken Seitenaltars als Bilderrahmen der Mutter der Immerwährenden Hilfe, welches sich ebenfalls bis heute in der Kirche befindet. Das älteste Ausstattungsteil der Kirche ist wohl der sechsseitige Taufstein aus Basaltlava, der aus Mitte des 13. Jahrhunderts stammt.
Weitere bedeutende Zeugen der Zeitgeschichte sind die Glocken der katholischen Pfarrkirche. Während zwei der insgesamt sechs Glocken 1964 neu gegossen wurden, stammen die restlichen vier aus der Zeit des Mittelalters.

Baudenkmal
Das Objekt „Katholische Pfarrkirche Mariä Verkündigung, Pützgasse“ ist als Baudenkmal ausgewiesen (Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler 2015, S.4).

(Patrick Drexler, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Gasterland, Achim (2013)
Die Mittelahr entdecken: Natur & Kultur Wandern & Wein Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen. Köln.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 12. Juni 2023. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Ahrweiler, abgerufen am 15.06.2023
Görtz, Ignaz (1965)
Zur 800jährigen Geschichte der Pfarrei Altenahr. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1966, S. 67 ff.. Ahrweiler. Online verfügbar: http://www.kreis.aw-online.de/kvar/, abgerufen am 11.03.2015
Grieben Reiseführer (Hrsg.) (1978)
Eifel und Ahrtal. München.
Leinberger, Ida; Pippke, Walter (2009)
Die Eifel. Geschichte und Kultur des alten Vulkanlandes zwischen Aachen und Trier. Ostfildern (6. aktualisierte Auflage).
Otzen, Barbara; Otzen, Hans (2010)
Die Ahr. Landschaft, Wein, Geschichte, Kultur. Bonn.
(1967)
800 Jahre Pfarrkirche und Pfarrei Altenahr 1166-1966. (Rheinische Kunststätten, Heft 4.) Neuss.

Katholische Pfarrkirche Mariä Verkündigung in Altenahr

Schlagwörter
Ort
53505 Altenahr
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1166

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„Katholische Pfarrkirche Mariä Verkündigung in Altenahr”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-117827-20150311-3 (Abgerufen: 26. April 2024)
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