Die in Lambrecht verwendete Technik der Seccomalerei, bei der Farben auf bereits getrockneten Putz aufgetragen wurden, entspricht der des „Abendmahls“, des berühmten Wandgemäldes, das Leonardo da Vinci 1497 in Mailand fertigstellte.
Als älteste Malerei gilt die Ecclesiawand mit Darstellung von Jesus Christus und Maria im Flammen-Mandorla. Diese auf rund 1320 zu datierende Malerei nimmt Bezug zum Alten und Neuen Testament. Die Fenster des Chors sind dabei so ausgerichtet, dass Jesus zu einer bestimmten Stunde in einem Kreuz aus Licht erstrahlt. Dies wirkt geheimnisvoll, magisch fast - und ist vielleicht doch Zufall.
Es schließt sich die Reliquienwand mit der Darstellung von 20 Reliquienheiligen an. Leider wurden bei der Freilegung der Wandmalereinen 1891 insbesondere an dieser Wand viele Gesichter der Heiligen mutwillig zerstört, da man damals noch der Meinung war, solche katholischen Darstellungen hättenin einer evangelischen Kirche nichts zu suchen. Unterhalb der Bilder sind noch zwei bauhistorisch wichtige Inschriften in Fragmenten erkennbar. Zum einen die Weiheinschrift von vermutlich 1343 und eine Grabinschrift von Ritter Heinrich von Fleckenstein und seiner Gemahlin Gräfin Agnes von Saarwerden.
Auf der Ostseite direkt hinter dem Altar erzählt die Quirinuswand aus dem Leben des Pestheiligen Quirinus. Die Fülle der beobachteten Einzelheiten und die etwas ungeordnet wirkende Aufteilung lassen auf eine mehrmalige Umdisposition während der Entstehungszeit unter Priorin Anna von Fleckenstein schließen. Die Darstellungen geben uns, wie ein perfektes Modejournal, einen Eindruck von der Kleidung im ausgehenden 14. Jahrhundert.
Die Lambertuswand auf der Südostseite widmet sich dem Kirchenheiligen und Patron des Klosters der Dominikanerinnen, den Bischof Lambertus von Maastrich. Diese Darstellung des heiligen Lambertus ist auch auf Wikipedia unter der Geschichte über Lambert von Lüttich (von Maastrich) zu sehen. Links vom Lambertus sind, die im Orden der Dominikanerinnen am Meisten verehrten weiblichen Heiligen dargestellt: die Jungfrauen Barbara und Katharina. Auf der rechten Seite ist der heilige Dominikus als Ordensvater mit Buch und Abtstab dargestellt. Leider sind die Inschriften auch auf dieser Wand zu einem großen Teil verloren gegangen und die noch erhaltenen Reste lassen dort eine längere Beschreibung über Gründung und Entwicklung der Abtei, bzw. des Klosters vermuten.
Gegenüber der Ecclesiawand bildet die Stifterwand den Abschluss der Wandmalereien im Chor der ehemaligen Klosterkirche. Die Mitte wird von Maria beherrscht, die zwei links und rechts von ihr knieenden Klosterfrauen die Krone des Lebens verleiht. Die linke Figur hält das Kirchenmodel in Händen und reicht es Maria hin. Es kann vermutet werden, dass es sich hier um die Vollenderin des Baues, die Priorin Kunegund von Fleckenstein handelt. Der Kunigundenbrunnen auf der Südseite der Kirche erinnert noch heute an Sie.
Lambrecht hat mit diesen fünf Seccos einen unvergleichlichen Kunstschatz aus dem Mittelalter von dem heute leider viel zu wenig bekannt ist.
Insbesondere Lambertus-und Stifterwand sind mittlerweile im Sockelbereich stark beschädigt. Auch wurde bei der erstmaligen Restauration von 1955 wohl mit etwas zu viel Farbe gearbeitet, sodass einige der ursprünglichen Details überdeckt worden sind.
Der Förderverein hat sich nun, beginnend mit Stifter- und Lambertuswand, die Restauration zum Ziel gesetzt. Neben ersten nennenswerten Spendenzusagen und Förderanträgen bei Stiftungen, soll der Verkauf von Wein aus dem ehemaligen Klosterweingut St. Lamprecht in Duttweiler, die Finanzierung sicherstellen. Die limitierte Ausgabe von 2025 zeigt St. Lambertus mit Bischofsstab und die rechte Hand zum Segen erhoben.
(Robert Westerberger, Lambrecht, 2025)