Die heute in Kreuzbauform angelegte Saalkirche wurde aufgrund des Platzmangels gegen Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts mehrmals umgebaut. Hinzu kamen der neue fünfseitige Chorabschluss, der rechteckige Joche im Norden, der dritte Mittelschiffjoch sowie Veränderungen an den Seitenschiffen. Die Kirche präsentiert sich heute im Gotischen Stil. Im 15. Jahrhundert wurde dann der Turm um ein Stockwerk erhöht und das Innere der Kirche um die Mitte des 20. Jahrhunderts mehrfach renoviert. Die letzte Erneuerung des Saals erfolgte 2001.
Baugeschichte
Die dreischiffige romanische Basilika lässt sich aufgrund ihrer Bauformen in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren. Wahrscheinlich wurde eine ältere Saalkirche zur Basilika erweitert, worauf die profillosen Arkadenpfeiler schließen lassen. Um 1300 wurde ein Umbau in Angriff genommen, der sich über 200 Jahre hinziehen sollte. Zunächst wurden ein Hauptchor sowie ein südlicher Nebenchor angefügt, 1434 war die Einwölbung des südlichen und 1488 die Einwölbung des nördlichen Seitenschiffes abgeschlossen. Das Mittelschiff und die Turmgeschosse erhielten ihre Einwölbung um 1500. Die Dachlandschaft mit den steilen schiefergedeckten Dächern und dem Turmhelm ist ein Resultat von Erneuerungen des 18. Jahrhunderts sowie einer Restaurierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als nach Plänen der Architekten August Lange und Heinrich Renard quergestellte Walmdächer über dem südlichen Seitenschiff hinzugefügt wurden.
Baubeschreibung
Trotz des gotischen, weitgehend durch das 14. und 15. Jahrhundert geprägten Gesamteindrucks bildet das Mauerwerk der romanischen Basilika das Grundgerüst von Sankt Martin. Das Mittelschiff wird von den Arkadenpfeilern gebildet, darüber setzen die Dienste des spätgotischen Sterngewölbes an. Die Seitenschiffe weisen stilistisch frühere Netzgewölbe auf, während sich die früheste Einwölbung mit Kreuzrippen in den beiden Chorabschlüssen findet. Im Außenbau wird die Kirche von dem hohen gotischen Kirchturm und der bewegten Schieferdachlandschaft geprägt.
Ausstattung
Überaus bemerkenswert ist die spätgotische Ausstattung des frühen 16. Jahrhunderts, darunter das Schnitzretabel aus einer Antwerpener Werkstatt, das geschnitzte Chorgestühl, das Sakramentshaus aus Sandstein und eine Madonna, die mit der Werkstatt Tilman Riemenschneiders in Verbindung gebracht und mitunter dem Meister selbst zugeschrieben wird. Die Orgel besitzt ein Spielwerk des 18. Jahrhunderts, der Prospekt wurde in den 1950er Jahren erneuert.
Die Saalkirche bietet Platz für rund 100 Besucher. Sie wird hauptsächlich für Schul- und Festgottesdienste sowie wöchentliche Gottesdienste der ortsansässigen Pfarrgemeinde genutzt.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012; Andreas Wall, Universität Koblenz-Landau, 2014)