Evangelische Kirche Eitorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Eitorf
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 46′ 19,48″ N: 7° 26′ 53,38″ O 50,77208°N: 7,44816°O
Koordinate UTM 32.390.578,10 m: 5.625.627,58 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.602.196,08 m: 5.627.291,86 m
Im 19. Jahrhundert war das Rheinland katholisch geprägt. Es lebten nur wenige Protestanten in der Region. Als Europa auf dem Wiener Kongress neu geordnet und das Rheinland zur preußischen Rheinprovinz wurde, regiert vom protestantischen Herrscherhaus der Hohenzollern, verbesserten sich die Bedingungen für die evangelische Bevölkerung.

Das evangelische Leben in Eitorf Mitte des 19. Jahrhunderts
Der Anteil der protestantischen Gläubigen zu Beginn und in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Bürgermeisterei Eitorf war gering. Die Ausübung ihres Glaubens lebten sie im nahe gelegenen Herchen aus. Die beiden Konfessionen arrangierten sich in Eitorf miteinander, das Zusammenleben scheint vergleichsweise friedlich verlaufen zu sein. Die freie Ausübung des Glaubens war eines der Versprechen, das die neuen Herrscher aus Berlin ihren neuen Untertanen gaben, was diesen Zustand sicherlich begünstigte. So ist überliefert, dass katholische Geistliche evangelische Verstorbene beerdigt und auch Neugeborene getauft haben. Des Weiteren sind mehrere Mischehen belegt. Einen entscheidenden Schub erhielt das evangelische Leben durch den Zuzug des bekannten Dr. Meyer, der in Eitorf eine Irrenanstalt gründete. Dieser wollte einen seiner verstorbenen, evangelischen Patienten auf dem örtlichen Friedhof nach evangelischen Riten beerdigen lassen. Daran entzündete sich ein Streit, ob der Friedhof nun ein katholischer sei, oder ob er sich viel mehr im Besitz der Gemeinde befände und somit allen (Riten) offen stehen müsse. Dieser Streit führte letztlich zu Herausbildung eines neuen Selbstbewusstseins der Protestanten in Eitorf (Meyer setzte sich in diesem Streit durch: die Beerdigung vollzog ein evangelischer Pfarrer aus Herchen). Auf eine Initiative von Dr. Meyer erfolgte anschließend die Gründung einer evangelischen Gemeinde in Eitorf im Jahre 1857. Zu dieser Zeit lebten etwa 100 Protestanten in Eitorf.

Die evangelische Kirche in Eitorf
Die Gottesdienste hielt die noch junge Gemeinde in provisorischen, ungeeigneten Lokalitäten ab, etwa einer Scheune oder einem Tanzsaal. Der Wunsch nach einem Gotteshaus war selbstverständlich groß. So wurde 1861 ein Grundstück an der heutigen Bahnhofstraße erworben, welches sich alsbald anscheinend als ungeeignet herausstellte. Denn noch im selben Jahr wurde das Grundstück gegen ein Nachbargrundstück getauscht.
Die Errichtung des Kirchengebäudes an dieser Stelle erfolgte nach Plänen des Architekts Vorländer ab 1862. Vorgesehen waren im Untergeschoss eine Wohnung für den Pfarrvikar und ein Schulsaal. Die eigentliche Kirche im Obergeschoss sollte über eine Freitreppe erreicht werden. Die Einrichtung eines Schulsaals in einem Kirchengebäude ist von Interesse und verdeutlicht die gestiegene Bedeutung der Schulen als Folge der Einführung der allgemeinen Schulpflicht durch das Königreich Preußen. Die Fertigstellung des Bauwerks datiert bereits ein Jahr später im Mai 1863. Die Umsetzung des Vorhabens verdankt die evangelische Gemeinde zahlreichen Spenden. Selbst die preußische Königin und die katholische Gemeinde in Eitorf leisteten einen Beitrag.
Die ehemals vorhandene Freitreppe wurde 1995 durch einen zweigeschossigen Vorbau ersetzt. Auch das Untergeschoss des Bauwerks dient bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts der evangelischen Gemeinde und wurde seitdem nicht mehr als Schule oder Wohnung genutzt.

(Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)

Literatur

Mölich, Georg; Veltzke, Veit; Walter, Bernd (2011)
Rheinland, Westfalen und Preußen. Eine Beziehungsgeschichte. Münster.
Schröder, Karl / Heimatverein Eitorf e.V. (Hrsg.) (2002)
Eitorf unter den Preußen 1815-1918. Siegburg.

Evangelische Kirche Eitorf

Schlagwörter
Ort
Eitorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1863

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„Evangelische Kirche Eitorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-104886-20141007-2 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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