Steinzeugfabrik Grosspeter & Lindemann

AGROB

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Frechen
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 6,93″ N: 6° 46′ 36,07″ O 50,93526°N: 6,77669°O
Koordinate UTM 32.343.781,97 m: 5.644.979,19 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.554.640,63 m: 5.644.731,57 m
Das Steinzeugwerk Grosspeter-Lindemann produzierte von 1885 bis 1975 am Standort Königsdorf. Bauliche Zeugnisse wurden im nachfolgenden Technologiepark erhalten.

Geschichte: Gemeinsame Anfänge mit Quarzsand und Ton
Das Steinzeugwerk
Quellen, Literatur

Geschichte: Gemeinsame Anfänge mit Quarzsand und Ton
Die Geschichte der Steinzeugfabrik Grosspeter-Lindemann ist eng mit einem weiteren Industriezweig in Frechen verbunden: der Gewinnung von Quarzsand. Der zunächst nur von Landwirten im Kleinstbetrieb als Bausand gewonnene Rohstoff war besonders in der Industrie gefragt und spielte eine wichtige Rolle in der Industrialisierungsphase: So benötigten aufstrebende Gießereien gut aufbereitete und qualitativ hochwertige Quarzsande z.B. für die Produktion von Eisenbahnrädern (Quarzwerke GmbH 2009, S. 8).

Bereits 1880 wurden die beiden Essener Carl Grosspeter und Wilhelm Köhnen, die dort seit 1877 ein Tiefbauunternehmen mit Baumaterialienhandlung betrieben, auf das Frechener Quarzsandvorkommen aufmerksam und kauften das Grundstück „Lenders Busch“ auf. „Der Überlieferung nach gab das Unternehmen Krupp den entscheidenden Hinweis auf das Quarzsandvorkommen (…)“ und „(…) übernahm sogar die Initiative bei der Einrichtung der Sandgrube“ (Quarzwerke GmbH 2009, S. 8). Für den schnellen und günstigen Transport des gefragten Rohstoffes wurde im Oktober 1880 der Bau einer Schmalspurbahn von der Grube bis zum Bahnhof Großkönigsdorf beantragt. Ab 1881 konnte der Sand bis nach Essen verfrachtet werden. Am 10. April 1884 erfolgte schließlich die offizielle Gründung der Firma „Köhnen & Grosspeter, Essen, mit einer Zweigniederlassung in Großkönigsdorf bei Köln“ als Quarzsand-Handelsgesellschaft (Quarzwerke GmbH 2009, S. 6).

1885 entschlossen sich die beiden Unternehmer, zusätzlich in den boomenden Markt der Steinzeugproduktion einzusteigen, und bauten neben ihrem Sandwerk südlich des Bahnhofes und östlich der Augustinusstraße eine Tonröhrenfabrik (Quarzwerke 2009, S. 11). Im Juli 1888 beantragten sie die Errichtung von zwei Brennöfen „zur Herstellung von feuerfesten Steinen, Formsteinen und Drainageröhren“ (Quarzwerke GmbH 2009, S. 13) und konnten den Betrieb schließlich 1892 aufnehmen (Dörner 1953, S. 79). Vier weitere Brennöfen folgten zwei Jahre später (1894) (Quarzwerke 2009, S. 13).
1898 trennten sich die beiden Unternehmer und Carl Grosspeter führte das „Sand- und Thonröhrenwerk Großkönigsdorf, Inhaber C. Grosspeter“ alleine. 1904, ein Jahr vor seinem Tod, wandelte er es in die „Sand- und Steinzeugwerke C. Grosspeter GmbH“ um; danach übernahm sein Sohn Hans Grosspeter das Geschäft (Quarzwerke GmbH 2009, S. 13). 1917 wurde das Werk nochmals umgewandelt in die „Sand- und Steinzeugwerke C. Grosspeter KG“ (Quarzwerke GmbH 2009, S. 19).

