Katholische Kirche Sankt Martin in Niederkirchen bei Deidesheim

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Niederkirchen bei Deidesheim
Kreis(e): Bad Dürkheim
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 24′ 42,84″ N: 8° 12′ 54,49″ O 49,4119°N: 8,21514°O
Koordinate UTM 32.443.068,18 m: 5.473.542,58 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.443.120,79 m: 5.475.292,96 m
  • Vierungsturm (2025)

    Vierungsturm (2025)

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    Außenansicht der Kirche Sankt Martin in Niederkirchen (2025)

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    Altar mit Apsis (2025)

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  • Altarraum (2025)

    Altarraum (2025)

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  • Kirchenschiff mit Orgel (2025)

    Kirchenschiff mit Orgel (2025)

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Die katholische Kirche Sankt Martin in Niederkirchen ist vor allem für Ihr Querhaus und ihren frühromanischen Vierungsturm bekannt. Sie stammen aus dem 11. Jahrhundert.

Geschichte
Die Kirche wurde im 8. oder 9. Jahrhundert gegründet (es wurden Steinplattengräber und trocken gemauerte Grabkammern aus karolingischer Zeit gefunden), jedoch blieb durch die spätere Bautätigkeit von der Urform nichts mehr erhalten. Das Gebäude zeigt mehrere Baustile. Die ältesten Teile sind das Querhaus und der Vierungsturm, die ganz aus kleinen Bruchsteinen erbaut sind. Der mächtige und weithin sichtbare Vierungsturm ist wohl einer der ältesten erhaltenen in Deutschland. Er ruht auf vier Säulen mit einer Grundfläche von je einem Quadratmeter und erreicht eine Höhe von 27 Metern.
Die Säulen sind mit vier romanischen Bögen aus schönem, gelb-rotem Großmauerwerk verbunden, die die Vierung bilden. Die beiden Querhausarme stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Der Bau dieser Teile wird auf 1060 bis 1080 datiert und fällt somit in die gleiche Zeit wie der Bau des Domes zu Speyer und der Klosterkirche Limburg bei Bad Dürkheim. Da die Kirche in einer Luftlinie zwischen diesen Bauwerken liegt, ist es wahrscheinlich, dass die Bauhütten dieser beiden Baustellen auch bei dem Bau dieser Kirche tätig waren. Um etwa 1300 musste dann die romanische Apsis dem hochgotischen Chor weichen. wobei auch die alte Sakristei mit dem Sakramenthäuschen errichtet wurde. Bei dieser Baumaßnahme wurde auch die Vierung und das Querhaus eingewölbt. Im Jahre 1955 wurde dann mit der letzten großen Umbaumaßnahme begonnen, den die Kirche war zu klein geworden. Dabei stellte man fest, dass das alte Kirchenschiff aus zwei Bauabschnitten bestand. Das ältere war 12 Meter lang, das jüngere 24 Meter. Der Neubau das Kirchenschiffes ist, wie man feststellen kann, trotz der Moderne der damaligen Betonbauweise, eine doch recht gut gelungene Anpassung an die historische Bausubstanz.

Im Jahr 2006 wurde das ganze Mauerwerk der Kirche durch umfangreiche und kostenaufwendige Maßnahmen saniert. Dazu musste die ganze Kirche und der Turm eingerüstet werden. Zugleich wurde die Kirche mit einem neuen Anstrich versehen und ist nun ein dominierendes Schmuckstück für das ganze Dorf und den Umkreis. Der Klare Eindruck, den der Kirchenraum vom Westen gesehen auf den Betrachter macht, wurde aber erst dadurch möglich, dass der Hochaltar, der bis dahin im Chor stand, verkauft wurde. Der anfängliche schmerzhafte Verlust des schönen Stückes brachte uns aber eine helle Kirche, bei der kein Schnörkel und kein unnötiger Zierrat die Gedanken der Gläubigen ablenkt.
„Als frühromanische Pfarrkirche ist der bestehende und in seiner ursprünglichen Gestalt hier nachgewiesene Bau jedenfalls von erheblichem Interesse, ist er doch durch Kreuzform, Apsis und großem Vierungsturm von ganz ungewöhnlicher Monumentalität. Die reiche Ausstattung mit Portalen und anderen Steinmetzwerken ... bestätigen diese Bedeutung“ (Kubach, 1960).

Ein seltenes Kleinod aus dem 11. Jh stellt ein Baumeisteratlant das sog.„Heidenmännel“ auf einer der romanischen Säulen der Schallarkaden des Turmes (Südseite) dar. In der Romanik haben die Baumeister an Ihren Gebäuden oftmals solch eine „Marke“ in Form eines Atlanten gesetzt. Ungewöhnlich für einen Atlanten ist jedoch die schlanke Figur und die Haltung der Arme, die hier vor dem Körper verschränkt dargestellt sind. Im Allgemeinen werden Atlanten mit muskulösem Körperbau und erhobenen Armen dargestellt, die einen titanischen Himmelsträger aus der griechischen Mythologie darstellen.

