Labbecker Leytal

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Sonsbeck, Uedem, Xanten
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen), Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 38′ 55,31″ N: 6° 23′ 20,74″ O 51,6487°N: 6,38909°O
Koordinate UTM 32.319.374,60 m: 5.725.194,83 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.526.973,99 m: 5.723.887,91 m
  • Das Labbecker Leytal mit Grünland und einer Baumreihe entlang der Hohen Ley (2014).

    Das Labbecker Leytal mit Grünland und einer Baumreihe entlang der Hohen Ley (2014).

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  • Grünland und Äcker im Labbecker Leytal (2014).

    Grünland und Äcker im Labbecker Leytal (2014).

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  • Getreide- und Maisacker im Labbecker Leytal, im Hintergrund der Waldrand bei Tannenspeet (2014).

    Getreide- und Maisacker im Labbecker Leytal, im Hintergrund der Waldrand bei Tannenspeet (2014).

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  • Ein Abschnitt der Hohen Ley bei Sonsbeck-Labbeck, ein mit flutenden Wasserpflanzen durchsetztes Gewässer, dessen Rand zum Teil mit alten Bäumen bestanden ist (2014).

    Ein Abschnitt der Hohen Ley bei Sonsbeck-Labbeck, ein mit flutenden Wasserpflanzen durchsetztes Gewässer, dessen Rand zum Teil mit alten Bäumen bestanden ist (2014).

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Zwischen den eiszeitlich geformten Höhenzügen des Uedemer Hochwaldes, des Tüschenwaldes und der Hees liegt eine flache Auenlandschaft. Der Niederung strömte das Wasser der Quellbäche aus den Niederrheinischen Höhen zu. Historisch nachweisbar ist eine Besiedlung dieser ehemals feuchten, unwirtlichen und unpassierbaren Bruchlandschaft erst seit ca. 1300.

Vorher, in römischer Zeit, wurde ihr Wasserreichtum auf eine andere Weise genutzt: Von den Quellen am Tüschenwald, wo heute das Haus Hasenacker liegt, wurde das Wasser über eine Leitung, die heute noch in Teilen zu sehen ist, der fern gelegenen Siedlung Colonia Ulpia Trajana (Xanten) zugeführt. Man kann sagen, dass die ersten Einwirkungen wasserbaulicher Maßnahmen in römischer Zeit erfolgten.
Auf die Römer folgten zunächst wieder Jahrhunderte des trägen Fließens kleiner verzweigter Bäche, deren bedeutendster hier im Raum die „Gladebeeke“ wurde, die von ihrer Quelle am Tüschenwald bzw. Haus „Ingen Haeff“ (heute das ehemalige Forsthaus Hasenacker) bis zum Haus Balken südlich von Xanten-Marienbaum floss, wo sie in einen Rheinarm mündete. Die Gladebeeke erfuhr dann eine wesentliche Erweiterung und Begradigung in der Zeit der Bruchkolonisation im späten Mittelalter und wurde zur Hohen Ley. Sie ist, in Verbindung mit der Erwähnung eines Hofes „in gen Gladebeeke“, Namensgeberin für Labbeck.

Der Graf von Kleve und das damals kurkölnische Xanten trieben Ende des 13. / Anfang des 14. Jahrhunderts zur Sicherung ihrer Grenzen die Besiedlung der Bruchgebiete voran. Aus der Zeit der Bruchkolonisation stammen auch die Landwehren, von denen eine z. B. im heutigen Verlauf der Tacke Ley wiederzufinden ist. In diese Zeit wirtschaftlichen Wachstums und Festigung des Herrschaftsanspruches fiel auch die Verleihung der Stadtrechte 1320 durch den Grafen von Kleve an Sonsbeck.

Eine alte Römische Heerstraße, in Ost-West-Richtung angelegt, prägt als heutige Xantener Straße noch das Hauptstraßennetz. Die heutige Marienbaumer Straße und die Hammerstraße wurden dann während der Bruchkolonisation als Siedlungswege angelegt. Stichwege, die von der alten Römerstraße (heutige Xantener Straße) ausgingen, erschlossen die Siedlungen, auf denen die „Broekers“ ihr in Hufen aufgeteiltes Land bewirtschafteten.

