Dem Kastell Niederbieber kam im System des römischen Grenzschutzes eine besondere Bedeutung zu, da es die nördlichste und größte rechtsrheinische Befestigung dieser Art am obergermanischen Limes war. Es wurde während der Regierungszeit des Kaisers Commodus (180–192 n. Chr.) um etwa 190 n. Chr. errichtet und bestand bis zu seiner Zerstörung 260 n. Chr.
Die rechteckige Grundfläche der Umfassungsmauern von 198,5 x 265,2 m weist eine Fläche von knapp 5,3 ha auf. Rund um die Mauer wurde das Kastell durch einen 6 m breiten Spitzgraben gesichert. Der Wehrgang verlief hinter der Mauer auf einem aufgeschütteten Erddamm. Das Kastell besaß auf allen vier Seiten einen Zugang, der jeweils durch zwei Tortürme geschützt wurde. Weiterhin besaß das Kastell insgesamt zehn Zwischentürme und an den vier abgerundeten Ecken je einen Eckturm. Die Innenfläche wurde durch zwei Querstraßen in drei unterschiedlich große Lager geteilt. Im nördlichen und südlichen Kastellbereich befanden sich die Unterkünfte der Soldaten und der Pferde. Im Zentrum lagen die Verwaltungsgebäude. Die Badeanlage befand sich in der Nordhälfte des Kastells. Das 65 Meter lange und 20 Meter breite Badehaus bot der Besatzung die zum Standard römischer Badekultur gehörenden Einrichtungen. Im südlichsten Gebäudeteil befanden sich die unbeheizten Gymnastikräume. Daran schlossen sich die Baderäume mit den üblichen Einrichtungen an: Auskleideraum, Kaltbad, lauwarmes Bad, Warmbad und Schwitzbad. Einige dieser Einrichtungen waren zweimal vorhanden. Die Hauptheizanlage bildete den nördlichen Abschluss des Badehauses; hier wurde die Fußbodenheizung betrieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal des Kastells bis auf wenige Freiflächen weitgehend überbaut. Lediglich die Mauerfundamente des Nordtores und die Grundrissmauern des Kastellbades sind freigelegt worden.
(Miriam Lux, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet www.neuwied.de: Kastell Niederbieber (abgerufen 19.12.2014)
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