Über die Gründung von Oberlahr sowie ein Datum, welchem man den Bau einer ersten Kirche zuordnen kann, herrschen in der Geschichtsschreibung große Lücken. Übermittelt ist jedoch, dass vor über 800 Jahren Oberlahr zusammen mit Ehrenstein und Buchholz zur Pfarrei Asbach gehörte, wovon sich um 1350 Oberlahr als erste löste und selbständige Pfarrei wurde. Ehrenstein folgte 1477 und die übrig gebliebene Gemeine Buchholz erst viel später, im Jahr 1835. Doch auch vor der Loslösung von Asbach besaß Oberlahr bereits eine Kirche, welche zuvor als „Filialkirche“ und fortan als „Pfarrkirche“ betitelt werden konnte und somit nun auch die Rechte der Taufspendung, des Begräbnisses (Friedhof) und des Glockenschlags besaß. An der damaligen Kirche, welche aufgrund der Größe eher als große Kapelle angesehen werden konnte, wurden um 1700 Renovierungsarbeiten durchgeführt. Die frühe Selbstständigkeit wird in der Literatur damit begründet, dass es sich bei Oberlahr um eine Gemeinde handelte, in der aufgrund der Erzvorkommen der Bergbau eine große Rolle spielte, weshalb sich viele Arbeiter ansiedelten. Damals gehörten zur Pfarrei 24 Morgen Land, wovon 11 im Mehrbachtal gelegen waren. Im spätrömischen Baustil errichtet, existierte die Kirche bereits um 1200 und sollte für ca. 700 Jahre bestand haben, bevor sie um 1848 einer neuen größeren, der ständig wachsenden Seelenanzahl angepassten Kirche, durch Abriss Platz machen musste.
Die neue Kirche wurde inmitten der alten Fachwerkhäuser auf halbem Hangniveau zentral im Dorf gelegen, von 1874-1876 errichtet. Geldsammlungen für den Kirchenbau waren recht schnell erfolgt, wobei auch von Nachbargemeinden und allgemein im Raum Flammersfeld zu den vorhandenen ca. 4.000 Talern weitere 5.000 Taler beigesteuert wurden, sodass im Jahr 1873 an die 9.000 Taler schon bereit standen. Insgesamt ging man bei den Planungen von Kosten aus, die sich auf ca. 12.000 Taler belaufen sollten. Die kurze Errichtungszeit von knapp unter zwei Jahren zeigt, dass das Bauwerk schnell vorangekommen sein muss. Im Jahr 1875 wurden drei Glocken mit den Tonlangen F, G und A in Auftrag gegeben, die nun der Größe der neuen Kirche gerecht werden sollten. 1944 wurden von diesen jedoch zwei wieder entfernt und nach Kriegsende auch die letzte Bronzeglocke eingeschmolzen und durch drei neue Stahlglocken ersetzt. Am 2. Februar 1876 benedizierte (segnete) der ehemalige Pastor Lückerath schließlich Kirche und Krypta.
Besonders zu erwähnen ist, dass die auf den ersten Blick ungünstige Hanglange allerdings auch Raum bot, eine kleine „Unterkirche“ zu errichten, welche als Krypta bezeichnet wurde. Dabei handelt es sich heute noch um ein Rundbogengewölbe in der insgesamt im gotischen Stil gestalteten Kirche. Laut mündlicher Überlieferung stimmten die Oberlahrer der Gestaltung der Krypta nicht besonders zu und schmückten sie und den darin befindlichen Altar mit verschiedenen Erzstufen aus der ortsansässigen Grube Silberwiese aus und verwendeten sogar goldartig schimmernde Pyritkristalle aus der ebenfalls zur Gemeinde Oberlahr gehörigen Grube Martini. Diese wurden in den Mörtel mit eingearbeitet, sodass schöne Mosaike entstanden, welche im Kerzenlicht ein herrliches Ambiente zum Vorschein gebracht haben sollen.
In der Zeit zwischen 1953 und 1957 wurden Modernisierungsarbeiten an der Kirche vollzogen, wobei u.a. diese Arbeiten mit den Erzstufen vernichtet wurden, was unter den Bürgern der Gemeinde überhaupt nicht gerne gesehen und geduldet wurde. Im Zeitraum zwischen 1944 und 1946 fanden in der Krypta keine Gottesdienste mehr statt, da dort Teile des Domschatzes untergebracht wurden. Heute wird die Krypta bei Beerdigungen als Leichenhalle genutzt, bevor die Verstorbenen auf dem umliegenden Friedhof, welcher 1954/1955 erweitert wurde, ihre letzte Ruhestätte finden. Nicht nur das Erscheinungsbild der Krypta wurde zu dieser Zeit maßgeblich verändert, auch in der Kirche hat sich einiges gewandelt.
Weitere Renovierungsarbeiten zwischen 1960 und 1970 sorgten für eine Umgestaltung des Altarraumes und für die Erweiterung der Chorempore. Neben dem erfolgreichen Protest gegen den aus Köln verlangten Verputz der Pfarrkirche konnten weitere Elemente vor der Umgestaltung und Modernisierung erhalten bleiben. U.a. überdauerten auch die alte Betbank von 1695 oder das Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert die Renovierungsarbeiten. Letzteres wurde nachträglich mit einer Haube versehen. Es befindet sich heute vor einem der drei Altäre, dem Altar des St. Antonius im rechten Seitenschiff. Der Hl. Antonius ist der Namenspatron der Kirche, sein Patronatsfest wird am 17. Januar gefeiert. Es findet heute noch Ausdruck in der Form der Oberlahrer Kirmes. Die beiden weiteren Altäre sind ebenfalls im neoklassizistischen Stil errichtet: im linken Seitenschiff - der Mutter Gottes geweiht - und der Hauptaltar im Mittelschiff. Die drei großen sich im Chor befindlichen Fenster spiegeln ebenfalls von links nach rechts die Mutter Gottes, den heiligen Josef und den Abt Antonius wieder, der auf Gemälden oder in Form von Skulpturen oft in Begleitung eines Schweins dargestellt wird.
(Jan Grendel, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Quelle
Schmidt-Markoski (2004): „Lahrer Herrlichkeit“ damals und heute - Traditionelle St. Antonius- Kirmes gibt Anlass zu einem geschichtlichen Streifzug. In: Rhein-Zeitung, Kreis Altenkirchen, 06.01.2004), S. 18.
Internet
www.oberlahr.de: Gemeinde Oberlahr, Sankt Antonius Oberlahr (abgerufen 12.08.2014)
gemeinden.erzbistum-koeln.de; Erzbistum Köln, Geschichte der Pfarrei Oberlahr (abgerufen 15.08.2012)