Lange, schnurgerade und parallel verlaufende Abzugsgräben, auch Weteringe, Fleuth, Ley oder Leitgräben genannt, sorgten für den Abfluss des Wassers aus den oberen Bodenschichten. Die Hauptgräben, die in die Bäche und Flüsse entwässerten, wurden zusätzlich durch Deiche und Schleusen gegen Hochwasser gesichert. Im Großraum Sonsbeck wurden rund 3.000 Klevische Morgen Acker- und Weideland neu gewonnen.
Die damalige Herrschaftsgrenze, durch die die Landschaft in das Klevische Leytal vor den Höhenzügen bei Sonsbeck / Labbeck und die Kurkölnische Bruchlandschaft bei Willich und Ursel geteilt wurde, spiegelt sich noch heute in den Kommunalen Grenzen wider.

Verbunden mit der Geschichte der Labbecker Bruchlandschaft ist die Familie Tack, deren Vertreter Derick Tack vom Grafen von Kleve zahlreiche Ländereien erwarb. Noch heute findet sich der Name in der Bezeichnung Tacke Ley, die den Osten des Bruchgebietes durchzieht. Am Übergang zum kurkölnischen Gebiet auf der Seite Xantens betrieb der Zollgerichtsdiener Derick Tack ab dem Jahre 1494 die Zollstation „Xanter Furth“. Schon zuvor hatte sein Vorgänger Wolter Tack 1465 vom Grafen von Kleve „dat Steinhäusken mit dem Schlagboom“ erhalten.
Derick Tack erwarb 1515 einen Hof, der für die Entwicklung des heutigen Labbeck eine wichtige Rolle spielt: den Hof „in gen Gladbeke“. Den 36 holländische Morgen großen Hof nannte man im 18. Jahrhundert Hühnerpasshof, später Küstereihof im Süden der heutigen Dorflage Labbecks. Dieser Hof bleibt nach Deriks Tod im Besitz der Familie, die Witwe des Derik Tack erhielt das Nutzungsrecht. 1550 ging das Gut an einen Verwandten der Tacks, einen Herrn Schetter, über; 1577 an den Leibarzt des Herzogs von Kleve, Rainer Solenander. Damit erlischt der Name der Familie Tack auf dem Hof.
Die Hofbezeichnung „Ingen Haeve“ (für das heutige Forsthaus Hasenacker) deutet nach Friedrich Gorrissen auf den Haupthof der neuen Siedlung hin, der, an anderer Stelle vermerkt, der Hof „Ingen Gladebeeke“ sein müsste. Beide Hofstellen sind mit dem Verlauf der „Gladebeeke“ verbunden.

Kulturlandschaft und Naturschutz in den Leyen
Das beschriebene Bruchgebiet wurde weitestgehend durch den Menschen gestaltet, und die Leyen sind eigentlich Entwässerungsgräben.
Das Naturschutzgebiet „Hohe Ley / Wesendonker Abzugsgraben / Urselmanns Ley / Tacke Ley“ Landschaftsplan Sonsbeck-Xanten des Kreises Wesel, rechtskräftig seit dem 27.12.2004, berührt das Labbecker Leytal nur randlich und im südlichen Teil entlang der Tacke Ley. Schutzziele sind dort der Erhalt und die Entwicklung von Grünland und Fließgewässern.

Der überwiegende Teil des Labbecker Leytales ist heute noch durch die geraden Parzellengrenzen gekennzeichnet und wird zu einem Großteil von Ackerland eingenommen. An der Parzellenform lässt sich auch heute noch das Klevische Kolonisationsgebiet erkennen.

(Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V., 2014. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)

Labbecker Leytal

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1280 bis 1320

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Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V. (2014), Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. (2014): „Labbecker Leytal”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-101313-20140826-2 (Abgerufen: 24. April 2024)
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