Ausstattung
Der Ambo des Speyerer Künstlers Georg Günther Zeuner (Sandsteinbasis von Raimund Weisbrodt) stellt den wunderbaren Fischfang am See Genesaret (Lk 5, 1-11) dar, als der Apostel Petrus von Jesus vom Fischer zum Menschenfischer berufen wurde. Die Tabernakelstele, auch ein Werk von Zeuner (1983), ist eine Darstellung der Schöpfung, wobei die eucharistischen Gaben Brot und Wein besonders hervorgehoben sind. Die Bronzearbeit Zeuners umkleidet den alten Tabernakel, der früher im Marienaltar stand. Der Altartisch stammt von Raimund Weisbrodt, Niederkirchen. In den Seitenschiffen sind eine Reihe von Heiligenfiguren zu finden. Einige davon wurden nach der Verwüstung durch das französische Revolutionsheer vom Paulusstift in Worms 1806 übernommen. Das Altarkreuz wurde im April 1983 von den Katholischen Frauen Niederkirchens (kfd) gestiftet und stammt aus einem südtiroler Herrgottsschnitzer.
Die oberen, in modernem Stil gehaltenen Fenster zeigen Symbole der sieben Sakramente: im Süden (von Ost nach West) Eucharistie, Taufe, Ölung und Ehe. Im Norden (von Ost nach West) Priesterweihe, Firmung, und Buße. Die beiden oberen westlichen Fenster zeigen Mariensymbole der lauretanischen Litanei, sowie Engel und die Wappen von Niederkirchen und Deidesheim. Die unteren Fenster wurden durch die Familie Hans Maurer, Speyer nach einem Vorschlag von Alois Joh. Plum, Mainz, ausgeführt.

Der Kreuzweg stammt von Matthäus Bayer, München, und zeigt die wesentlichen Aussagen der 14 Stationen. Eine Meditation mit allen 14 Kreuzwegreliefs können Sie hier herunterladen.

Die Orgel ist ein Werk von Paul Zimnol, Kaiserslautern, aus dem Jahre 1964. Die Orgel besitzt zwei Manuale, Schleifladen mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registratur.

Im Glockenstuhl, der aus Eiche besteht und aus dem Jahr 1525 stammt, hängen vier Glocken. Im Jahr 1999 wurde die Glockenanlage restauriert. Der Glockenstuhl war durch sein Alter und durch die Witterungseinflüsse so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass er in Schieflage geriet und nicht mehr sicher war. Bei dieser Gelegenheit wurde die gesamte Glockenstube den neuesten Erkenntnissen gemäß ausgestattet, damit das Geläut und der Stundenschlag gut zu hören sind.

Die Portale wurden vom Kunstschlosser Emil Forler, Landau, nach Vorlagen von Oberbaudirektor Dr. K. Lochner gefertigt und zeigen Motive wie die Haardt, Weinberge, Sonne, Regen, Hahn und betende Hände (Wachet und betet!) Die Türdrücker zeigen die Form von Winzermessern.

Kulturdenkmal
Zur Kirche Sankt Martin gibt es einen Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Bad Dürkheim (Stand Dezember 2024). Der Eintrag lautet:
„Kath. Pfarrkiche St. Martin Hauptstraße 21
Querhaus und Vierungsturm frühromanisch, 2. Hälfte 11. Jh., gotischer Chor um 1300, dreischiffiges Langhaus
1955, Arch. Lochner, Ludwigshafen;
am Außenbau Kriegerdenkmal 1914/18; Rotsandsteinskulptur, Anfang 14. Jh.; spätbarockes Sandsteinkreuz,
bez. 1734, Wiederherstellung 1814, Metallkorpus spätes 19. Jh.“

(Pfarrei Deidesheim, 2025)

Internet
pfarrei-deidesheim.de: Seite zur Kirche St. Martin - Niederkirchen (abgerufen am 05.03.2025)
de.wikipedia.org: St. Martin (Niederkirchen bei Deidesheim (abgerufen am 05.03.2025)

Literatur

Kubach, Hans Erich (1960)
Niederkirchen. Ein Beitrag zur frühromanischen Baukunst des pfälzischen Oberrheingebiets. In: MHVPf 58, o. O.

Katholische Kirche Sankt Martin in Niederkirchen bei Deidesheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 21
Ort
67150 Niederkirchen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Pfarrei Deidesheim: „Katholische Kirche Sankt Martin in Niederkirchen bei Deidesheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356003 (Abgerufen: 5. Juni 2025)
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