Das Grenzbachtal wurde bis 1960 zur landschaftlichen Nutzung stets mit Nadelhölzern aufgeforstet und erst durch die Abholzung dieser im Jahr 2003, im Rahmen der Renaturierungsarbeiten (2003-2006), wieder in eine ursprünglich offene Talaue umgestaltet. Sie wird seitdem durch extensive Haltung von Wildrinderrassen auch weiterhin offen gehalten.
Die eigentliche Suche nach dem Ölberg- Stollen begann 2006. Man erhoffte sich durch die Öffnung zum einen, ein Erinnerungsdenkmal an die kulturhistorische Geschichte der Verbandsgemeinde Flammersfeld anzuknüpfen und im Rahmen der Traditionspflege der heimischen Bergbaugeschichte, für weitere Generationen zu erhalten. Zum anderen bezweckte man damit den aktiven Fledermausschutz, durch Darbietung des Stollens als Unterschlupf und Behausungsmöglichkeit, zu unterstützen.
Anzeichen für eine ungefähre Verortung des Stolleneingangs lieferten generationenübergreifende, mündliche Übermittlungen aus der näheren Umgebung sowie eine alte Grubenfeldkarte des Oberbergamts Bonn (Blatt Oberlahr), welche 1910/1911 überarbeitet wurde. Darauf ist verzeichnet, dass sich die Grube ca. 200 Meter von der Mündung des Grenzbaches in die Wied gelegen, befindet. Eine auf der Grubenkarte kurz gezeichnete Linie der Stollenrichtung lässt erahnen, dass bereits zum Zeitpunkt der Überarbeitung kein wirkliches Wissen über diesen Stollen mehr vorhanden war. Dies wurde durch spätere Befahrungen bestätigt, die eine andere Hauptrichtung als auf der Grubenfeldkarte verzeichnet, herausfanden.
Hinweise für den Stolleneingang vor Ort waren u.a. eine Bodensenke, ein Schürfgraben, kleine Pingen und ein Spateisensteinstück. Die für die Stollen üblicherweise vorgelagerte Halde fehlte, was die Suche erschwerte. Man geht davon aus, dass das Material direkt zur Wegbefestigung im Grenzbachtal verwendet wurde. Mit Hilfe eines Baggers wurde schließlich das Mundloch des Hauptstollens gefunden und am 19.10.2006 freigelegt. Dabei ergossen sich für mehrere Stunden große Wassermassen aus dem Stollen, dem Hang talabwärts folgend, was auf eine noch zugängliche, recht große Bergbauanlage hindeutete. Neben dem Hauptstollen wurden linksseitig zwei und rechtsseitig ein weiterer kurzer Stollen gefunden, welche wahrscheinlich u.a. als Materialienlager dienten. Diese drei übrigen Stollen mussten allerdings wieder zugeschüttet werden.
Da sich der Stollen in einer Hangsteillage befindet, wurde dem Mundloch eine ca. sieben Meter lange Verrohrung (im Durchmesser 1,70 Meter) im Frühsommer 2007 vorgesetzt, welche heute mit Bruchsteinen ummauert ist. Eine deutlich erkennbare Schrifttafel aus Beton verkündet darauf den Namen „Ölberg-Stollen“. In diese Verrohrung wurde ein Schutzgitter eingesetzt, welches den Fledermäusen ein Durchqueren ermöglicht, ihnen aber gleichzeitig Ruhe vor größeren Tieren bzw. dem Menschen verschafft.
Nach Wiederentdeckung fanden bis Ende 2009 vier Befahrungen statt (25.10.2006, 31.10.2007, 09.11.2007, 18.12.2009), die u.a. eine genaue Vermessung vornahmen.
Dabei wird beschrieben, dass jeweils nach mehreren Metern Stollenlänge eine andere Richtung eingeschlagen wurde, mit durchschnittlichen Winkelbereichen zwischen 20-35°. Diese „Besonderheit“ könnte darauf hindeuten, dass ein Erzgang gefunden wurde, welcher zur Entdeckungszeit mehrfach in seiner Richtung abknickte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich bei dem Ölberg- Stollen um einen Suchstollen handelt, der darauf ausgerichtet war, Erzvorkommen überhaupt zu entdecken. Geringe Braunsteinschlämme im hinteren Bereich des Stollens sind Zeichen für ein tatsächliches Erzvorkommen.
Neben den ständig ändernden Richtungen des Stollens ist auch zu nennen, dass er insgesamt eine Länge von 57 Metern aufweist und im Durchmesser eine 1,00-1,40 Meter Breite beinhaltet, auf dessen gesamter Sohle das Bergwasser abfließt. Dies bedeutet, dass der Stollen auf Gefälle gearbeitet ist. Es handelt sich hier um ein Gebirge, welches kompakt und stabil steht und somit keinen, vor herabstürzendem Gestein schützenden Holzausbau benötigte.
Das gefundene Gezähe (Meißel, Meißelbohrer, Spitzmeißel, Schlägel/ Fäustel klein und groß, Keilhacke, Schieß- oder Räumnadel, Fülltrog, Schaufel) lässt vermuten, dass der Stollen bereits vor 1800, evtl. viel früher, entstanden ist.
In der Grubenfeldkarte von 1910/1911 wurde die Verleihung auf „Pb“ (Blei) und „Zn“ (Zink) vermerkt, was allerdings nicht bedeutet, dass diese Elemente auch tatsächlich dort gefunden wurden. Mündliche Überlieferungen berichten von Silbererzvorkommen. Weitere Nachforschungen zum Ölberg- Stollen in den Archiven des Oberbergamts Bonn sowie in der Verbandsgemeinde Flammersfeld blieben ergebnislos.
Zuletzt ist zu erwähnen, dass in allen vier Befahrungen bis Ende 2009 keine Spuren von Fledermäusen ausfindig gemacht werden konnten. Grund dafür könnte die noch vorhandene Feuchtigkeit sein, da das Bergwasser nach sehr langer Zeit erst wieder richtig abfließen konnte. Allerdings wurde der Stollen bereits von Amphibien und Insekten zur Überwinterung genutzt.
(Jan Grendel, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet
www.ak-kurier.de: „Alten Stollen gesucht und gefunden“ (28.09.2007, abgerufen 25.08.2014)