Lage
Entstehung der Kendelniederung
Geologische Entstehung der Feuchtwiese
Kulturelle Entstehung der Feuchtwiese
Flora
Internet, Literatur
Lage
Die Feuchtwiese an der Hees liegt im Naturschutzgebiet Grenzdyck (WES-050). Es handelt sich um den geschützten Biotoptyp „Seggen- und Binsenreiche Nasswiese“. Die Fläche beträgt ungefähr 0,6 Hektar und gehört dem Kreis Wesel. Der Hoeckersgraben läuft an der Fläche entlang. Es handelt sich hier um Niedermoorboden über tonigem Lehm. Alle umliegenden Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. Innerhalb von Naturschutzgebieten darf nicht von den offiziellen Wegen abgewichen werden.
Entstehung der Kendelniederung
In den Zeiten, als die Flüsse nicht eingehegt und begradigt waren, diente die Flussaue als natürliche Überflutungsfläche. Durch das Hochwasser lagerten sich hier immer wieder nährstoffreicher Schlamm, Steine, Sand und Lehm ab. Durch das auf und ab des Wassers wurde Material abgetragen und anderswo abgelagert, so dass sich der Lauf des Flusses immer wieder veränderte. Auch die zwei letzten Eiszeiten beeinflussten diesen Prozess. Der mäandrierende (Mäander = dicht aufeinanderfolgende Windungen eines Flussbettes) Urrhein hat hier in der Gemarkung Wardt eine alte Stromrinne hinterlassen, die heute als gewundene Kendelniederung bezeichnet wird. Die Kendel sind ein charakteristisches Landschaftselement des niederrheinischen Tieflandes. Sie sind reich an seltenen Biotopen wie Feuchtwiesen, Kleinseggenriede, Bruchwälder, Bächen, Sümpfen und Niedermooren mit ihren gefährdeten Tier- und Pflanzengesellschaften. Die hier vorherrschenden Gleyböden sind grundwasserbeeinflusst und typisch für Niederungen und Flusstäler. Ihre Ton- und Lehmanteile halten das Wasser an der Oberfläche.
Geologische Entstehung der Feuchtwiese
Die Region Niederrhein ist geprägt von einem feuchten Klima und einer Vielzahl von Wasserläufen, die die Entstehung von Feuchtwiesen begünstigt haben. Historisch gesehen wurden die Feuchtwiesen in der Kendelniederung seit dem Mittelalter als Weideflächen für Vieh genutzt. Die Wiesen boten durch ihre nährstoffreichen Böden und das reichhaltige Pflanzenangebot ideale Bedingungen für die Weidehaltung. Zudem wurden sie auch für die Heugewinnung genutzt, was zur nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen beitrug. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die landwirtschaftlichen Praktiken verändert. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und der Entwässerung von Feuchtgebieten in den letzten Jahrhunderten kam es zu einem Rückgang der natürlichen Feuchtwiesen, was zu einem Verlust an Biodiversität und zu Veränderungen in den Ökosystemen führte.
In den letzten Jahrzehnten hat jedoch ein Umdenken stattgefunden. Naturschutzprojekte und Renaturierungsmaßnahmen wurden initiiert, um die Feuchtwiesen in der Kendelniederung zu erhalten und wiederherzustellen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die ursprüngliche Flora und Fauna zu fördern und die ökologischen Funktionen der Feuchtwiesen zu stärken. Heute sind die Feuchtwiesen nicht nur wichtig für die Landwirtschaft, sondern auch für den Naturschutz und die Erholung. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und tragen zur Erhaltung der regionalen Biodiversität bei. Die Kendelniederung ist somit ein Beispiel für die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur und die Bedeutung von nachhaltigen Nutzungskonzepten.
Kulturelle Entstehung der Feuchtwiese
Die Ausbreitung der Wiesen fand im Mittelalter und der Frühen Neuzeit statt. Die ursprüngliche Bedeutung von Wiese ist „sumpfige Rasenfläche“. Seit der römischen Kaiserzeit wurden Wiesen künstlich bewässert, um sie mit Nährstoffen (Gewässerschlamm) anzureichern und von Schädlingen wie Mäusen und Maulwürfen zu befreien.
Charakteristische Bestandteile der Wässerwiesen sind die Sumpfdotterblume (Caltha palustris), das Wollige Honiggras (Holcus lanatus) sowie das Ruchgras (Anthoxanthum odoratum). Durch die Bewässerung im Winterhalbjahr konnten die weniger erwünschten Sauergräser zurückgedrängt und die erwünschten Süßgräser gefördert werden, die als gehaltvolleres Viehfutter dienten. Unsere Feuchtwiese hat sich also durch die Wechselwirkung von natürlichen Prozessen, wie feuchtes Klima sowie einer Vielzahl von Wasserläufen und menschlicher Nutzung auf einer ehemaligen Niedermoorfläche entwickelt. Andere Niedermoore in ganz Deutschland wurden seit den 1950er Jahren zur Gewinnung von Ackerflächen über Abzugskanäle entwässert und trocken gelegt. Aus diesem Grund kommen die kulturell entstandenen Feuchtwiesen heute nur noch selten vor und sind besonders geschützt.
Flora
Unsere Feuchtwiese konnte aufgrund von Naturschutzmaßnahmen erhalten werden. Sie ist letztes Refugium für Blasen-Segge (Carex vesicaria), Wiesen-Segge (Carex nigra), Sumpf-Labkraut (Galium palustre) und anderen Feuchtezeigern wie beispielsweise Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Röhrige Pferdesaat (Oenanthe fistulosa). Auch die Sumpfkratzdistel (Cirsium palustre), die auf extensive Weidenutzung hinweist, sowie das Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides) sind frequent vertreten. Pflanzensoziologisch gehört diese Wiese dem Verband der Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion) an. Diese werden in der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen in Nordrhein-Westfalen landesweit in die Gefährdungskategorie „stark gefährdet“ gestellt und für das Flachland als „von vollständiger Vernichtung bedroht“ eingestuft. Die Sumpfdotterblume gilt im Nierderrheinischen Tiefland als gefährdet.
Zur Erhaltung dieses artenreichen Schatzes müssen die Feuchtwiesen mindesten einmal im Jahr gemäht oder extensiv beweidet werden.
(Britta Laube, Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V., 2025. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturhistorische Offenlandbiotope“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Kulturlandschaft)
Internet
www.naturschutzinformationen.nrw.de: LANUV, Naturschutzgebiete in NRW (abgerufen am 15.11.24)