Giebelseitig grenzt an das Empfangsgebäude ein langgezogener Güterschuppen, der in Fachwerkbauweise mit einem geschieferten Satteldach erstellt wurde.
An das Bahnhofgebäude grenzt ebenfalls eine Bahnmeisterei, welche heute als Wohnraum genutzt wird. Dieser Bau ist eingeschossig und nahezu in gleichem Baustil wie das Empfangsgebäude. Aufgabe der Bahnmeisterei war es, einen Teil der Strecke, die von Polch ausging, zu überwachen.
Die drei Gebäude bilden bis heute ein einheitliches Gesamtbild und vermitteln einen Eindruck des ehemaligen Bahnhofs.
Weitere Gebäude, wie ein gegenüberliegendes Getreidelager und Hotel lassen auf die Bedeutung des Bahnhofes schließen. Wichtig im Hinblick auf die Bedeutung des Bahnhofes ist der wirtschaftliche Aspekt. Hierunter zählen die Aus- und Einfuhr wichtiger Güter. Das ehemalige Getreidelager spiegelt diesen Gesichtspunkt wieder.„So kann man feststellen, dass rund drei Viertel des Güteraufkommens, das Polch verließ aus der Landwirtschaft stammte“ (Helf 1997, S. 28). Aber auch die topographische Lage wie auch politische Gründe waren von Bedeutung für die Errichtung des Bahnhofes, welcher sieben Bahnhofsgleise und zwei Bahnsteige besaß.
Der Bahnhof Polch gehörte zur Eifelbahn Köln-Trier und deren Nebenstrecken. Noch heute kennzeichnet ein erhaltener Bahnkilometer die Distanz vom Beginn der Eisenbahnstrecke. Die Aufschrift lautet „26/1“ und bedeutet somit, dass die Entfernung auf der linkrheinischen Strecke Koblenz-Köln, 26 Kilometer und 100 Meter vom Güterbahnhof Koblenz-Lützel entfernt ist. Der erhaltene Bahnkilometer befindet sich auf Höhe des Bahnhofs. Hundert Meter weiter befindet sich ein zweiter Bahnkilometer „26/2“ an einer Abzweigung, welche sich durch zwei parallele Brücken kennzeichnet. Zu Beginn war der Polcher Bahnhof Haltepunkt der Strecke Koblenz-Mayen. Ab 1913-1916 wurde die Bahnstrecke Polch-Münstermaifeld gebaut. Die westliche Abzweigung führt Richtung Mayen-Ost und die südliche Strecke von Polch nach Münstermaifeld. Somit besaß der Polcher Bahnhof eine Abzweigfunktion, wodurch die Anzahl der Gleise und die zwei Bahnsteige zu erklären sind. Die Anbindung des Maifelds erfolgte somit über den Eisenbahnverkehr und war aus wirtschaftlichen und sozialen Faktoren von großer Bedeutung.
Jedoch wurde am 1. Oktober 1961 der Eisenbahnverkehr nach Münstermaifeld eingestellt. Am 9. Dezember 1983 folgte ebenfalls die Einstellung der Strecke Koblenz-Mayen. Dies hängt unter anderem mit der Umorientierung zum Oberzentrum Koblenz als Arbeits- und Verwaltungsort wie auch mit der Fertigstellung der Autobahn A 48 im Jahr 1970 zusammen.
Nach achtzigjähriger Nutzung des Bahnhofs verlor er seine ursprüngliche Funktion. Heute befindet sich im Polcher Bahnhof ein Restaurant „Zum alten Bahnhof“. Da auf den ehemaligen Gleisanlagen heute ein Fahrradwanderweg verläuft, stellt der Bahnhof einen bekannten Platz zum Erholen dar. Durch den zusätzlichen Spielplatz wird die Attraktivität für Wanderer und Fahrradfahrer gesteigert. Außerdem befinden sich in den Räumen zusätzlich eine Töpferei und der Clubraum der „Modelbahnfreunde Maifeld“.
(Jennifer Abels, Universität Koblenz-Landau, 2015)