Erbaut zwischen 1911 und 1914 nach Plänen von Ludwig Hoffmann und Wilhelm Neumann, diente der monumentale, eher nüchtern-sachliche Komplex zunächst verschiedenen Reichsbehörden, darunter auch der Reichsmarineleitung. Schon bald nach Fertigstellung wurde er jedoch zunehmend zum administrativen Zentrum der militärischen Führung, insbesondere während des Ersten Weltkriegs und verstärkt in der Zeit des Nationalsozialismus. Ab 1938 beherbergte er das Oberkommando der Kriegsmarine und das Allgemeine Heeresamt im Oberkommando des Heeres (OKH).
Die tiefste Prägung erhielt der Bendlerblock jedoch durch die Ereignisse des 20. Juli 1944. Hier arbeitete Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg als Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres. In diesen Räumen, vor allem im Dienstzimmer von General Friedrich Olbricht, wurde das Attentat auf Adolf Hitler („Operation Walküre“) koordiniert und geplant. Der Staatsstreich sollte nach der vermeintlich geglückten Nachricht vom Tod Hitlers durch das Attentat in der „Wolfschanze“ in die Wege geleitet werden. Der Bendlerblock wurde an diesem Tag zum Hauptquartier des Widerstands.
Doch das Scheitern des Attentats in der „Wolfschanze“ und der Zusammenbruch des Putsches trafen die Verschwörer im Bendlerblock mit brutaler Wucht. Noch in der Nacht des 20. Juli wurden die führenden Köpfe im Bendlerblock - Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Friedrich Olbricht, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften - im Innenhof standrechtlich erschossen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Zerstörung weiter Teile Berlins blieb der Bendlerblock schwer beschädigt, aber im Kern erhalten. Seine Geschichte als Ort des Widerstands gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft wurde zunehmend als bedeutendes moralisches Vermächtnis erkannt. Dieser Hof, ein Ort des Schreckens und des Scheiterns, wurde später zur zentralen Stätte des Gedenkens.
Bereits 1953 wurde im Innenhof ein erstes Ehrenmal eingeweiht. Der heutige Gedenkort wurde 1955 von Richard Scheibe gestaltet: Die bronzene Figur eines jungen Mannes mit gefesselten Händen steht vor einer Gedenktafel mit den Namen der hier Hingerichteten und dem Datum des 20. Juli 1944. Die Inschrift
„Hier starben für Deutschland
am 20. Juli 1944
Generaloberst Ludwig Beck
General der Infanterie Friedrich Olbricht
Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg
Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim
Oberleutnant Werner von Haeften“
am 20. Juli 1944
Generaloberst Ludwig Beck
General der Infanterie Friedrich Olbricht
Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg
Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim
Oberleutnant Werner von Haeften“
mahnt zur Erinnerung an den Kampf für Freiheit und Menschenwürde.
Seit 1993 ist der Bendlerblock der zweite Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg). Diese Nutzung unterstreicht die bewusste Verbindung der Bundeswehr mit dem Erbe des militärischen Widerstands.
Neben den Dienststellen des BMVg beherbergt der Komplex zwei zentrale Einrichtungen der Erinnerungskultur: Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand dokumentiert umfassend die vielfältigen Formen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in allen seinen Facetten - vom militärischen Widerstand um Stauffenberg über den Kreisauer Kreis, die „Weiße Rose“, die Arbeiterbewegung, die Kirchen bis hin zu Einzelpersonen und Gruppen, die Verfolgten halfen.
Der wiederaufgebaute und erweiterte Komplex vereint historische Substanz mit modernen Anbauten. Seine massive, blockhafte Struktur strahlt nach wie vor eine gewisse Autorität aus, die nun aber im Dienst der Demokratie steht. Der Innenhof bleibt das emotionale Zentrum, ein Ort der Stille und Reflexion mitten im Regierungsviertel.
Der Bendlerblock ist ein historischer Ort der Verdichtung. Er verkörpert die Ambivalenz deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert: als Schaltzentrale einer verbrecherischen Kriegsführung und zugleich als Zentrum des mutigsten Versuchs, diese Herrschaft von innen zu stürzen. Als Sitz des Verteidigungsministeriums und vor allem als Gedenkstätte ist er heute ein lebendiges Symbol für den demokratischen Neuanfang Deutschlands nach 1945, der sich bewusst auf die Tradition des Widerstands gegen Unrecht und Diktatur beruft. Er steht für die Verpflichtung, Freiheit und Menschenrechte zu verteidigen - ein Ort der Macht, des Scheiterns, der Erinnerung und der fortwährenden Mahnung.
(Karl Peter Wiemer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2025)
Internet
www.gdw-berlin.de: Der Bendlerblock (abgerufen 17.06.2025)
www.bmvg.de: Der Bendlerblock (abgerufen 17.06.2025)
de.wikipedia.org: Bendlerblock (abgerufen 17.06.2025)
de.wikipedia.org: Gedenkstätte Deutscher Widerstand (abgerufen 17.06.2025)