Die Klause und der „blinde König“
Nachdem dieser heilige Ort über Jahrhunderte das Ziel frommer Wallfahrer gewesen und von der Abtei St. Maximin in Trier betreut worden, ab 1794 aber zunehmend verfallen war, schenkte ihn die Gemeinde Kastel im Jahre 1833 dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm anlässlich seiner Reise durch die Rheinprovinz. Bei gleicher Gelegenheit waren ihm in Mettlach von Johann Franz Boch, dem Inhaber der keramischen Werke, die Gebeine König Johanns von Böhmen zum Geschenk gemacht worden. Als Graf von Luxemburg hatte Johann die Erbin Böhmens geheiratet. Sein Sohn Karl war 1349 als Karl IV. zum Kaiser des Heiligen Römischen reiches deutscher Nation gewählt worden. Dem 1346 in der Schlacht von Crécy in Frankreich gefallenen blinden König war seitdem der Ruf des „edlen Ritters“ gefolgt. Seine Gebeine waren in den Wirren der Französischen Revolution in die Obhut der Industriellenfamilie Boch gegeben worden, um sie vor den französischen Truppen zu schützen. Sowohl das Haus Hohenzollern wie das Haus Wittelsbach betrachtete König Johann als Vorfahren. Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, der die Herrschaft der Preußen im Rheinland auch genealogisch legitimieren wollte, bestimmte die Klause zur Ruhestätte für diesen „blinden König“ und wollte sie nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel zum Mausoleum ausgebaut wissen. Dies sollte zum einen ein Beweis der Pietät für diesen ritterlichen, in der Schlacht gefallenen Vorfahren sein. Zum anderen sollte hiermit der Anspruch des Hauses Hohenzollern auf die ehemals geistlichen Territorien an Rhein und Mosel legitimiert werden.
Ausbau zum Mausoleum
Schinkel nahm eine behutsame Umgestaltung des Kapellenbaus vor, gab ihm aber gerade durch den Rückgriff auf romanische Bauformen den Gesamteindruck eines Denkmals eines romantisch verklärten mittelalterlichen Rittertums: Der Sakralbau blieb unangetastet, erhielt aber eine neue Verglasung mit Scheiben in leuchtendem Blau mit gelben Sternen, die den Raum in eine Art mystische Stimmung versetzen. An Johanns Todestag im Jahr 1838 wurden seine Gebeine dort in einem schwarzen Marmorsarkophag bestattet. Seine Platte trägt Nachbildungen der böhmischen Königskrone und des Reichsapfels in Bronze. 1946 wurden die Gebeine des Königs in die Kathedrale von Luxemburg überführt. Auf die Innenseite der Eingangswand wurde nach einem Entwurf von Baron Rudolf von Stillfried-Rattonitz der Stammbaum des Kronprinzen und seiner Gattin Elisabeth von Bayern aufgemalt. Das Obergeschoss der Kapelle, durch Treppen mit den Felsenkammern verbunden, erhielt statt der schlichten Rundbogenfenster auf beiden Seiten eine Folge von Arkaden.
Kulturplateau
In kaum einem anderen Ort wie Kastel-Staadt kann Geschichte so hautnah erlebt werden. Aufgrund seiner herausragenden landesgeschichtlichen Bedeutung ist das Plateau seit 1997 als Denkmalzone und Grabungsschutzgebiet ausgewiesen. Seit dem 2. Jh. v. Chr. befand sich hier, noch vor der römischen Gründung von Trier, einer der Hauptorte des Treverer-Stammes, ein sog. Oppidum. Neben den historischen Schätzen von der keltischen bis zur preußischen Zeit, bietet der Ort eine Fülle von landschaftlichen Reizen. Auf dem Kulturplateau gibt es viel zu entdecken: unter anderem die Klause, der Ehrenfriedhof, das Römische Theater die alte Dorfkirche und der Elisensitz. Eine Wanderung auf dem Kasteler Felsenpfad mit einer Kletterpartie auf dem Altfels oder ein Spaziergang durch den archäologischen Erlebnispfad runden den Ausflug ab.
Tipp: Lauschtour „Kulturplateau Kastel-Staadt“
Die Lauschtour beginnt auf dem Besucherparkplatz vor der Klause und dauert ca. 1 ¼ Stunden. Große Geschichte und grandiose Aussichten machen diesen Rundgang aus. Sie erfahren zum Beispiel, warum die Kelten und Römer diesen Ort für sich entdeckt haben. Es wird erklärt, was „Seelenlöcher“ sind und warum der Sarkophag in der Klausenkapelle heute leer ist. Viel Spaß!
Und so geht's: Die Smartphone-App „Lauschtour“ im AppStore oder GooglePlay laden, dann die Lauschtour „Kulturplateau Kastel-Staadt“ aussuchen. Beim Start werden die Inhalte auf Ihrem Smartphone gespeichert, so dass unterwegs kein Internetempfang notwendig ist.
Kulturdenkmal
Zur Klause und zu den keltischen und römischen Spuren in der Denkmalzone findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Trier-Saarburg (Stand 01. Februar 2024). Der Eintrag lautet:
Ehem. Klausenkapelle/Grabkapelle
„Klause, christliche Kultstätte, 13. Jh.; Felsklausen; Klausenkapelle, um 1600, Wiederaufbau zur Grabkapelle
ab 1835, Arch. Karl Friedrich Schinkel“
Keltische und römische Befestigung (Denkmalzone)
„Hochplateau, auf drei Seiten vom Felsabfall, im Westen vom Wall begrenzt, seit dem 5. Jh. v. Chr. besiedelt, Stätte heidnischen und christlichen Kultes, mit Klause, Grabkapelle (13. Jh.), ehem. Kreuzkapelle, Kreuzauffindungskapelle und Hl. Grab, ehem. Klausenkapelle (um 1600), Grabkapelle für Johann von Böhmen (1835)“
(Paul Georg Custodis, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014, ergänzt von Tourist-Information Konz, 2024)
Internet
www.danke-berlin-2015.de: 200 Jahre Preußen am Rhein (abgerufen 09.09.2014)
sketchfab.com: 3-D-Modell der Klause (abgerufen am 21.03.2024)
saar-obermosel.de: Führungen zur Klause und weitere Informationen (abgerufen am 21.03.2024)