Die Gerichtslinde in Götterswickerhamm steht auf einem kleinen Hügel nahe der Kirche. Dort wurden über Jahrhunderte Versammlungen des Schöffengerichtes Götterswickerhamm, einst zuständig für die Bauernschaften Götterswickerhamm, Mehrum, Löhnen, Voerde und Möllen, abgehalten. Eine Urkunde aus dem Jahr 1327 des Stiftes Rees erwähnte den Tagungsort „bei der Kirche Götterswick auf der Königstraße“ und bestätigt ihre historische Funktion als Thingstätte. Durch die preußische Verwaltung wurde die Tagungsstätte 1753 aufgehoben und durch das Landgericht Dinslaken ersetzt.
An der Linde stehen im direkten Umfeld zwei Grabmale, die Inschrift vom Grabkreuz aus Basalt ist noch zu erkennen: „Anno 1574, den 8. November starb Jan van Rhe den Gott gnädig sei“.
Der Altbaum zeigt auf einer Seite eine große Schürfrinne, also einen langen Riss auf. Das heißt, nach einer Beschädigung der Rinde kam es zur Besiedlung durch spezialisierte Pilz- und Holzinsektenarten. Die Holzzersetzung wiederum hat dann dazu geführt, dass der Baum von innen beinahe hohl ist. Zur Stabilisierung sind aus diesem Grund von innen horizontale Stäbe eingesetzt worden.
Die Gerichtslinde steht an der Straße „Unterer Hilding“, die zusammen mit der südlich gelegenen Dammstraße den Ortskern einfasst. Das Wort „Hilding“ verweist auf eine Neigung, also einen ansteigenden, vorwiegend trockenen Bereich. In der ansonsten tieferliegenden Niederung wurde diese Erhebung dann traditionsgemäß als Gerichtsstätte genutzt. Daher steht die Winterlinde an dieser Stelle.
Baudenkmal
Das Objekt „Gerichtslinde“ mit umgebenden Freiraum, Hügel und Grabmalen ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Stadt Voerde, laufende Nr. 34).
(Biologische Station im Kreis Wesel e.V., 2014. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Internet
www.voerde.de: Gerichtslinde (abgerufen 22.10.2014)
www.voerde.de: Denkmalliste Stadt Voerde (abgerufen 31.10.2014)
de.wikipedia.org: Thing (abgerufen 22.10.2014)
de.wikipedia.org: Götterswickerhamm (abgerufen 22.10.2014)
naturschutz-und-denkmalpflege.de: Schürfrinne (abgerufen 07.11.2014)