Klottener Wein- und Naturlandschaften

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Cochem, Kail, Klotten
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 09′ 50,68″ N: 7° 11′ 1,86″ O 50,16408°N: 7,18385°O
Koordinate UTM 32.370.289,31 m: 5.558.452,83 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.584.630,76 m: 5.559.330,49 m
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    Klottener Wein- und Naturlandschaften

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    Fähre in Klotten

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Der Weinort Klotten liegt im oberen Abschnitt der Terrassenmosel. Steile Weinberge prägen die südexponierten Hänge. Großflächige Querterrassen erleichtern die Bewirtschaftung und erhöhen die Artenvielfalt. Im Zentrum des Leuchtpunktes thront die Burg Coraidelstein auf dem Burgberg.
Klotten ist von zahlreichen Naturschutzflächen und -gebieten umgeben. Das älteste Naturschutzgebiet an der Mosel befindet sich in unmittelbarer Nähe. Im Ort hat Naturschutz Tradition. Die Einheimischen unterstützen die Bewahrung der Natur und die Pflege der Schutzgebiete. So machen sich die „Jungen Alten“ seit Jahren um neue Möglichkeiten des Landschaftserlebens und die Weitergabe ihres Wissens über Natur und Kultur verdient.

Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild
Zwischen Cochem und Klotten wandelt sich das Landschaftsbild der Mosel. Fortan bleibt der Flussverlauf - im Unterschied zur Mittelmosel mit ihren zahlreichen engen Windungen und Schleifen - bis zur Mündung in den Rhein geradlinig bis leicht geschwungen. Die Umgebung von Klotten ist typisch für die Terrassenmosel. Schroffe Felsen und Steilhänge begrenzen den Talraum. Unterbrochen werden die Moselhänge durch zahlreiche tiefeingeschnittene Seitentäler, die ganz andere klimatische Bedingungen aufweisen. Die Vielfalt der Täler führt so zu einem besonderen Reichtum an Lebensräumen, Pflanzen- und Tierarten.
Neben den naturnahen Talhängen prägen Weinbauflächen an den steilen Hängen das Landschaftsbild um Klotten. Diese sind zum großen Teil nur sehr aufwändig und mühsam zu bewirtschaften. Deshalb werden seit wenigen Jahrzehnten Querterrassen angelegt. Sie wechseln sich mit der traditionellen Bewirtschaftung in Falllinienrichtung ab. Durch die dauerbegrünten Böschungen der Querterrassen und die horizontale Anordnung der Rebreihen hat sich das Landschaftsbild besonders entwickelt. Für die Tierwelt stellen die Querterrassen einen deutlich verbesserten Lebensraum dar.
Das nordöstlich von Klotten im Leuchtpunktgebiet gelegene Naturschutzgebiet Dortebachtal ist bereits 1930 ausgewiesen worden und damit das älteste an der Mosel. Das Seitental ist im Unterlauf bis zur Mosel sehr tief eingeschnitten. Zusammen mit den stark strukturierten und vielfältigen Hängen bis zum Burgberg und in der Rabenlei steht das Naturschutzgebiet für die Naturnähe des Leuchtpunktes. Auf der gegenüberliegenden Moselseite erstreckt sich zudem in unmittelbarer Nähe zum Leuchtpunkt das NSG Pommerheld. Die bewaldete, durch zahlreiche Seitentäler gegliederte Talflanke stößt direkt ans Moselufer, ohne durch Verkehrswege davon getrennt zu sein. Weitere Naturschutzgebiete sind in der Umgebung ausgewiesen.
Die Waldflächen und felsigen Talhänge entlang der oberen Hangtafel sowie das Dortebachtal sind Teil des europäischen Schutzkonzeptes Natura 2000. Sie liegen sowohl im Vogelschutzgebiet „Mittel- und Untermosel“ als auch im FFH-Gebiet „Moselhänge und Nebentäler der unteren Mosel“. Der Leuchtpunkt befindet sich vollständig im
Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet Schweich bis Koblenz“. Neben den Schutzgebieten bestehen zahlreiche geschützte Biotopflächen mit Felsen, Trocken- und Schluchtwäldern sowie wärmeliebenden Gebüschen an den Talhängen.

