Die Inschrift lautet:
INRI (oberer Balken)
1714/ JOHANNES/ BRACHTE/ NDORF V(nd)/ S(eine) H(aus) F(rau) CAT/ ARINA/ AVF KER/ GES HOF
Lukas Brachtendorf, einer der Nachfahren von Johannes und Katharina Brachtendorf von den Kergeshöfen, hat das Kreuz vor ein paar Jahren sorgfältig vom Grünbelag entfernt.
Er schreibt zu diesem Kreuz:
„Unter einem Kruzifix ist in einer Vase ein Blumenspross, eine sog. “Dreiblume„, dargestellt. Darunter die Inschrift: 1714 IOHANNES BRACHTENDORF V S H F CATARINA AVF KERGES HOF.
(V S H F steht für “und seine Hausfrau„ - wobei Hausfrau der damals gewöhnliche Ausdruck für Ehefrau war).
Es ist ein typisches Votivkreuz aus Eifelbasalt, wie es in früheren Jahrhunderten vielfach aus Frömmigkeit und Dankbarkeit errichtet wurde. Die Werkstätten mit begabten Steinmetzen lagen im Mayener/Mendiger Raum. Besonders ist hier die Symbolik: Blumen sind ein Symbol des Lebens, des Wachstums und der Fruchtbarkeit. Die drei Sprossen mit den drei Blüten weisen auf die Dreifaltigkeit als christliches Heils- und Vollkommenheitszeichen hin, zudem deuten die Blütenzweige bereits eine Kreuzform an. Das Blumengefäß repräsentiert den Menschen mit seinem zerbrechlichen, vergänglichen Leib.
Die Stifter des Kreuzes waren die Hofpächter-Eheleute vom etwa 700 Meter entfernt liegenden Kergeshof. Der Hof mit stattlichen umliegenden Besitzungen gehörte den Grafen von der Leyen.
Johannes Brachtendorf, geboren 1666 in Metternich, ist seit 1688 auf dem Kergeshof bezeugt und heiratete wohl Anfang der 1690er Jahre Catarina, die (einzige) Tochter des Hofpächters Hermann Fröhlich. Späterhin übernahm er vom Schwiegervater den Hof. Fünf Kinder der Eheleute Brachtendorf sind überliefert, die jüngste Tochter wurde 1713 geboren. Vielleicht war es die Freude und Dankbarkeit über diese Geburt, vielleicht auch die langersehnte Beendigung kriegerischer Auseinandersetzungen (Ende des spanischen Erbfolgekrieges) oder aber ihre generelle Frömmigkeit, die die Kergeshöfer Eheleute zum Erstellen des Kreuzes im Jahre 1714 veranlasste.
Ob Johann und Catarina Brachtendorf sich hätten vorstellen können, dass noch heute ihre Nachkommen, die mittlerweile 12. Generation “Brachtendorfs„, auf dem Kergeshof leben? Und dass ihr Kreuz auch noch nach über 300 Jahren steht? Hier, an der Schwelle der Moselhöhen zum Maifeld-Plateau. Mit Aussicht auf den Kergeshof, die nahen Hunsrückhöhen mit Bleidenberg und Ehrenburg einerseits - die fernen Hügel der Osteifel andererseits.
Wenn man sich vorstellt, wer alles in dieser langen Zeit in Fuhrkarren, zu Fuß, auf Pferden, Zwei- und Vierrädern das Kreuz passiert hat... das Kreuz könnte viele Geschichten erzählen.“
(Irmgard Schröder, Münstermaifeld, 2024)