Was uns der Grabstein verrät
Der mächtige Grabstein aus rotem Sandstein in Kreuzesform erinnert an das Ehepaar Wieser und deren beiden Töchter, die hier auf den Herxheimer Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben. Von den beiden Söhnen ist nach heutigem Stand nichts bekannt. Dr. Otto Wieser starb am 7. April 1947 und seine Frau Maria Josepha am 2. September 1952. Die Tatsache, dass Otto Wieser über 40 Jahre als Arzt in Herxheim wirkte, ist nicht der Grund für die Aufnahme seines Grabes in diesen Rundgang. Es ist vielmehr der Umstand, dass er der Villa Wieser, dem kulturellen Dorfmittelpunkt Herxheims, den Namen lieh und dieser so in aller Munde ist. Die Villa hätte ja auch nach ihrem Erbauer Villa Peters oder nach dem nachfolgenden Besitzer Villa Schmitt benannt werden können.
Wer war Otto Wieser?
Otto Wieser, am 26. Oktober 1876 in Freudenberg bei Siegen geboren, kam am 27. Juli 1903 nach Herxheim und übernahm die Arztstelle der bisherigen Ärzte Eduard Schmitt, Vater und dann Sohn. Otto Wieser war evangelisch, seine Frau Maria Josepha katholisch. In der Ehe Wieser wurden vier Kinder geboren, die im katholischen Glauben erzogen wurden: Elisabeth Wieser 1904 und Gertrud Wieser 1908 sowie die Söhne Ernst und Karl. Schon im Jahre 1903 konnte die junge Familie Wieser mit 30.000 Mark die Villa Dr. Schmitt erwerben. Der junge Arzt hatte bald einen guten Namen im Dorf. Den Leuten gefiel seine heitere Art. In dem neugotischen Anbau auf der rechten Seite der Villa konnten die evangelischen Herxheimer bis in das Jahr 1961 ihre Gottesdienste halten. Im Winter brachten sie Brennholz mit, der benachbarte Apotheker Munzinger, ebenfalls evangelischer Christ, spielte auf dem Harmonium die Kirchenlieder und der zuständige Pfarrer aus Erlenbach konnte in der Apotheke vor dem Gottesdienst den Talar anlegen. (Herxheim zählte im Jahr 1905 knapp 3800 Einwohner, darunter etwa ein Prozent evangelische Christen und etwa 20 Israeliten).
Was hinterließ Otto Wieser der Stadt?
Nach dem Tod von Dr. Wieser übernahm für kurze Zeit Dr. Martin Oskar Lutz aus Landau ab September 1948 die Praxis. Das Hauptgebäude der Villa wurde von der Tochter Gertrud Wieser bewohnt, das Dachgeschoss wurde vermietet. Nach Gertruds Übersiedlung in das Herxheimer Altenzentrum St. Josef stand die Villa längere Zeit leer. Sie wurde zeitweise von Obdachlosen als Nachtlager aufgesucht und drohte zu verfallen. In längeren Verhandlungen mit Frau Gertrud Wieser gelang es der Gemeinde Herxheim im Dezember 1980 deren Erbteil zu erwerben. Schließlich konnte am 24. August 1981 von der Erbengemeinschaft Ernst Wieser die Villa und das Grundstück zum Restkaufpreis erworben werden. Damit war die die Gemeinde Herxheim im Besitz des 1855/56 von Leonhard Peters erbauten Schlösschens und konnte dieses zum heutigen Dorfmittelpunkt gestalten.
(Zusammengestellt von Klaus Eichenlaub, Herxheimer Heimatverein e.V., nach einer Veröffentlichung von Egon Ehmer, 2024)
Quelle
Egon Ehmer: Beitrag zu Dr. med. Otto Wieser, in: Mitteilungsblatt Herxheim 50/2012