Entstehung/Geologie
Mit den zahlreichen Felsen aus Schiefer und Quarzit tritt die Geologie um Klotten im besonderen Maße an die Oberfläche. Seinen Ursprung hat das anstehende Grundgestein, wie das ganze rheinische Schiefergebirge, im geologischen Zeitalter des Devons. Mächtige Sedimentschichten wurden seinerzeit in einem großen Flachmeer abgelagert. Durch hohe Temperaturen, Druck und tektonische Bewegungen entstand aus sehr feinkörnigen Sedimenten Tonschiefer, aus mehr sandigen Ablagerungen Quarzit.

Klima
Durch die Kombination von sonnenexponierten steilen Felshängen und eher feucht-kühlen Seitentälern entsteht die charakteristische abwechslungsreiche Landschaft mit unterschiedlichsten kleinklimatischen Verhältnissen. Durch die überwiegend nach Süden ausgerichteten Moselhänge mit hoher Sonneneinstrahlung finden sich in Klotten beste Weinanbaubedingungen.

Flora
Die Artenvielfalt im Leuchtpunkt wird durch die Vielzahl auf engstem Raum verzahnter Sonderstandorte mit unterschiedlichsten Biotopen begünstigt: Weinberge an südexponierten, sonnigen Steilhängen mit Wärme speichernden, steinigen Schieferböden und Trockenmauern. Schattige, feucht-kühle Seitentäler mit Bachläufen (z.B. NSG Dortebachtal). Hochebene mit artenreichen Magerwiesen, mit Schafsbeweidung biotopgerecht gepflegt (Klottener Schellberg). Moselufer mit Flachwasserzonen, Auwald, bewaldeten Hängen, alten Streuobstbeständen, Weideflächen und Seitentälern (z.B. im naheliegenden NSG Pommerheld).
Unter den zahlreichen seltenen bzw. geschützten Pflanzenarten heben sich die natürlichen Buchsbaumbestände (Buxus sempervirens), Diptam (Dictamnus albus) oder die Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) hervor. Orchideen, wie das Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) und die Orchidee des Jahres 2013, das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) befinden sich im Kuppenbereich oberhalb der Querterrassen.
In den wärmeliebenden Gebüschen entlang der oberen Hangkante wachsen nach Angaben des Biotopkatasters Kennarten wie Felsenkirsche (Prunus mahaleb), Mitteleuropäische Felsenbirne (Amelanchier ovalis), Berberitze (Berberis vulgaris) oder Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare). In den Felsgebüschen und Felsfluren finden sich zudem lokale Vorkommen von Französischer Ahorn (Acer monspessulanum), Gewöhnliche Zwergmispel (Cotoneaster integerrimus), Traubige Graslilie (Anthericum liliago), Seidiger Feld-Beifuß (Artemisia campestris ssp. lednicensis), Nickendes Leimkraut (Silene nutans), Gold-Aster
(Aster linosyris), Bergfenchel (Seseli libanotis), Weiße Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), Schwarzer, Braunstieliger und Nördlicher Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum, A. trichomanes u. A. septentrionale), Milzfarn (Asplenium ceterach) oder Wimper-Perlgras (Melica ciliata).

