Grabmal
Herkunft, Weihe, Kaplanstelle, Pfarrstelle
Schreckenszeit von 1791 bis 1794
Neuanfang und Aufbau
Tod und letzte Ruhestätte
Quellen
Grabmal
Die Inschrift über dem Relief eines Birett tragenden Totenkopfes auf der vierkantigen Spitzsäule des Obelisk ähnlichen Grabmals lautet:
„Da ruhet in der Mitte seiner entschlafenen Pfarrkinder Johannes Heel, geboren in Deidesheim am 25. August 1763, diente dem hiesigen Gotteshause vier Jahre als Caplan und 23 Jahre als Pfarrer, starb am 2. Jänner 1814“.
Auf der Stirnseite des Grabsteinsockels ist diese Widmung eingehauen:
„Des verlebten Verwandten setzten dieses Grabmal seinen rückgelassenen Pfarrkindern zum frommen Andenken. Herxheim am 26. März 1814“.
Das Todesjahr von Pfarrer Johannes Heel (1814) fällt kunsthistorisch in die Zeit des Klassizismus. Der Grabstein entspricht dessen Stilmerkmalen. So trägt der untere Sockelrand ein Blattfries. Die oberen Ecken des Sockels zieren Akroterien, wie sie uns auf griechischen Tempelbauten begegnen, dazwischen eingefügt ist ein flaches Giebelsegment mit einem Stern. Der Aufbau hat die Form eines Obelisks, dem auf der Vorderseite als Halbrelief die Vanitas, der Verweis auf die Vergänglichkeit der irdischen Existenz eingefügt ist, hier in Form des Totenschädels und der Sanduhr. Das Birett auf dem Totenschädel ist der Hinweis auf den priesterlichen Beruf des Verstorbenen. Noch deutlicher wird dies auf der Rückseite, wo der Abendmahlkelch und die Stola auf die priesterliche Handlung bei der Heiligen Messe hinweisen. Die Texte des Aufbaus sind von Lorbeerzweigen gerahmt.
Herkunft, Weihe, Kaplanstelle, Pfarrstelle
Johannes Baptist Heel wurde am 25. August 1763 in Deidesheim geboren. Seine theologische Ausbildung erfuhr er vermutlich am Priesterseminar in Bruchsal. Wahrscheinlich wurde Heel im Frühsommer 1787 zum Priester geweiht. Bereits im Juli desselben Jahres trat er seine Kaplanstelle bei dem damaligen Pfarrer Anthon Mollier in Herxheim an. Als Mollier am 25. Juni 1791 in Herxheim starb, verlieh bereits acht Tage später der Bischof von Speyer dem jungen Geistlichen die Pfarrei Herxheim.
Schreckenszeit von 1791 bis 1794
Während seiner Amtszeit war Pfarrer Heel mit den Exzessen der französischen Revolution konfrontiert. Herxheim gehörte bereits seit 1679 zu Frankreich und somit auch zur ersten aus der Revolution hervorgegangenen Republik. Da Heel den von den katholischen Geistlichen geforderten Eid auf die „Zivilkonstitution“ nicht ablegte, drohten ihm Repressionen. Zunächst hielt er sich im den Anwesen Zotz auf dem Kirchberg verborgen, musste aber um sein Leben bangen und floh sicherheitshalber aus Herxheim in das kurpfälzische Gebiet nach Knittelsheim und pflegte von dort mit seinen Pfarrkindern regen Kontakt. Unterdessen wüteten die radikalen Revolutionäre in Herxheim und verbreiteten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Nachdem bereits im Jahre 1791 das Pfarrgut in Weißenburg versteigert worden war, wurde auch das Kirchengut, welches dem Unterhalt der Kirchengebäude diente, zum größten Teil geplündert. Sämtliche Kruzifixe an Straßen und Wegen wurden niedergeworfen und schwer beschädigt, so auch die Kreuzigungsgruppe auf dem oberen Kirchberg. Das kirchliche Leben kam zum Erliegen. Kirchliche Taufen, Trauungen und Bestattungen wurden ab November 1792 untersagt. Ein Jahr später, am 3. November 1793 wurden die Gottesdienste abgeschafft und durch das „Fest der Vernunft“ ersetzt.
Im Frühjahr 1793 wurde die Umgebung Herxheim Aufmarschgebiet sowohl der französischen Revolutionstruppen als auch der österreichisch kaiserlichen Armee. In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai brach die rheinische Feldarmee der Franzosen aus Jockgrim und Kandel gegen Rheinzabern auf und verdrängte die österreichischen Vorposten. Bei Herxheim und im Ort selbst kam es zu schweren Gefechten. Die Kaiserlichen konnten der Übermacht nicht standhalten und wichen nach Rülzheim aus. Alle Straßen von Herxheim lagen voll von Toten und Verwundeten und allerlei Ausrüstung und Kriegsgerät. Bis in den Juli 1793 kam es immer wieder zu Gefechten insbesondere nördlich Herxheim auf der Linie Insheim Offenbach. In den ersten Monaten 1794 wurde die Pfarrkirche verwüstet, Fenster und Bilder zerstört, die Altäre abgerissen und versteigert, die Orgel schwer beschädigt, Kirchenbänke entfernt. Das Pfarrhaus wurde ebenfalls verwüstet und unbewohnbar gemacht. Auch die Landauer Kapelle erlitt schwere Schäden. Am 30. September 1794 wurde das Kreuz auf der Spitze des Kirchturmes entfernt und durch eine sogenannte „Freiheitskapp“ ersetzt. Mit der Hinrichtung Robespierre am 28. Juli 1794 endete die Schreckensherrschaft. Mit Erlass von neuen Kirchengesetzen bereits in der ersten Jahreshälfte 1794 wurde die Nutzung der Kirchen gestattet.