1904 hatte der Kölner Bauunternehmer August Lindemann mit den Cöln-Frechener Cristall-Sandwerken ein weiteres Werk in Frechen mit Anschluss an die Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn eröffnet, welches 1905 mit der Sandgewinnung begann (Quarzwerke GmbH 2009, S. 13).
Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierten beide Werke schließlich zur „Grosspeter, Lindemann & Co. KG“, um in den schweren Nachkriegsjahren die Firmen aufrechtzuerhalten (Quarzwerke GmbH 2009, S. 19) - der Plan ging auf. Als Hans Grosspeter 1923 verstarb, wurde Otto Lindemann alleiniger Geschäftsführer. „1945 trat Carl Ludwig Großpeter nach seiner Rückkehr aus dem Krieg in die Geschäftsführung ein, einige Jahre später kam Hans Lindemann dazu“ (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 44).
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Das Steinzeugwerk
Mit einer ersten Fabrikerweiterung 1927 (Kammerofenbau), die sich westlich an den „Altbau“ anschloss (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 45), wurde die Produktion von Steinzeugröhren auf das Dreifache gesteigert (Quarzwerke 1961, S. 2). 1937 folgte der Neubau eines Werkstatt- und Magazingebäudes im Süden der bereits bestehenden Fabrikbauten (Stadtarchiv Frechen 8984/39), Architekt war Walter Reitz aus Köln. Derselbe reichte 1940 Pläne für den Antrag ein, eine neue Tonaufbereitungsanlage errichten zu dürfen (Stadtarchiv Frechen 8983/10, 11, 12, 21; 8982/14, 47). Es folgten 1948 eine Schleifhalle (Diplom-Ingenieure Lohmer und Lohmeyer; Stadtarchiv Frechen 8502/09, 10, 22), ein Bürogebäude 1948 (Stadtarchiv Frechen 8505/09, 10, 11, 26) und eine Arbeitshalle 1950 (Architekt Peter Höschler, Königsdorf; Stadtarchiv Frechen 8987/02, 04, 05).
1953 wurde mit dem Bau des ersten Tunnelofens an der Stelle der 1950 errichteten Arbeitshalle begonnen, zudem sollte das ursprüngliche Fabrikgebäude eine neue Außenmauer mit dem Schriftzug „Grosspeter-Lindemann“ erhalten (Architekt Wilhelm Backmeister, Weilerswist; Stadtarchiv Frechen 8988/01, 03, 06-07, 09, 10, 11, 13, 21; 8987/18). 1956 wurde der zweite Tunnelofen errichtet (Quarzwerke 1961, S. 12) und im Jahr 1959 Erweiterungen an Tonbunker-, Aufbereitungs- und Schleifereigebäude durchgeführt (Stadtarchiv Frechen 8989/04, 11, 12,13, 23, 24, 25, 26; 8983/23).

1964 wurde das Unternehmen, das mit zu den Branchengrößen zählte, von der AGROB übernommen (Stadtarchiv Frechen 8989/04, 11, 12, 13, 23, 24, 25, 26). Der Umstieg auf Erdgas erfolgte im Jahr 1969; vier Jahre später übernahmen Cremer & Breuer sowie Wolf (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 46) das Werk. Jedoch wurde es 1975 stillgelegt, ein Teilabbruch erfolgte im April des Jahres 1990 (Kölner Stadtanzeiger vom 12./13.04.1990), der letzte Teil wurden 2008 abgerissen, um der Realisierung eines Gewerbe- und Technologieparkes und Wohnhäusern Platz zu machen (Kölner Stadtanzeiger vom 10.07.2008).
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(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)

Quellen
  • Stadtarchiv Frechen 8984/39 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8983/10, 11, 12, 21 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8982/14, 47 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8505/09, 10, 11, 26 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8987/02, 04, 05 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8988/01, 03, 06-07, 09, 10, 11, 13, 21 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8987/18 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8989/04, 11, 12, 13, 23, 24, 25, 26 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Stadtarchiv Frechen 8983/23 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Kölner Stadtanzeiger vom 12./13.04.1990: Steinzeug-Fabrikhallen werden geschleift (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
  • Kölner Stadtanzeiger vom 10.07.2008: Mit Bauprojekt endlich am Ziel (von Doris Richters). (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Grosspeter-Lindemann, Stadtarchiv Frechen).
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Literatur

Dörner, Karlheinz (1953)
Die Entwicklung der Steinzeugindustrie im Raume Frechen bei Köln. Köln.
Plück, Christian; Mayerhofer, Bernd; Madsack, Werner; Schumacher, Reinhard / Stadtarchiv Frechen (Hrsg.) (2002)
150 Jahre Frechener Steinzeugindustrie. Frechen.
Quarzwerke (Hrsg.) (1961)
Quarzwerke Grosspeter-Lindemann 1884-1961. Jubiläumsschrift. Frechen.
Quarzwerke GmbH (Hrsg.) (2009)
Quarzwerke. Familienunternehmen seit 125 Jahren (1884-2009). Frechen.

Steinzeugfabrik Grosspeter & Lindemann

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Augustinusstraße
Ort
50226 Frechen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1885, Ende nach 1975

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Nicole Schmitz (2023): „Steinzeugfabrik Grosspeter & Lindemann”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355859 (Abgerufen: 3. Mai 2025)
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