Fauna
So vielfältig und extrem die Biotopstrukturen sind, so besonders ist auch die Fauna im Leuchtpunktgebiet. Die Schmetterlinge sind mit geschützten Arten wie dem nur an der Terrassenmosel vorkommenden Apollofalter (Parnassius apollo vinningensis), der Spanischen Flagge (Callimorpha quadripunctaria), dem Segelfalter (Iphiclides podalirius) oder dem Kleinen Schillerfalter (Apatura ilia) sehr augenfällige Vertreter der Insektenwelt. Die streng geschützte Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger) lebt eher versteckt, ist aber ebenso vertreten. Sie kommt innerhalb Deutschlands nur in wenigen Weinanbaugebieten in Rheinland-Pfalz vor und wird auf der Roten Liste als stark gefährdet geführt. Nicht zu unterschätzen sind die Weinberge als Lebensraum für Insekten. In einem Forschungsprojekt unter Beteiligung des DLR Mosel zur Biodiversität in Weinbausteillagen wurden im Untersuchungsgebiet Klotten-Treiser-Moseltal 58 Tagfalterarten und 178 Wildbienenarten in den Weinbergslagen erfasst. 30 % der nachgewiesenen Wildbienenarten, sowie 52 % der Tagfalterarten gelten nach der Roten Liste Deutschlands (inkl. Vorwarnliste) als gefährdet. Bemerkenswert: Auf Querterrassen wurden fast doppelt so viele Arten und Individuen von Wildbienen und Tagfaltern gefunden wie in Rebanlagen ohne begrünte Böschungen.
Unter den Reptilien ist die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) besonders zu erwähnen. Daneben kommen mit Mauereidechse (Podarcis muralis), Zauneidechse (Lacerta agilis) und Schlingnatter (Coronella austriaca) weitere geschützte Reptilienarten vor. Die vom Aussterben bedrohte Zippammer (Emberiza cia) ist der Charaktervogel strukturreicher Weinberge. Ebenso existenzbedroht ist das Haselhuhn (Bonasa bonasia), das in den krüppelwüchsigen Trockenwäldern und Eichen-Niederwäldern vermutet wird. Rotmilan (Milvus milvus) und Schwarzmilan (Milvus migrans) sieht man hingegen regelmäßig auf Nahrungssuche hoch über der Mosel gleiten. Während der Grünspecht (Picus viridis) häufiger im Halboffenland zu beobachten ist, ist der Schwarzspecht (Dryocopus martius) eine typische Art struktur- und totholzreicher Wälder der Moselhänge.

Wein, Kultur, historische Bauten
Der Weinbau hat in Klotten eine nachgewiesene jahrhundertealte Tradition. Überliefert ist eine Schenkung eines Weinbergs nebst Winzer (!) an den Erzbischof Willibrord im Jahr 698. Die beiden markanten Punkte des Ortsbildes, der Burgberg mit der Ruine der mittelalterlichen Reichsburg Coraidelstein und der Kirchenbau von St. Maximin, repräsentieren die weltliche und geistliche Herrschaft, unter der diese Tradition bewahrt und weiterentwickelt wurde. An die zentrale Weinlage „Burg Coraidelstein“ am Hang des Burgberges und den Berghängen oberhalb des Ortes schließen sich auf beiden Seiten die Weinlagen „Brauneberg“ und „Rosenberg“ an.
Eine der traditionsreichsten historischen Weinlagen liegt am Rosenberg, der in seinen Steillagen, abgeschirmt hinter der Bahnlinie verborgen, eine sehr starke Terrassierung aufweist und Zeugnis dafür ablegt, wie mühsam den schroffen Berghängen die Weinlagen zum Teil abgerungen, durch aufwändige Mauerarbeiten gesichert und über Treppenbauten zugänglich gemacht werden mussten. Der Rosenberg gehört zu den ausgewählten Historischen Weinbaulandschaften an der Mosel, die bis heute traditionelle Strukturen und Bewirtschaftungsweisen bewahrt haben.
Neben dem vorherrschenden Weinbau in Falllinie sind inzwischen auch mehrere großflächige Bereiche in höheren Steillagen mit Querterrassierungen zu finden. Viele ehemalige Rebflächen sind allerdings aus der Nutzung gefallen und verbuschen zusehends.

Der Leuchtpunkt wird auf seiner gesamten Länge von der Etappe 19 des Moselsteigs gequert. Darüber hinaus führen acht lokale Rundwege mit 2-6 Stunden Wanderzeit von Klotten aus in verschiedene Bereiche des Leuchtpunktgebietes. Unterhalb des Leuchtpunktes verläuft der Moselradweg.

(Beate Barden, Simone Münich, Carsten Neß, Klotten, 2024)

Klottener Wein- und Naturlandschaften

Schlagwörter
Ort
56812 Klotten
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Beate Barden, Simone Münich, Carsten Neß: „Klottener Wein- und Naturlandschaften”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355586 (Abgerufen: 31. Mai 2025)
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