Neuanfang und Aufbau
Mit dem Ablegen des Amtseides von Jacob Gauly, Ziegeleibesitzer aus der Holzgasse, am 30. Januar 1795 als neuer Bürgermeister, wurde ein Neuanfang gewagt. Er galt als „gemäßigt“ so dass Gegensätze, welche in den letzten Jahren zwischen „Franzosenfreunden“ und „Aristokraten“ (Schimpfwort der Revolutionäre für die katholisch und königstreuen Teile der Herxheimer Bevölkerung) entstanden waren, überbrückt werden konnten. Pfarrer Heel kehrte als „Bürger Heel“ im Laufe des Jahres 1795 nach Herxheim zurück. Er legte am 30. Oktober 1795, „im 4ten Jahr der Franken Republik unterm 8ten Nebelmonath“, seinen Eid auf die französische Verfassung ab. Die Haushaltsvorstände der Gemeinde Herxheim erklärten nach einer Befragung am 13. März 1796 auf dem unteren Kirchberg „mit lauter Stimme der catholischen Religion“ sich und ihre Angehörigen zu bekennen und den „allhiesigen Inwohner Johannes Heel (…) zu ihrem zeitlichen Religionsdiener“ anzunehmen. Ferner wurde mit der Mehrheit von 165 Familienvorständen beschlossen, dass ihr „Religionsdiener“ freie Wohnung im Pfarrhaus, das notwendige Brennholz aus dem Gemeindewald und einen Jahreslohn von 550 Gulden deutsches Geld erhalten soll. Mit dem Aufstieg Napoleons wendete sich ab 1801 die Situation grundlegend zu Gunsten der Kirche aufgrund des Konkordats, welches Napoleon mit dem Heiligen Stuhl am 15. Juli 1801 geschlossen hatte. Die Herxheimer Pfarrkirche knapp 20 Jahren zuvor erweitert, (1777) wurde renoviert, Kirchenbänke und Glasfenster angeschafft, die Orgel instandgesetzt. Die Altäre, welche versteigert worden waren, wurden wiedererrichtet. Eine weitere Glocke wurde in Auftrag gegeben und für 1.500 Gulden gekauft. Das Kreuz auf dem Kirchturm erhielt wieder seinen alten Platz und gab somit den Wandel der Zeit kund. Dies wurde auch hörbar durch das Geläut der beiden Glocken, die nun zum Gottesdienst riefen, den Toten das letzte Geleit gaben und den „Engel des Herrn“ verkündeten. Das Elf-Uhr-Läuten der Gemeinde kündete den Bauern auf dem Felde die baldige Mittags- und Essenszeit an. Die ersten Wegekreuze wurden wiedererrichtet. Die Gemeinde ließ auf eigene Kosten das Pfarrhaus von 1744 renovieren, sie war für dessen Unterhalt verpflichtet.
Tod und letzte Ruhestätte
Die Aufbauarbeit seiner Kirchengemeinde zehrten an den Kräften von Pfarrer Heel. Wie uns eine Statistik der Pfarrei aus dem Jahre 1804 mitteilt, hatte Herxheim im genannten Jahr 2.150 Katholiken, 70 Personen jüdischer Familien und eine protestantische Familie mit fünf Personen. Die Gemeinde versuchte daher Pfarrer Heel einen Kaplan zu verschaffen und gewährte ihm deshalb einen finanziellen Zuschuss, jedoch konnte dieser in den Unterlagen der Pfarrei (Pfarrfaszikel) nicht nachgewiesen werden.
Die Wiederrichtung, der im Jahre 1794 zerstörten Kreuzigungsgruppe auf dem oberen Kirchberg, am 8.September 1813, - im Volksmund „Napoleonskreuz“ genannt -, war wohl ein besonderes Ereignis für Pfarrer Heel, ist doch sein Name auf der Rückseite des Tischsockels eingehauen. „Mit dem Sakrament der Buße, der Eucharistie und der Totensalbung ordnungsgemäß versehen, starb Pfarrer Johannes Heel in der Nacht des zweiten Januartages“, so gibt uns der Eintrag des Pfarrers Joseph Buchholtz, Pfarrer von Landau, in das Totenbuch, „Liber mortuorum“ der Pfarrei Herxheim, Auskunft. Buchholtz testiert, dass der Leichnam im linken Gräberfeld des Gottesackers der Gemeinde Herxheim bereits einen Tag später beigesetzt wurde, bezeugt durch Philipp Jacob Schultz, ludimagistro (Schullehrer) und Georg Hust, vespillone (Leichen- oder Sargträger/Bestatter). Seine letzte Ruhestätte fand Pfarrer Heel in der Grabkammer vor dem Hochaltar im Chor unserer Pfarrkirche.
(Wolfgang Adam, Herxheimer Heimatverein e.V., 2024; mit einer Objektbeschreibung von Klaus Eichenlaub, Herxheimer Heimatverein e.V., 2024)
Quellen
- Egon Ehmer; Nachlaß Ordner H21, H21a und H23, Gemeindearchiv Herxheim.
- Bestattungsregister „Liber mortuorum“ der Pfarrgemeinde „St. Maria Himmelfahrt“ des Jahres 1814.
- Aufzeichnungen von Pfarrer Franz Xaver Kessler (Pfarrer von Herxheim 1898 bis 1922): „Herxheim während der französischen Revolution“.