Steinzeugfabrik Rhenania

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Frechen
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 54′ 23,4″ N: 6° 48′ 5,45″ O 50,9065°N: 6,80151°O
Koordinate UTM 32.345.430,94 m: 5.641.729,55 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.556.420,56 m: 5.641.551,20 m
Vor Errichtung einer Steinzeugfabrik betrieb Wilhelm Ceelen, Müller und Landwirt zu Frechen, an diesem Standort am Frechener Bach eine Wassermühle.

Am 12. September des Jahres 1902 beantragte der Besitzer der Frechener Wassermühle, Wilhelm Ceelen, einen Ziegelofen für den Feldbrand errichten zu dürfen (Stadtarchiv Frechen, 203/131). Etwa ein halbes Jahr später, im März 1903, beantragte er, auf seinem Grundstück eine Tonrohrfabrik bauen zu dürfen. Diese sollte mit vier Kammeröfen, einem Kamin sowie einem Trockenschuppen ausgestattet sein (Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1413 fol. 01, 08, 19). Im Juli 1903 haben die Gebäude Sockelhöhe erreicht. Zusätzlich beantragte Ceelen im April 1903, sein Grundstück an der Provinzialstraße (heute Dürener Straße) / Ecke Wilhelmstraße mit einem Drahtzaun versehen zu dürfen - dies wurde ihm am 30. April 1903 genehmigt (Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1412, fol 02-04).

Er beendete den Bau jedoch nie. Als neuer Eigentümer der „Thonröhrenfabrik Joh. Ochs“ stellte Johann Ochs (Köln) am 24. Februar 1906 den Antrag, weitere Gebäude (Maschinenhaus, Werkstellen Speisesaal sowie einen Wasch-und Baderaum) errichten zu dürfen (Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1413, fol. 27, 29). Ebenfalls beantragte er die Erlaubnis für den Bau eines Kesselhauses samt Dampfkesselanlage (Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1411, fol. 49-52).

Noch im selben Jahr 1906 ging die Tonröhrenfabrik unter dem Namen „Steinzeugfabrik Rhenania“ (Schliski 1983, S. 8) an fünf Gesellschafter aus Köln (Dörner 1953, S. 81):
  • Jean Ochs, Brauereibesitzer,
  • Jean Dahmen, Rentner,
  • Adam Herriger, Kaufmann,
  • Peter Josef Bollmann, Baugewerksmeister,
  • Johann Josef Schmitz, Kaufmann zu Köln, Meister-Gerhard-Str. 2.

Die Betriebseröffnung erfolgte im Mai 1906 mit vier Mitarbeitern - 1907 wurden bereits 40 Personen beschäftigt (Stadtarchiv Frechen, Akte 192 fol. 3,4).
Die Fabrik wurde nach und nach um weitere Öfen und Gebäude erweitert. Am 18. August 1920 schließlich verkauften die wohl in Geldnot geratenen und untereinander zerstrittenen Gesellschafter die Steinzeugfabrik Rhenania an die Geschwister Wolf (Schliski 1983, S. 52)
Einer der Brüder, Johann Josef Wolf, zog nach seiner Hochzeit mit Dr. Maria Sibilla Wolf (geborene Geusgen) 1923 (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 85 u. 92), in die Wassermühle auf dem Gelände der Steinzeugfabrik. An der Werkseinfahrt ließen sie jedoch zwischen 1925 und 1927 ein neues Wohnhaus (Dürener Str. 52) errichten, welches sie nach seiner Fertigstellung bezogen. Die Wassermühle wurde bis 1927 abgerissen (Zeitungsartikel vom 29.04.1927), um weiteren Baumaßnahmen in den Jahren 1925 bis 1935 Platz zu machen: So konnte das Werk seine Kapazität auf 15.000 Jahrestonnen ausweiten (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 84).

Ein Großbrand am 23. Oktober 1944 (100 Jahre Feuerwehr Frechen, S. 88 und 85 Jahre Freiwillige Feuerwehr Frechen S. 107) vernichtete den Altbau der Fabrik Rhenania (Schliski 1983, S. 102). Beim Wiederaufbau wurde ein Kammerringofen der Firma Ooms-Ittner mit 18 Kammern, betrieben durch Generatorgas aus Braunkohle, errichtet (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 84). Mit dem Bau eines ölbetriebenen Tunnelofens (Fa. Ooms-Ittner) 1964 konnte die Jahresleistung auf 30.000 Jahrestonnen verdoppelt werden (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 84). 1965 erfolgte die Umstellung auf Gasbefeuerung (Kölner Stadtanzeiger vom 09.08.1965).

1984 wurde das Werk aufgrund rückläufiger Absatzzahlen zugunsten des Werkes Kalscheuer & Cie. an der Kölner Straße, welches durch Zukauf am 24.05.1953 zur sogenannten „Wolf-Gruppe“ gehörte (Schliski 1983, S. 158), stillgelegt. Dieses wurde vom Miteigentümer Heinrich Wolf II nun in „Rhenania“ umbenannt (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 91). Der Abbruch der Kamine erfolgte 1984, sämtliche Produktionsgebäude wurden im Frühjahr und Herbst 1987 abgerissen.

Das Gelände wird heute von Fachmarktzentren und Supermärkten genutzt.

(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)

Quellen
  • Stadtarchiv Frechen, 203/131 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1413 fol. 01, 08, 19 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1412, fol 02-04 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1413, fol. 27, 29 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 1411, fol. 49-52 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Stadtarchiv Frechen, Akte 192 fol. 3,4 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Kölner Stadtanzeiger vom 09.08.1965: Weniger Staub auf Frechen (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Kölnische Rundschau vom 16.12.1965: Belästigungen durch Fabrik werden nach Protest der Bürger begrenzt, von Eberhard Schenke). (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Kölner Stadtanzeiger vom 16.12.1965: Bürger heizten Tunnelofen ein (von Harald Ojasson) (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)
  • Zeitungsartikel vom 29.04.1927: Die Frechener Mühle (Stadtarchiv Frechen, BS. 276, 8193) (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Rhenania, Stadtarchiv Frechen)

Literatur

Dörner, Karlheinz (1953)
Die Entwicklung der Steinzeugindustrie im Raume Frechen bei Köln. Köln.
Feuerwehr der Stadt Frechen (Hrsg.) (2000)
100 Jahre Feuerwehr Frechen: 1900-2000. Frechen.
Göbels, Karl (1971)
Rheinisches Töpferhandwerk. gezeigt am Beispiel der Frechener Kannen-, Düppen- und Pfeifenbäcker. o. O.
Plück, Christian; Mayerhofer, Bernd; Madsack, Werner; Schumacher, Reinhard / Stadtarchiv Frechen (Hrsg.) (2002)
150 Jahre Frechener Steinzeugindustrie. Frechen.
Schliski, Heinz; Funken, Heinrich (1984)
Die deutsche Steinzeugindustrie. Urkunden, Dokumente und Quellen zur Geschichte ihrer Organisationsformen und Zusammenschlüsse. Köln.

Steinzeugfabrik Rhenania

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Dürenerstraße
Ort
50226 Frechen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1903 bis 1906, Ende nach 1984

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Nicole Schmitz (2023): „Steinzeugfabrik Rhenania”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355856 (Abgerufen: 2. Mai 2025)
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