Siedlung Klein-Österreich in Krefeld-Fischeln

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Krefeld
Kreis(e): Krefeld
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 18′ 42″ N: 6° 34′ 17,34″ O 51,31167°N: 6,57148°O
Koordinate UTM 32.330.747,20 m: 5.687.284,86 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.539.890,71 m: 5.686.474,65 m
  • Siedlung Klein-Österreich in Krefeld (2025)

    Siedlung Klein-Österreich in Krefeld (2025)

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Die Arbeitersiedlung Klein-Österreich in Krefeld-Fischeln entstand in den Jahren 1938 bis 1939 im Zusammenhang mit der Erweiterung der Deutschen Edelstahlwerke AG und steht beispielhaft für den industriellen Wohnungsbau der späten 1930er Jahre. Sie verbindet wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklungen der Zeit und ist heute ein bedeutendes Zeugnis der regionalen Industrie- und Siedlungsgeschichte.

In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre erlebte die rheinische Schwerindustrie im Zuge der nationalsozialistischen Aufrüstungspolitik einen massiven Produktionsanstieg. Auch die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) in Krefeld, die hochwertige Stähle und Metalllegierungen herstellten, benötigten zusätzliche Arbeitskräfte für die Ausweitung ihrer Kapazitäten. Der wirtschaftliche Aufschwung führte gleichzeitig zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in der Region.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 griffen viele Unternehmen auf Arbeitskräfte aus den nun neu eingegliederten Gebieten zurück. Österreichische Fach- und Hilfsarbeiter, die Erfahrung in Metall- und Bergbauberufen hatten, wurden gezielt nach Krefeld angeworben oder durch zentrale Arbeitsvermittlung dorthin geschickt. Für ihre Unterbringung ließ die DEW eine neue Siedlung errichten - die spätere „Siedlung Klein-Österreich“. Der Name entstand wohl aus dem hohen Anteil österreichischer Arbeiterfamilien sowie den österreichischen Straßennamen der Anlage, wie Tiroler Weg, Salzburger Straße und Innsbrucker Straße.

Die Siedlung wurde von der gemeinnützigen Bau- und Siedlungs-AG im Auftrag der Deutschen Edelstahlwerke nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Langhardt geplant. Sie besteht aus 28 zweigeschossigen Doppel- und Reihenhäusern mit insgesamt 116 Wohnungen. Der Bautyp folgt den Prinzipien des zeittypischen Heimatstils, der in der Architektur des Nationalsozialismus bevorzugt wurde: klare, symmetrische Bauformen, weißer Putz auf Ziegelmauerwerk, Walmdächer, kleinteilige Fenster und eine betont einfache, bodenständige Gestaltung.

Die Häuser wurden mit großen Gartenflächen ausgestattet, die der Selbstversorgung der Bewohner dienen sollten - ein Konzept, das im damaligen Wohnungsbau häufig vorkam. Die Siedlung war in sich geschlossen und besaß einen dörflich-gemeinschaftlichen Charakter, der das Ideal der „Volksgemeinschaft“ räumlich abbilden sollte. Damit verband die Architektur funktionale Wohnbedürfnisse mit politisch-ideologischen Vorstellungen der Zeit.

Die Errichtung von Klein-Österreich steht im Kontext der nationalsozialistischen Wohnungs- und Arbeitsmarktpolitik. Der staatlich geförderte Werkswohnungsbau diente nicht nur der Bindung von Arbeitskräften, sondern auch der sozialen Kontrolle und Integration der Arbeiterschaft in die nationalsozialistische Gemeinschaftsideologie. Siedlungen wie diese sollten Heimat, Ordnung und Leistungsbereitschaft vermitteln und zugleich die Zugehörigkeit zum „Großdeutschen Reich“ symbolisieren - im Fall Krefelds sogar durch die namentliche und kulturelle Bezugnahme auf Österreich.

Die Siedlung Klein-Österreich ist heute weitgehend erhalten und gilt als ein seltenes Beispiel einer späten Industrie- und Arbeitersiedlung des Dritten Reiches am Niederrhein. Sie steht unter Denkmalschutz und wurde in den letzten Jahren teilweise saniert. Das Ensemble dokumentiert anschaulich die Verbindung von industrieller Expansion, politischer Ideologie und sozialer Wohnraumgestaltung in der NS-Zeit.

Als bauliches und historisches Zeugnis erinnert die Siedlung daran, wie eng Wirtschaft, Architektur und Politik in dieser Epoche miteinander verflochten waren - und wie sich diese Wechselwirkungen bis heute im Stadtbild Krefelds ablesen lassen.

(Karl Peter Wiemer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2025)

Internet
www.bing.com Siedlung Klein-Österreich (abgerufen am 01.09.2025)
www.wz.de Das Denkmal „Klein-Österreich“ (abgerufen am 01.09.2025)
www.rp-online.de Die Zukunft in „Klein-Österreich“ (abgerufen am 01.09.2025)
www.wz.de Klein-Österreich in Fischeln steht unter Denkmalschutz (abgerufen am 01.09.2025)

Siedlung Klein-Österreich in Krefeld-Fischeln

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Tiroler Weg
Ort
47807 Krefeld - Fischeln
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1938

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Karl Peter Wiemer: „Siedlung Klein-Österreich in Krefeld-Fischeln”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356660 (Abgerufen: 29. Dezember 2025)
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