Straße Auf dem Hunnenrücken in Altstadt-Nord

„Auf dem Hunderücken“, Hunnen-Viertel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 38,07″ N: 6° 57′ 8,82″ O 50,94391°N: 6,95245°O
Koordinate UTM 32.356.157,39 m: 5.645.583,43 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.566.983,25 m: 5.645.838,65 m
  • Ausschnitt des Kölner Stadtplans von 1570/71 von Arnold Mercator (1537-1587) im Bereich von St. Maria Ablaß (oben Mitte) und Sankt Mariä Himmelfahrt (unten).

    Ausschnitt des Kölner Stadtplans von 1570/71 von Arnold Mercator (1537-1587) im Bereich von St. Maria Ablaß (oben Mitte) und Sankt Mariä Himmelfahrt (unten).

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    gemeinfrei
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    Arnold Mercator
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  • Ausschnitt aus der Karte "Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610" im Bereich der Kölner Altstadt (1903).

    Ausschnitt aus der Karte "Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610" im Bereich der Kölner Altstadt (1903).

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    Fabricius, Wilhelm / gemeinfrei
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„Auf der Höhe“ oder „Auf dem Hunderücken“?
Helmut Signon führt in seinem bekannten Buch über die Kölner Straßennamen (2006) an, dass die Herkunft der Bezeichnung Hunnenrücken entweder über das mittelalterliche Wort huns für eine Höhe herzuleiten sei, oder aber mit Blick auf einen nahegelegenen Katzenbauch (vgl. nachfolgend) möglicherweise auch eher banal mit hungs / hunds auf Hunderücken zurückgehen könne.

Im Mittelalter lag die Straße Auf dem Hunnenrücken in der Pfarrei St. Maria Ablass. Belegt sind hier gleich drei Beginenkonvente (religiöse Laiengemeinschaften): Ein vor 1306 begründeter „Konvent neben dem Pütz“, ein 1341 gegründeter „Konvent Spiegel“ und ein „Konvent Ruremund od. Deutz“ von 1398 (Hegel 1992, S. 25-26). Für 1854 führt altes-koeln.de dann die Zugehörigkeit des Hunnenrückens zur Pfarre St. Ursula an.
Jenseits der querenden Hauptstraße Unter Sachsenhausen - quasi in der südlichen Verlängerung vom „Hunderücken“ - gibt es nur gut 100 Meter entfernt die ebenfalls bereits im Mittelalter belegte Straße Kattenbug, deren Name wohl auf „Katzenbauch“ zurückgeht (vgl. dort). Eine Beziehung zwischen den beiden Namengebungen kann somit nach Signon „kaum von der Hand gewiesen werden“.

Die Webseite altes-koeln.de führt als historische Namen bzw. Schreibungen Hunsrucge (1202), auf dem Huntzrucgen (1468), Off dem hundts rucken (1523 mit Nennung eines dortigen Findlingskinderhauses und in gleicher Schreibung 1570/71 im Kölner Stadtplan von Arnold Mercator, vgl. Abb.), Hunnenrücken (1813), Hundsrücken (1813), sowie ebenfalls 1813 Quartier des Huns während der Franzosenzeit an. Ebendort wird angeführt, dass die Straße früher durchgängig Hundsrücken hieß, was aus dem kölschen Dialekt mit hun über hunk für Hund hergeleitet wird:
„Andere Deutungen (Wrede) gehen auch von der Möglichkeit aus, dass die ansteigende Straße von einem im Dialekt entstellten huhen (hohen) Wort herkommt, aus dem dann in der Schriftsprache hunt[z] wurde. Es hat also nichts mit den Hunnen zu tun.“
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Zweifelhafte Umbenennung durch Wallraf
Die sich auf das historische Reitervolk der Hunnen beziehende Bezeichnung Quartier des Huns (Hunnen-Quartier) geht wohl auf niemand geringeren als den Kölner Erzbürger Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) zurück. Als der Gelehrte und Rektor der Universität während der Zeit der französischen Besatzung 1812 beauftragt wurde, Vorschläge zu der Übertragung von Kölner Straßennamen in die französische Sprache zu machen, kam ihm wohl der überkommene Hunde-Straßenname „abgeschmackt und lächerlich“ vor. Da im Zuge der Französisierung auch historische Überlieferungen und alte Sprachzusammenhänge geprüft werden sollten, stellte Wallraf nach reiflichen Überlegungen einen Hunnen-Bezug zu dem nahegelegenen Ursulastift her. Der Kölner Legende zum Martyrium der heiligen Ursula nach, war diese samt ihrem Gefolge von elf (oder 11.000) Jungfrauen am Kölner Rheinufer von Hunnen getötet worden (vgl. Signon 2006 und www.koeln-lotse.de).

In dem schließlich 1813 von dem Kölner Verleger Theodor Franz Thiriart (1769-1827) herausgegebenen statistischen Verzeichnis Itinéraire de Cologne verschwand schließlich nicht nur der Hunderücken, sondern auch weitere seinerzeit als anstößig oder ungehörig empfundene ältere Straßennamen (vgl. dazu weitere Beispiele hier).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)

Quelle
Theodor Franz Thiriart (Hrsg.): Itinéraire de Cologne, contenant la statistique abrégée et, par ordre alphabétique, les noms des rues, places, culs-de-sacs, passages, ports, boulevards, portes etc., ainsi que les noms, fonctions ou professions du propriétaire ou locataire de chaque maison et la situation de tous les édifices et de tous les établissements publics de cette ville, Köln 1813 (Wege- und Straßenverzeichnis von Köln, mit einer verkürzten Statistik und alphabetisch aufgereihten Namen der Straßen, Plätze, Sackgassen, Durchgänge, Häfen, Boulevards, Tore usw., sowie den Namen, Funktionen oder Berufen des Eigentümers oder Mieters eines jeden Hauses und der Lage aller Gebäude und öffentlichen Einrichtungen dieser Stadt).

Internet
altes-koeln.de: Auf dem Hunnenrücken (abgerufen 29.04.2025)
koeln-lotse.de: Die Heilige Ursula, Teil I: Ihr Martyrium rettet Köln vor den Hunnen (Uli, der Köln-Lotse vom 21.07.2020, abgerufen 29.04.2025)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 29.04.2025)
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Literatur

Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Gröbe, Volker (2006)
Schildergasse, Alter Markt & Co - Kölner Straßennamen und ihre Bedeutung. München.
Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) Köln.
Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. 92 u. 218-219, Köln.
Wrede, Adam (1984)
Neuer kölnischer Sprachschatz. Mit Anhang: Altkölnisch, Kölnisch-Ripuarisch (3 Bände, 9. Auflage). Köln.

Straße Auf dem Hunnenrücken in Altstadt-Nord

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Auf dem Hunnenrücken
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1202

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Straße Auf dem Hunnenrücken in Altstadt-Nord”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356278 (Abgerufen: 11. Mai 2025)
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